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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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der einzige Mensch sei, nach dem ihre Herrin fragte.
    Jan nickte und sagte ihr, sie solle Margarethe nach oben in den Turm begleiten. Er würde dort auf sie warten. Als Margarethe endlich kam, erschrak er darüber, wie schmal sie geworden war. Er nickte Trine zu und küsste Margarethes Fingerspitzen. Unter ihnen floss rauschend die Isar, die durch die Schneefälle der letzten Wochen gewaltig angeschwollen war. »Ein prachtvoller Anblick«, stellte Jan fest.
    »Das ist wahr«, bestätigte Margarethe und blinzelte die Tränen weg, die sich in ihre Augenwinkel geschlichen hatten.
    Jan tat, als habe er es nicht bemerkt. »Ich denke, wir gehen doch lieber hinein. Du holst dir auf den zugigen Zinnen noch einen Schnupfen, und glaub nicht, dass ich dich dann noch besuchen komme. Ich find Frauen mit Triefnasen nämlich hässlich.«
    Sein Aufmunterungsversuch half nicht viel. »Ach, Jan«, seufzte Margarethe, »ich bin so froh, dass du gekommen bist.«
    Er legte den Arm um sie. »Ich weiß«, gab er leise zurück, »und Albrecht lässt dich schön grüßen.«
    »Ehrlich?«, fragte Margarethe ungläubig.
    »So hat er es mir gesagt.«
    »Ich war in letzter Zeit abweisend zu ihm, aber ich, ich konnte einfach nicht …« Ihre Stimme brach. »Bestimmt verabscheut er mich jetzt.«
    Ernst sah Jan sie an. Er brachte es einfach nicht fertig, ihr von dem Gespräch mit dem Freund zu erzählen. »Nein, das tut er nicht. Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst. Jeder Ritter würde sich glücklich schätzen, in deiner Gunst zu stehen.«
    Margarethe atmete tief aus. »Jan, ich hab dich schrecklich vermisst.« Sie tastete nach seiner Hand.
    Er hielt ihre Finger nur kurz, bevor er sie wieder losließ.
    »Was ist mit dir?«, fragte Margarethe verwirrt.
    »Ich … ich beneide Albrecht«, stotterte er. »Weil ihn jemand so sehr liebt, dass er lieber auf ihn verzichten würde, als ihn unglücklich zu sehen.«
    Gerührt wandte sich die Hofdame ihrem Freund zu und meinte ernst: »Glaube mir, die Frau, die einmal dein Herz berührt, werde ich beneiden, weil sie keinen besseren Gatten bekommen kann. Eines Tages wirst du sie treffen, da bin ich mir sicher.«
    Ein seltsamer Ausdruck trat in Jans Gesicht. »Ich bin ihr bereits begegnet«, flüsterte er.
    Erstaunt sah Margarethe hoch und wunderte sich, dass ihr dieses Geständnis einen Stich versetzte. Doch gleich darauf schalt sie sich eine Egoistin. Jan hatte so viel für sie getan, und da gönnte sie ihm nicht einmal dieses Glück? »Und?«, erkundigte sie sich lächelnd. »Hat sie dich erhört?«
    Jan senkte den Blick. »Ich wagte bislang nicht, ihr meine Liebe zu gestehen. Sie bedeutet mir zu viel.«
    »Oh Jan.« Margarethe hob mahnend den Zeigefinger. »Dann wird es höchste Zeit. Bestimmt sehnt sie herbei, dass du dich ihr erklärst.«
    Traurig senkte er den Kopf, hakte sich bei ihr ein und zog sie von der Plattform herunter. »Du solltest dich ein wenig ausruhen, Margarethe«, wechselte er das Thema. »Ich finde, du siehst blass aus. Besser, ich lasse nach Trine rufen.«
    Jan atmete erleichtert auf, als er wenig später zu seiner Kammer ging. Beinahe hätte er sich Margarethe offenbart und seine Worte danach bestimmt bereut. Nie wieder hätte er ihr unter die Augen treten können, wenn er ihr seine Liebe gestanden und sie ihn abgewiesen hätte. Aber fast noch schlimmer war es für ihn, zu sehen, in welcher Verfassung sie sich befand. Sie war abgrundtief verzweifelt. Die Lage erforderte Fingerspitzengefühl.
    Da begegnete ihm Trine, die gerade mit einer warmen Decke unter dem Arm zu Margarethes Zimmer unterwegs war. Die Treue, die sie ihrer Herrin gegenüber bewies, beeindruckte Jan. Es kam nicht oft vor, dass Domestiken bereit waren, für ihre Herrschaft ihr Leben zu riskieren, und Trine, die ja offensichtlich mehr war als eine Gemeine, war ihre Hingabe besonders hoch anzurechnen.
    »Gut, dass ich dich treffe, Trine«, sprach er sie an.
    Die Zofe merkte auf und knickste unsicher.
    »Ich habe mit dir zu reden.«
    Es war nicht zu übersehen, dass sich die Zofe unwohl fühlte. Ablehnen konnte sie aber schlecht. »Wie Ihr wünscht, Herr Sedlic.«
    »Du hast dir zu Recht Sorgen gemacht: Margarethe geht es gar nicht gut.«
    »Sie ist so voller Kummer.«
    »Auch scheint sie Übelkeit zu plagen, morgens vor allem, oder irre ich mich?« Es war eigentlich keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Trine nagte an ihrer Oberlippe.
    Jan nickte. »Ist sie schwanger?«
    »Ich bin nur eine einfache Zofe, keine
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