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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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vorsichtig, Heinrich!« Sie wusste, dass ihre Warnung zwecklos war, denn ihr Sohn war ungestüm für drei Buben. Schon jetzt mit seinen knapp sieben Jahren führte er das Schwert, als wäre er damit geboren worden. Im Augenblick jedoch hatte er nichts als Spielen im Sinn. Kreischend sprang er in das eiskalte Wasser und versuchte, Jan nass zu spritzen. Obwohl die beiden sich wahrscheinlich eine Erkältung einfangen würden, behielt Margarethe ihre Befürchtungen für sich. Es würde sowieso das letzte Mal sein, denn ab morgen trat Heinrich seinen Dienst als Knappe am Prager Hof an. Das würde in diesen unruhigen Tagen nicht einfach sein. Margarethe hoffte, dass ihr Sohn nicht allzu bald mit den Gräuel des Krieges konfrontiert werden würde. Er war noch so jung und unschuldig, so voller Träume und Ideale.
    Doch es gab noch einen anderen Grund, weshalb sie heute hierhergekommen waren. Margarethe schaute auf Wic, die auf ihrem Arm saß und darauf wartete, fliegen zu dürfen. »Jetzt ist es gleich so weit, meine schöne Jägerin.«
    In den letzten Wochen war sie oft mit dem Falken hier gewesen, und inzwischen war dem Vogel die Schlucht vertraut. Margarethe schirmte die Augen mit der Hand ab und sah hinauf zu dem verwaisten Falkenhorst. Dann hörte sie das entfernte »Hiäh, hihä« des Männchens.
    Wic hob den Kopf und schlug aufgeregt mit den Flügeln. Ihre scharfen Augen spähten zum Himmel. Sie trug schon lange keine Haube mehr. Mit Tränen in den Augen löste Margarethe das Gebände, mit denen die Füße gefesselt waren. Als das Männchen in Sichtweite kam, warf sie den Vogel hoch in die Luft. Mit kräftigen Flügelschlägen schraubte sich Wic in die Lüfte. Das Männchen stürzte ihr entgegen, und dann vollführten die beiden einen eindrucksvollen Tanz.
    Mit Heinrich an der Hand trat Jan zu Margarethe. Wortlos sahen sie den Vögeln zu, bis sie langsam abstrichen.
    »Rufst du Wic nicht zurück, Mutter?«, fragte der Junge verwundert.
    Die schüttelte den Kopf.
    »Aber warum? Hast du sie denn nicht mehr lieb?«
    »Ganz im Gegenteil, ich liebe sie so sehr, dass ich sie gehen lassen kann.«

N ACHWORT
    Dieser Roman spielt in einer Epoche des Umbruchs. Es ist die Zeit der Hussitenkriege, einer der ersten großen Volksaufstände des Mittelalters, welche die Kirchenspaltung einläuteten. Das Haus Wittelsbach versucht, sich in diesen unruhigen Jahren für eine Königskrone zu positionieren. Die Wittelsbacher sind jedoch innerlich zerstritten. 1392 ist Bayern in drei Teilherzogtümer zerfallen: Bayern-München, regiert von Herzog Ernst und seinem Bruder Wilhelm, Bayern-Ingolstadt unter der Regentschaft von Herzog Ludwig VII. und Bayern-Landshut mit Heinrich XVI. als Oberhaupt. Die Herzöge sind sich untereinander spinnefeind, und besonders verhasst sind sich Heinrich und Ludwig. Im Zuge der Rivalitäten kommt es zu den im Roman geschilderten Bayrischen Kriegen.
    Im Jahr 1417, in dem die Geschichte beginnt, gilt Herzog Ernsts Sohn Albrecht als größter Hoffnungsträger. Albrecht wird am Hof seiner Tante Sophie, der Gattin von König Wenzel von Böhmen, erzogen. Die Geschichte von seiner Liebe zu Margarethe von Waldeck und ihrem gemeinsamen Besuch einer Hussitenpredigt ist zwar frei erfunden, dass Albrecht jedoch mit hussitischem Gedankengut in Berührung kam, gilt als belegt. Er verlässt Prag geraume Zeit vor dem berühmten Prager Fenstersturz und kehrt nach München zurück. Die politisch gewollte Ehe zwischen Elisabeth und Albrecht ist historisch belegt. Das voreheliche Schäferstündchen zwischen Albrecht und Elisabeth, währenddessen er in Liebe zu ihr entbrannte, soll ebenfalls tatsächlich stattgefunden haben, allerdings deutlich später als in dieser Geschichte. Statt Albrecht von Wittelsbach dann aber zu heiraten, flüchtete Elisabeth ins Rheinland zu Johann Werdenberg-Sargans. So manch ein Historiker sieht in dieser Kränkung den Ursprung der Affäre zwischen Albrecht und der Baderstochter Agnes Bernauer, ein Stoff, den Friedrich Hebbel später in seinem gleichnamigen Trauerspiel verarbeitet.
    Viele der anderen Romanfiguren sind historischen Personen angelehnt, so zum Beispiel das Fräulein von Wettin und ihr frecher Bruder Mihai sowie sein Freund Sepi. Das Adelshaus Wettin, das noch heute besteht, war damals tatsächlich sehr einflussreich und kam später sogar zu Kurfürstenwürden. Ihm kommt eine besondere Bedeutung für die Landesgeschichte Sachsens, Thüringens und Sachsen-Anhalts zu, was nicht unerwähnt
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