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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zusagen. Anfragen.«
    »Auch von einer Nervenheilanstalt?« fragte Losskow sauer.
    »Noch nicht. Die kommt später, wenn wir schreiben müßten: Losskow kneift!« Randler zeigte auf den Haufen Briefe.
    »Was da liegt, reicht für hundert Romane! Das hat sogar mich in strammer Haltung vom Stuhl gehauen. Wühl dich durch die Briefe, Peter! Sogar der Entwurf eines neuen Schlagers ist dabei: ›In Feuerland, in Feuerland, wo Liebe heiß wie Feuer brannt‹ …«
    »Raus!« sagte Losskow dumpf. »Sofort raus! Mitsamt deinem Koffer! Weißt du, daß ich freigesprochen werde, wenn ich dich jetzt erwürge?«
    »Begnüge dich damit, mir einen Wodka zu bringen! Mit Bitter Lemon.«
    »Ich mische Rattengift darunter.«
    »O Freund, das hab' ich nicht um dich verdient! Ich habe für deine Popularität geschuftet wie ein orientalischer Brunnenochse. Du brauchst jetzt nur noch zuzusagen, und das Abenteuer Feuerland kann beginnen! Übrigens ist auch ein Brief von einem 92jährigen Mann dabei, der einen solchen Drachen vor vierunddreißig Jahren in den Anden gesehen haben will. Toll, was? Das bringen wir natürlich. ›Augenzeuge warnt Peter von Losskow: Die Feuerland-Drachen haben einen schwefeligen Atem.‹ – Ich bin ganz happy.«
    »Ich finde schon noch jemand, der dich erschlägt!« Losskow brachte den Wodka und die Lemon-Flasche. »Übrigens hat mich der Waschmittelkonzern angerufen. Ich bekomme mein Boot!«
    »Halleluja!«
    »Und zwar ohne die Verpflichtung, es ›Sternenklar‹ zu nennen!«
    »Gratuliere. Und wie soll es nun heißen?« fragte Randler ahnungsvoll.
    »Völlig neutral! ›Seelord‹!«
    »Hab' ich mir's doch gedacht. Die Jungs von der Werbung sind Genies! Da kommt in vier Wochen ein neuer Artikel auf den Markt: ›Seelord – die Wäschestärke, die selbst dem Ozean trotzt!‹ Gratuliere, Peter!«
    Das war Grund genug für Losskow, sich an der Leerung der Wodkaflasche zu beteiligen.
    Fast zwei Tage brauchte Losskow, um die Post zu lesen und so zu sortieren, daß er einen Überblick bekam. Er hatte die Briefe in vier Gruppen eingeteilt: Nummer eins: Die Neutralen. Sie schrieben lediglich, um ihre Meinung zu dem Vorhaben kundzutun, Ratschläge zu geben und zu kommentieren. Nummer zwei: Das waren die Werbeempfehlungen, vom dauerelastischen Hosenträger bis zur Zahnbürste mit Sonnenenergie-Batterie, vom wasserdichten UKW-Radio bis zur wasserabweisenden Unterwäsche. Nummer drei: Die kleine, aber feine Gruppe der Industrie-Unternehmen, die das Vorhaben durch Spenden unterstützen wollten und detaillierte Angebote unterbreiteten, und schließlich die Gruppe vier: Die Bewerber, die sich anheischig machten, mit Peter von Losskow die Meere zu erobern.
    Als Dieter Randler diese Briefe las, schnaufte er vor Begeisterung. Neunundsechzig Frauen und Männer hatten geschrieben, die nach eigenen Aussagen nichts auf dieser Welt fürchteten.
    Ein ehemaliger Fremdenlegionär, zur Zeit Fremdenführer in einer mittelalterlichen deutschen Kleinstadt, wo er dreimal wöchentlich auch den Schloßgeist spielen mußte, legte als ›Referenzen‹ drei Fotos bei, die ihn in einem Jeep zeigten, dessen Kühler mit einem echten Totenkopf und zwei gekreuzten, gebleichten Oberarmknochen verziert waren (Überschrift: Die schöne Zeit im Kongo), und einen vergilbten Zeitungsausschnitt mit der Schlagzeile: ›Wer ist der geheimnisvolle Söldner-Hauptmann im Süden?‹ »Ich!« schrieb der Bewerber. »Auf mich können Sie sich verlassen in jeder Situation. Ich bin ein Kumpel von der alten, aussterbenden Sorte. Ich haue Sie 'raus, wo immer Sie sind. Angst kenne ich nicht. Wo andere in die Hosen machen, werde ich erst munter! Ich kann sofort zu Ihnen kommen. Mein Vertrag als Schloßgespenst ist täglich kündbar.«
    Ein Finanzmakler schrieb nüchtern, klar, prägnant, wie es sich für einen Mann gehört, der mit Geld jongliert. ›Mein Vorschlag: Wir werden eine unbewohnte Insel in Besitz nehmen, dort einen eigenen Staat gründen, eine Verfassung ausarbeiten, Steuerfreiheit garantieren und damit große Kapitalien in unser Land locken. Allein von den Verwaltungsgebühren für dieses Kapital können wir für uns enorme Beträge abzweigen.‹
    Es folgten lange Berechnungen, imponierende Zahlenkolonnen, der Vorschlag zur Gründung einer Radiostation mit Werbefunk, der Entwurf eigener Briefmarken sowie einer Landesflagge. Es war imponierend.
    Ein Fleischermeister schrieb: »Ganz davon abgesehen, daß ich ein guter Koch bin und auch aus einem Dosengericht
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