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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Nordländer. Trosky und Lucrezia Panarotti schrieben sofort per Einschreiben und Eilboten zurück, freuten sich riesig auf das Kennenlernen und legten beide noch einmal ein Foto neuesten Datums bei. Dieter Randler schnalzte mit der Zunge, als er Lucrezia betrachtete, bis Losskow ihm wütend das Foto abnahm.
    »Dieser Jan Trosky hat's in sich!« sagte Randler. »Augen, die Löcher brennen können. Und Muskeln wie ein Ringer! Dem klaut keiner die Wurst vom Brot!«
    »Genau das brauche ich!« Losskow steckte die Briefe wieder ein. »Auf dieser Fahrt wird uns nichts erspart bleiben!«
    »Und die süße Maus Lucrezia? Ob die auch das gewünschte Durchstehvermögen hat?« Randler blickte an die Decke. Dort hing ein Modell der ›Santa Maria‹, des Flaggschiffs von Columbus, auf dem er den Seeweg nach Indien erzwingen wollte. »Zäh wird sie sein, das sieht man ihr an. Die strampelt noch im Bett, wenn du längst keinen Muckser mehr tust.«
    Mit Randler war ernsthaft kaum zu reden. Losskow warf ihn aus der Wohnung und machte sich darauf gefaßt, daß morgen ein neuer Artikel in der Zeitung stehen würde: ›Die Yacht der tollen Frauen‹. Aber Randler blieb erstaunlicherweise friedlich: er berichtete lediglich, daß immer noch von vielen Firmen Unterstützungsangebote bei der Redaktion einliefen.
    Kurz nach sechzehn Uhr betrat Losskow das Hotel ›Vier Jahreszeiten‹. Als Erkennungszeichen hatte er ausgemacht: Hellbraune Hose, Blazer aus dunklem Kamelhaar. Auf dem linken Revers ein geblähtes Segel aus blau-weißer Emaille.
    Er hatte kaum die Halle betreten, als drei Gäste – ein Mann und zwei Frauen – aus ihren Sesseln aufsprangen und ihm entgegenkamen. Erstaunt sahen sie sich an, als sie merkten, daß sie dasselbe Ziel hatten. Losskow lächelte und breitete die Arme zur Begrüßung aus.
    »Jawohl, ich bin's! Ich freue mich, daß Sie gekommen sind. Sie sehen genauso aus, wie ich's mir vorgestellt habe.«
    Helena Sydgriff war groß, schlank, blond, mit kritischen Augen, ein sportlicher Typ, vielleicht eine ausgezeichnete Tennisspielerin. Sie reichte Losskow die Hand, ihr Händedruck war fest, gleichsam kompromißlos.
    Sie hatte sich entschieden – das läßt sich auch mit einem Händedruck sagen.
    Ganz anders Lucrezia Panarotti. Sie schwebte heran auf den steilsten Absätzen, die Losskow je gesehen hatte. Sie hatte aufregende lange schlanke Beine, schmale Hüften, einen biegsamen Körper mit unübersehbaren Brüsten, um die sich das Kleid aufreizend spannte. Eine Mähne aus schwarzen Haaren umwehte sie so raffiniert unbändig, wie es nur ein teurer Friseur zustande bringt. Keinen Augenblick zögerte sie, Losskow zu umarmen, ihn aus nächster Nähe mit ihrem exotischen Parfüm bekannt zu machen und ihn in ihre schwarzen, leuchtenden Augen blicken zu lassen. Ihr Mund öffnete sich wie eine Blüte, aber sie küßte ihn nicht, sie sagte nur, ganz nahe an seinem Gesicht:
    »Sie sind enttäuscht von mir, nicht wahr? Aber Sie irren sich – ich kann zwar keine rohe Kartoffel in der Faust zerquetschen wie Ihr Kollege im ›Totenschiff‹ von Traven – aber dafür kann ich in Rekordzeit den Spinnaker einholen. Und in der Plicht stehe ich meinen Mann!«
    »Wir werden sehen, Lucrezia«, sagte Losskow. »Heute beschnuppern wir uns bloß. Bis wir eine Mannschaft sind, vergeht noch viel Zeit. Da gibt's noch manche harte Prüfung zu bestehen.«
    »Sie ahnen nicht, wie zäh ich bin!« lachte sie, und Losskow mußte an Randler denken.
    Jan Trosky, breitschultrig, auf säulenstarken Beinen, hatte ein wenig zu lange Arme. Die Haare fielen ihm fast schulterlang herab und waren an den Enden sogar gelockt. Losskow hatte ihn sich größer vorgestellt, aber die außerordentliche Stärke dieses Mannes war unverkennbar. Seine Augen musterten Losskow; es war ihnen anzusehen, daß er Lucrezias Überfall mißbilligte.
    »Ich bin gern gekommen«, sagte er mit dunkler Stimme. »Was Sie da vorhaben, kann ein großer Wurf werden. Mit den richtigen Leuten.«
    Das war auf Lucrezia gezielt. Sie schien es nicht zu merken oder überhörte es auch. Doch Helena zog die Brauen hoch und schob die Unterlippe vor.
    Losskow gab sich alle Mühe, die ersten Minuten zu überbrücken.
    »Ehe wir an die Bar gehen, um uns ein wenig besser kennenzulernen, sollten wir uns über eine Grunderkenntnis einig sein: Wir alle sind Leute, die sich einen großen Traum erfüllen wollen!«
    »Bravo!« Jan Trosky klopfte Losskow auf die Schulter. »Ich bin Jan Trosky!«
    »Ich
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