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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland
Autoren: Heinz G. Konsalik
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noch eine abwechslungsreiche Mahlzeit mache, bin ich ein Kerl von 1,90 m Größe, habe Muskeln wie ein Stier, kann mit einem Faustschlag einer Kuh die Hirnschale zertrümmern und bin garantiert seefest. War einmal Fleischer auf einem Ferienkreuzer. Trotzdem betrügt mich meine Frau mit einem winzigen, mickrigen Italiener, der ins Straucheln kommt, wenn ich nur einatme. Verstehen Sie das? Ich nicht! Wie kann man eine Mücke lieben, wenn man einen Adler hat?! Das alles deprimiert mich. Ich möchte mit Ihnen nach Feuerland und Drachen jagen! Vielleicht sind sie eßbar, und wir können eine Fleischexportfirma gründen. Warum nicht? Wenn man Schnecken, Froschschenkel, geröstete Ameisen und was weiß ich noch alles ißt, warum nicht auch ein feuerländisches Drachensteak?! Herr von Losskow, ich bin Ihr Mann! Wenn Sie JA zu mir sagen, komme ich sofort!«
    Aber dann waren da noch die ernsten Anfragen, und sie las Losskow mit besonderem Interesse. Er hatte nie vorgehabt, andere Menschen in dieses Abenteuer hineinzuziehen, aber je mehr er darüber nachdachte, um so weniger abwegig erschien es ihm, mit einer kleinen, aber ausgewählten Mannschaft das Experiment zu wagen. Vor allem war dann eine Gefahr gebannt, die der Seefahrer am meisten fürchtet: Die Einsamkeit, das Gefühl grenzenloser Verlassenheit, die bedrohliche Macht der Stille.
    Nach zwei Tagen hatte Losskow drei Briefe aussortiert, ohne sich bereits zu einer Antwort durchgerungen zu haben. Es handelte sich um junge Wissenschaftler, die wirklich nur wegen der möglichen Forschungsergebnisse, soweit sie sich aus der Zeitung davon ein Bild machen konnten, an ihn geschrieben hatten. Kritische Briefe, die eine ernsthafte Antwort verdienten.
    Die Schwedin Helena Sydgriff stellte sich als Medizinstudentin vor. Sie interessierte ein eher psychologisches Thema: Wie verhalten sich Menschen, die monatelang auf engstem Raum, auf Gedeih und Verderb verbunden, auch in den kritischsten Situationen miteinander auskommen müssen?
    Darüber lohnte es sich wirklich nachzudenken.
    Der Tscheche Jan Trosky, dreißig Jahre alt, Assistent im Institut für Klimatologie, stellte die Frage, ob bestimmte Meeresströmungen sich verändern und damit auch einen großen Einfluß auf das Wetter gewinnen könnten, das ja in den letzten Jahren aus den Fugen geraten sei. Das Meer als großes Klimabecken: das war klar. Aber nach wie vor blieb das Meer noch eine längst nicht hinlänglich erforschte Unbekannte. Trosky führte das Bermuda-Dreieck an.
    Peter von Losskow entschloß sich, auch ihm zu antworten.
    Und da war die Italienerin Lucrezia Panarotti, Studentin der Meeresbiologie, die ein Bild beigelegt hatte. Ein zierliches, bildhübsches Persönchen in einem Bikini. Ihr langes schwarzes Haar wehte im Wind. Ihre Frage: Was wissen wir über die meeresbiologischen Probleme von Feuerland? Nichts! Warum? Weil es offenbar bisher keinen interessiert hat. Dabei kann – theoretisch – gerade vor Feuerland das Meer Aufschlüsse darüber geben, wie ein Meer in biologischer Hinsicht sein sollte – und was wir aus den anderen Meeren gemacht haben …
    »Wenn das deine Mannschaft wird, mein Junge«, sagte Randler, als Losskow die drei Briefe aussortiert hatte, »nimmst du sicher ausgezeichnete Fachleute an Bord. Und was mich als Journalist betrifft: zwei schöne Frauen, zwei kräftige Männer für Monate auf einem Segelboot – natürlich gibt das eine tolle Story! Aber dir ist doch wohl klar, daß du mit Helena und Lucrezia zwei Superbomben auf die Reise nimmst?«
    »Ich will sie erst sehen und sprechen«, sagte Losskow nachdenklich. »Noch sind sie nicht an Bord! Ich hab' ja noch nicht mal ein Schiff! Noch ist alles nur Wunschdenken. Aber wenn ich mit einer Crew segele, dann drück' ich mich auch um die Frage von Helena Sydgriff nicht herum: Wie benimmt sich ein Mensch unter anderen Menschen, wenn er in einer Nußschale lebt, wenn um ihn herum nur Wasser ist, wenn er die anderen wochenlang ertragen muß? Wie gesagt, es ist nur eine Vor-Auswahl.«
    Am nächsten Tag schrieb Losskow drei Briefe und schlug ein Treffen in Hamburg vor.
    Ohne es zu ahnen, hatte er damit Schicksal gespielt und sein Leben verändert.
    Sie wollten sich in der Halle des Hotels ›Vier Jahreszeiten‹ treffen und dann das Gespräch in der Bar beginnen. Von Helena Sydgriff war Peter von Losskow angerufen worden, nachdem sie seinen Brief erhalten hatte. Ihre Stimme war angenehm, warm und weich, und ihr Deutsch hatte den lustigen Akzent
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