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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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Erbschaftsangelegenheiten kümmern.
    Margarethes Gedanken schweiften ab, während sie vorgab, den lateinischen Worten zu folgen. Sie wanderten zurück zu ihrer Heimkehr nach München. Zuerst hatte sie dem Fürstbischof ihre Aufwartung machen müssen. Der hatte die Formalitäten für sie erledigen lassen und sie offiziell zur Witwe erklärt. Merkwürdigerweise hatte sie das eher bedrückt als freudig gestimmt. Die Fahrt in der Kutsche von München nach Grünwald hatte lange gedauert, und doch nicht lange genug, um sich mit Jan auszusprechen. Jeder hing seinen Gedanken nach, während sie Seite an Seite in der Kutsche saßen, sich an den Händen hielten und in die graue Novemberlandschaft hinausblickten. Margarethe hatte sich dabei fast glücklich gefühlt oder doch zumindest erfüllt von tiefem Frieden.
    Je näher sie allerdings Grünwald kamen, umso nachdenklicher war Jan geworden. Kaum hatten sie das Jagdschlösschen erreicht, stürzte er davon, ließ augenblicklich den Burgpfleger verhaften und schaffte ihn nach München. Margarethe konnte ihm beim Abschied gerade noch die fünfzig Perlen überreichen, die er in ihrem Namen Herzog Ernst zurückgeben sollte. Zum Abschied hatten sie sich die Hände gedrückt, aber keiner von beiden hatte es fertiggebracht, dem anderen in die Augen zu sehen.
    Erst heute zu der Trauerfeier war Jan nach Grünwald zurückgekehrt, schweigsam wie stets und auf Abstand bedacht. Das hatte Margarethe gekränkt. Spürte er denn nicht, dass sie ihn in diesen Tagen mehr denn je gebraucht hätte? Als Margot sich reisefertig zur Kutsche begab, stand er an Albrechts Seite und nicht an ihrer. Margot trat zu ihrer Freundin und umarmte sie lange, wobei beide Tränen in den Augen hatten.
    »Wir sehen uns wieder«, sagte Margot und unterdrückte mühsam das Schluchzen. »Und bei unserer ersten Tochter musst du Pate stehen.«
    Der Gedanke an Kinder und Schwangerschaften genügte, um Margarethe vollends die Fassung verlieren und in Tränen ausbrechen zu lassen. Albrecht legte tröstend seinen Arm um ihre Schulter. »Geliebte«, hauchte er in ihr Ohr.
    Margarethe äugte zu Jan, aber der stand bloß mit gesenktem Kopf da. Hastig löste sich Margarethe aus Albrechts Umarmung. Sie fühlte sich entsetzlich durcheinander. »Bitte, lass mich allein. Ich brauche jetzt einen Moment für mich.«
    Gekränkt wich er einen Schritt zurück. »Wie du möchtest«, sagte er gepresst.
    Sie nahm es kaum wahr, sondern starrte mit tränenerfüllten Augen der abfahrenden Kutsche hinterher.
    Ein paar Stunden später sah sie vom Fenster aus, wie Albrecht Burg Grünwald den Rücken kehrte.
    Die nächsten Tage verstrichen, ohne dass Margarethe für längere Zeit das Bett verließ. Ihr Bedürfnis nach Schlaf war übermächtig. Die Anstrengungen der letzten Wochen schienen ihren Tribut zu fordern. Sie fühlte sich schwach, ständig von Übelkeit geplagt, und sie vermisste Jan, dass es sie beinahe körperlich schmerzte. Als sie sich bei Trine nach ihm erkundigte, meinte die nur, dass sich Jan in der Residenz des Herzogs befände. Der habe ihn zu sich befohlen, damit er ihm über die Vorfälle im Böhmischen genau Bericht erstattete. Enttäuscht hörte die Rothaarige zu, und die Tränen rannen ihr erneut über die Wangen. Trine erkundigte sich besorgt, ob sie sonst noch etwas für Margarethe tun könne und ob diese nicht wenigstens Wic besuchen wolle. Der Vogel mache einen ganz melancholischen Eindruck. Doch selbst dazu fehlte Margarethe die Kraft. Häufig wanderten ihre Gedanken zurück nach Passau. Dann hatte sie das Bedürfnis, sofort ins Freie stürmen zu müssen, um jenes abscheuliche Gefühl des Eingesperrtseins loszuwerden, aber dann lähmte sie eine unerklärliche Angst, und sie zog sich doch bloß die Decke über den Kopf. Doch nicht einmal im Schlaf fand sie Ruhe. Sie war nur froh, dass Trine bei ihr war. Die Zofe wirkte so stark und in sich ruhend. Dabei hatte sie ein hartes Schicksal hinter sich. Margarethe konnte sich kaum vorstellen, wie verzweifelt Trine gewesen sein musste, nachdem man ihren geliebten Hus verbrannt und dann sie und Gretchen gejagt hatte. Margarethe schluckte. Schlechtigkeit, wohin man auch sah.
    »Es wird erzählt, man habe den Herrn Albrecht zu Fasching auf ein Turnier nach Augsburg eingeladen. Vielleicht reitet er unter Eurem Zeichen, Herrin«, versuchte Trine, sie aufzumuntern.
    »Bis Februar ist es noch eine Ewigkeit.«
    »Da habt Ihr recht. Bestimmt geht es Euch bis dahin besser, und Ihr begleitet
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