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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition)
Autoren: Jan von der Bank
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nicht aus dem Ruder zu laufen.
    Gleichzeitig bemerkte Ole auch, warum sie so höllisch schnell waren. Im Strömsund gab es, was ihm vermutlich zu seinem Namen verholfen hatte, eine starke Strömung, die jedoch zum Glück in ihre Richtung setzte. Gut und gerne zweieinhalb Knoten, schätzte Ole, die noch zur eigentlichen Bootsgeschwindigkeit hinzuaddiert werden mussten. Was ihnen im Moment aber nur recht sein konnte!
    »Was macht das Schnellboot?«, fragte Ole.
    Er selber traute sich nicht, den Blick nach hinten zu wenden.
    »Ich kann nur noch ihre Antennen sehen … Aber es sieht so aus, als ob sie immer noch daliegen!«
    Ole runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten? Waren seine Gebete erhört worden und Richard hatte das Schnellboot bereits auf einen Stein gesetzt? Das wäre zu famos, um wahr zu sein.
    »Nein warte … Sie blasen gerade eine Menge Qualm in die Luft … Und drehen in unsere Richtung!«
    Ole nickte grimmig.
    Jetzt ging es nur noch darum, wie lange das Schnellboot für seinen Umweg durch den nördlich von ihnen liegenden Torsöfjord brauchen würde.
    Und natürlich darum, dass Ole kein Fehler beim Steuern unterlief.
    Als sie die Mitte des Sundes erreicht hatten, begann das Wasser immer heller und flacher zu werden, und Ole spürte, wie seine Muskeln sich schmerzhaft verspannten. Lieber Gott, dachte er, wirf uns jetzt bitte keine Steine in den Weg!
    »Sie holen auf!«, rief Lina, die noch immer ihre Verfolger im Auge behielt.
    Jetzt wagte auch Ole einen kurzen Blick über die linke Schulter. Store Hejen, die lang gestreckte Schäre zu ihrer Linken, war hoch genug, um den Rumpf und die Aufbauten des Schnellbootes zu verbergen. Aber die Abgasfahne war deutlich über dem Felsrücken auszumachen.
    Ole spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Es würde knapp werden.
    Der hintere Teil des Strömsundes war der schmalste. Mehrfach musste Ole sich die schweißnassen Handflächen an der Hose abwischen. Was sie hier taten, war heller Wahnsinn. Die steilen Ufer kamen ihnen jetzt so nah, dass die Gefahr bestand, die Großschot am Ende des weit auskragenden Großbaumes um einen Felsen zu haken und damit den Mast herunterzureißen, so dass Lina sicherheitshalber die Großschot dichter ziehen musste.
    Je weiter sie kamen, desto klarer zeichnete sich ab, dass Oles schöner Plan nicht aufgehen würde.
    Wenn überhaupt, dann würden sie mit einem Vorsprung aus dem anderen Ende des Strömsundes herauskommen, der so knapp war, dass das Schnellboot ihn in wenigen Minuten aufgeholt haben würde.
    »Dann müssen wir eben wieder zurück!«, antwortete Lina, als Ole ihr seine Sorge offenbarte.
    Ole überlegte. Noch einmal zurück durch den Sund? Warum nicht! Was hatten sie schon zu verlieren? Außer, dass das Schnellboot wenden und sie abermals am anderen Ende erwarten würde?
    »Also gut!«, nickte er. »Mach dich klar zur Wende!«
    Die Lotten schoss aus der nördlichen Einfahrt des Strömsundes heraus, und sowie die Ufer weit genug auseinandergewichen waren, gab Ole das Kommando zur Wende.
    »Re!«
    Die Yacht luvte an, ging mit dem Bug durch den Wind und fiel dann in Gegenrichtung so weit ab, bis sie in ihrem eigenen Kielwasser zurücksegelte.
    Dieses Mal jedoch hatten sie die Strömung gegen sich und kamen längst nicht mehr so schnell voran.
    Nachdem er Lina geholfen hatte, das Vorsegel auf der neuen Seite dichtzuholen und zu belegen, riskierte Ole einen Blick auf ihre Verfolger.
    Noch befand sich der hohe Rücken von Store Hejen zwischen ihnen. Aber deutlich genug war zu erkennen, dass das Schnellboot in dieselbe Richtung weiterfuhr, anstatt ebenfalls zu wenden. Ein äußerst unerfreuliches Gefühl beschlich Ole. Richard führte etwas im Schilde! Etwas, das Ole noch nicht durchschaut hatte.
    Dem war tatsächlich so.
    Als die Lotten ein knappes Viertel der Strecke im Strömsund zurückgelegt hatte, sahen sie hinter sich, wie das Schnellboot um das nördliche Ende von Store Hejen herumbog und auf den Ausgang des Strömsundes zuhielt. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte ihnen Korfmann tatsächlich in die schmale Rinne folgen. Aber dann stoppte das Schnellboot mit lautem Fauchen der Motoren kurz vor dem engen Felsentor auf.
    Gleichzeitig waren zwei Marinesoldaten zu erkennen, die auf dem Vorschiff das leichte, portable MG in seine Halterung montierten. Seltsamerweise schienen sie es dabei nicht sonderlich eilig zu haben. Als würde es nicht mit zunehmender Distanz schwieriger, die Yacht zu treffen, dachte Ole
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