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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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noch einmal überbürsten. Lächelnd betrachtete sich Jan dann im Spiegel, und seine blauen Augen strahlten. Dann holte er aus einer Schmuckschatulle den Ring seiner Mutter. Viel zu lange verwahrte er ihn schon dort. Es war an der Zeit, ihn der Frau an den Finger zu stecken, die seine Seele berührt hatte. Mit bangem Herzen machte er sich auf den Weg.
    Trine ließ ihn ein und begrüßte ihn leise. Ihre Augen schauten angstvoll zu ihm auf, und zum ersten Mal fiel ihm auf, wie klein die Zofe war. Er sah ihre Hände, die abgearbeitet und zerfurcht schienen, und entdeckte einen Ring an ihrer rechten Hand, der ihm noch nie zuvor aufgefallen war. Jan streifte der Zofe das Schmuckstück ab und betrachtete es. An der Innenseite des Rings befand sich eine Gravur. In Treue JH war dort zu lesen und dann noch ein Datum: 6. Juli 1415. Milde lächelnd sah der Böhme auf. Stolz blitzte in Trines Augen. Jan gab ihr kommentarlos das Schmuckstück zurück.
    »Wenn ich einmal nicht mehr bin, soll Gretchen diesen Ring bekommen«, bat Trine mit fester Stimme.
    »Ich werde dafür sorgen. Du hast mein Wort als Ritter«, versprach Jan, und seine Hand wanderte zu dem Schmuckstück in seiner Tasche. »Alles wird sich zum Guten wenden«, flüsterte er.
    »Wenn wir nur stark sind im Herrn«, ergänzte Trine.
    Der Böhme nickte, streckte sich und blickte über Trine hinweg zu der offenen Tür, hinter der er Margarethe wusste. »Ich möchte allein mit ihr reden.«
    Trine sah ihn mit einem Ausdruck an, der Jan klarmachte, dass sie über seine Gefühle Bescheid wusste. Sie knickste und verließ den Raum.
    Entschlossen betrat Jan Margarethes Schlafgemach. Sehr blass und in sich gekehrt starrte die Rothaarige aus dem Fenster. Als sie ihn bemerkte, brach sie sofort wieder in Tränen aus. Er nahm sich einen Hocker, setzte sich neben sie und wartete. Erst als sie sich halbwegs beruhigt hatte, ergriff er ihre Hand und sah sie ernst an.
    Lange saßen sie schweigend Hand in Hand nebeneinander. Doch dann hielt es der Ritter nicht länger aus. »Neulich auf dem Turm, da hast du mir geraten, ich solle der Frau, die für mich alles Glück dieser Welt bedeutet, sagen, was ich für sie empfinde«, begann er leise.
    Margarethe blickte ihn erstaunt an. Sie hatte etwas anderes erwartet. Einen Rat, wie es nun weitergehen sollte, eine Andeutung, wie Albrecht auf die Nachricht von ihrer Schwangerschaft reagiert hatte, irgendetwas in dieser Richtung. »Das habe ich«, antwortete sie fast erleichtert.
    »Dann werde ich mir jetzt ein Herz fassen und dieser Frau mein so lange gehütetes Geheimnis offenbaren.«
    Verwirrt blinzelte Margarethe ihn an und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Ich kenne sie schon ewig«, begann er. »Sie ist mir Freundin, Schwester, Vertraute. Ich liebe sie, seit ich ihr das erste Mal begegnet bin, aber ich fand nie den Mut, es ihr zu sagen.«
    »Aber warum denn nicht?«, wollte Margarethe wissen.
    »Sie liebt einen anderen, und ich fürchtete immer, wenn ich ihr meine Gefühle gestehe, könnte das ihrer Liebe zu diesem anderen im Wege stehen. Dieser Gedanke war mir unerträglich.«
    »Willst du damit sagen, dass dir ihr Glück wichtiger ist als deines? Du musst sie wirklich sehr lieben.« Margarethe drückte seine Hand und starrte ihre Finger an.
    »So ist es. Ich habe stets versucht, über sie zu wachen. Leider habe ich versagt. Ich war nicht da, als sie mich am Nötigsten brauchte. Das tut mir leid, so schrecklich leid.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er schluckte und kämpfte dabei mit den Tränen.
    Margarethe führte seine Hand an ihre Wange und meinte mit erstickter Stimme:
    »Du hast bestimmt nichts falsch gemacht. Ich kenne niemanden, der sich so bemüht, aufrecht und ehrenhaft zu handeln wie du.« Noch immer schien sie nicht zu verstehen.
    Jan holte tief Luft. Einige Male schon war er an genau diesem Punkt gewesen, und nie hatte er über die Lippen gebracht, was ihm wirklich am Herzen lag. Vorsichtig tastete der Ritter nach dem Ring in seiner Tasche. Dann schloss er kurz die Augen, öffnete sie und erklärte mit fester Stimme: »Du bist diese Frau, Margarethe.«
    Er brachte keine weitere Silbe über die Lippen, obwohl er dieses Gespräch in Gedanken wohl schon tausendmal geführt hatte. Er hatte ihr sagen wollen, dass sie für ihn war wie der Tau auf den Rosen, dass ihre Stimme schöner war als das Singen der Nachtigall und dass die Sterne neben dem Funkeln ihrer Augen verblassten. Aber nichts von alldem
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