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Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Falknerin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Karolina Halbach
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Kopf.
    »Aus diesem Grund bin ich so vehement gegen eine Verbindung mit seinem Sohn gewesen, Margot. Er ist dein Halbbruder. Deshalb durfte ich nicht zulassen, dass dieses Kind lebt.«
    »Nein«, flüsterte Margot erschüttert. »Das kann nicht sein. Ich hätte doch etwas merken müssen und er auch.«
    »Ich denke, er war genauso unwissend wie du.«
    »Das ändert nichts an unserer Sünde.«
    Ihr Vater schaute sie voller Kummer an. »Bitte, verzeih mir. Ich hätte es verhindern müssen, und jetzt lasse ich dich mit dieser Bürde auch noch allein.«
    Das war mehr, als sie ertragen konnte. »Du doch nicht. Es war meine Schuld, ganz allein meine.«
    Mit Tränen in den Augen stürmte sie aus dem Zimmer. Blindlings rannte sie den Gang entlang, hastete um die Ecke und lief in den Kammerdiener hinein. Margot wollte den Mann schon anfahren, da erst erkannte sie ihn. »Joseph, ich muss mit dir sprechen. Jetzt sofort.« Sie zog ihn in einen Raum und schloss die Tür. Seine ganze Haltung drückte Missbilligung aus, doch das war Margot egal. »Du bist so lange bei uns, wie ich denken kann«, begann sie.
    »Das ist richtig, Fräulein Margot. Ich wurde auf Burg Bischishausen geboren und diene dem Truchsess schon mein Leben lang.«
    »Dann sag mir, war ich ein gesundes Kind, als ich zur Welt kam? Ich meine, war ich so entwickelt, wie es sein sollte?«
    Die alte Mann runzelte die Stirn: »Gewiss wart Ihr das. Gesund und munter. Ein strammes Mädchen von acht Pfund.«
    Margot schloss kurz die Augen. Es half nichts. Bevor sie Sepi heiraten konnte, musste sie Gewissheit haben. »Aber wie kann das sein? Die Hochzeit meiner Eltern lag doch erst sieben Monate zurück.«
    Der Kammerdiener schloss die Augen, und sein Mund verzog sich kummervoll. »Hat er es Euch also zuletzt doch noch erzählt, der Herr Truchsess.« Er seufzte. »Ich wünschte, er hätte es nicht getan, denn dann hättet Ihr Eure Mutter als das in Erinnerung behalten, was sie war: eine gute Frau und Herrin.«
    »Dann ist es also wahr? Ich bin nicht die Tochter des Truchsessen?« Margot schlug die Hände vors Gesicht.
    »Weint nicht, Fräulein Margot. Für ihn seid Ihr das immer gewesen, und für uns andere bleibt Ihr es auch.«
    Doch Margot schüttelte nur weinend den Kopf.
    Dann tat der Kammerdiener etwas, das er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht hatte. Er legte den Arm um die junge Frau, so wie er es immer getan hatte, um sie als Kind zu trösten. »Ihr dürft Euch das nicht so zu Herzen nehmen. Wir sind alle bloß sündige Menschen. Der Truchsess hat es Eurer Mutter verziehen. Und Gott der Herr hat ihr mehr als genug Buße auferlegt. Denkt nur, dass er alle ihre Söhne vor der Zeit zu sich rief.«
    »Und wer …«, schluchzte Margot, obwohl sie die Antwort bereits wusste.
    »Zur selben Zeit wie der Truchsess warb auch der Herr Sachsenheim um Eure Mutter. Man sagt, sie war verliebt in ihn, und wen wundert es: Er war ein hübscher junger Mann, und sie vertraute ihm. Während die Verhandlungen für den Heiratsvertrag liefen, lernte er jedoch eine andere mit einer stattlicheren Mitgift kennen.«
    »Dann ist es also wahr«, flüsterte Margot verzweifelt. »Ich bin Sachsenheims Tochter.« Sie sank auf einen Stuhl, unfähig, zu weinen.
    Unschlüssig stand Joseph da und wartete. Nach einer Weile sagte er leise: »Es hat keine Bedeutung. Euer Vater hat Eure Abstammung als eine Bischishausen nie angezweifelt, und das wird auch sonst niemand tun.«
    Heftig schüttelte Margot den Kopf. »Für mich ist es von Bedeutung, für mich. Ich habe meinem Vater furchtbares Unrecht getan. Ich muss ihn um Verzeihung bitten, ja, das muss ich. Jetzt gleich.«
    Hastig erhob sie sich und wollte hinausstürmen, doch der Kammerdiener hielt sie zurück. »Ja tut das, aber dann müsst Ihr ihn seinen Frieden machen lassen, mit sich selbst und mit Gott.«
    Zögernd nickte die junge Frau. »Ja, das soll er.«

K APITEL 2
    Margarethes Blick ging von Jan zu Albrecht und dann wieder zurück zu Jan, während der Burgkaplan die Messe für den Truchsess las. Ihr war, als ob all die Menschen auf Burg Grünwald sie und Margot mit ihrer Besorgnis erdrückten. Auch aus diesem Grund – hinzu kam der schneeverhangene Himmel – hatte ihre Freundin beschlossen, noch am selben Tag abzureisen, um den Leichnam ihres Vaters heimzuführen. In der Familiengruft sollte er dann in allen Ehren bestattet werden. Sepi, mit dem Margot nun offiziell verlobt war, würde mit ihr reisen und sich um die
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