Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten
Autoren: Michael White
Vom Netzwerk:
Rolle für ein Wesen wie ihn.
     
    Seine Finger trommeln gegen das Lenkrad, und er spürt, wie sich die Jagdleidenschaft in seinem Inneren rührt. Wie lange hat er dieses berauschende Gefühl schon nicht mehr genießen können? Er kann sich nicht mehr erinnern.
     
    Mit einem Lächeln startet Frank den Motor seines Wagens und beginnt der Fährte zu folgen, die ihn direkt in die Hölle führen wird.
     

Teufel / 3
     
    Der Salon ist in ein warmes Licht getaucht, und die Stille wird nur von einem leisen regelmäßigen Piepton unterbrochen. Catherine betrachtet die auf einem Krankenhausbett fixierte menschliche Gestalt. Der Mann ist mit einer Apparatur verbunden, deren Schläuche und Kabel sich wie Schlangen um seinen Körper winden. Manchmal ist diese moderne Technik doch wirklich praktisch, denkt sie mit einem Schmunzeln.
     
    Sie drückt einen Knopf, und wie auf einen lautlosen Befehl hin füllt sich ein fein ziselierter Kristallkelch mit einer dunkelroten Flüssigkeit. Der Mann wirft ihr einen flehenden Blick zu und versucht, den durch einen Gurt festgeschnallten Kopf zu schütteln.
     
    Catherine lächelt ihn an und legt einen Zeigefinger auf ihre Lippen.
     
    'Na na na, wir wollen doch nicht aufsässig werden, oder? Ich weiß, du möchtest mich um Gnade anflehen.'
     
    Sie zieht eine Augenbraue hoch.
     
    'Und du bist ganz verzweifelt, weil du das dank meines kleinen Eingriffs nicht mehr kannst. Du solltest froh darum sein. Dein Geplapper würde mir auf die Nerven gehen, und ich könnte mich womöglich vergessen und dir die Kehle herausreißen. Was wahrlich eine Verschwendung wäre.'
     
    Catherine neigt den Kopf ein wenig zur Seite.
     
    'Weißt du, du bist eine undankbare Kreatur. Da erfüllst du den einzigen Zweck, der deine Existenz jemals gerechtfertigt hat - nämlich mir diesen exquisiten Geschmack zu verschaffen. Aber bist du darüber glücklich? Nein!'
     
    Sie schüttelt den Kopf und seufzt.
     
    'Es ist einfach unmöglich, es euch Tieren recht zu machen. Was für ein Jammer. Wo wir doch so viel Spaß miteinander haben.'
     
    Sie nimmt den Kelch in ihre Rechte und prostet ihrem Opfer zu.
     
    'Auf unser Wohl. Auf das du noch lange durchhalten mögest. So einen Tropfen findet man schließlich nicht alle Tage.'
     
    Sie nimmt einen Schluck und lässt die Flüssigkeit einen Augenblick auf ihrer Zunge verweilen. Wirklich, ein hervorragendes Bouquet. Catherines Zungenspitze huscht über ihre Lippen, während die Augen ihres Opfers nun von blanker Panik erfüllt sind. Sie lacht leise, stellt den Kelch auf einem Tischchen ab und tupft sich einen Tropfen aus dem Mundwinkel.
     
    'Keine Sorge, ein wenig gemeinsame Zeit bleibt uns noch. Ich vernachlässige meine Gäste nicht. Und wenn du nett zu mir bist - lasse ich dich vielleicht leben. Und gehen. Wohin du magst. Du wirst ja niemandem etwas von unserem Rendezvous erzählen, oder? Nein, du bist ein braver Junge!
     
    Und außerdem – du kannst ja gar nicht mehr reden. Wie wundervoll.'
     
    Catherine legt einen Finger an ihre Nasenspitze. 
     
    'Obwohl, wenn ich es mir recht überlege - du könntest es ja aufschreiben! Wie schade! Dann kann ich dich wohl doch nicht ziehen lassen.'
     
    Dem Mann laufen Tränen aus den Augen, und Catherine macht einen Schritt auf ihn zu und wischt sie ihm mit ihrem Taschentuch aus den Augenwinkeln.
     
    'Nicht weinen. Glaub mir, es gibt schlimmere meiner Art. Weißt du, manche von uns ernähren sich nicht nur von Blut. Sondern auch von Leid. Also reiß dich zusammen. Deine Tränen könnten sie anlocken. Und wer weiß, vielleicht wäre ich eine gute Gastgeberin und würde ihnen das Recht gewähren, sich an dir zu laben. Also, entspann dich und sei hübsch ruhig. Und nun wünsche ich dir angenehme Träume, mein Lieber.'
     
    Catherine wirft der gefesselten Gestalt noch eine formvollendete Kusshand zu, dann dreht sie sich herum und verlässt den Raum, das Licht auslöschend und ihr Opfer in der Dunkelheit zurücklassend.
     
    ***
     
    Nachdem sie die schweren Flügeltüren lautlos hinter sich geschlossen hat, betrachtet sie sich im Spiegel. Was sie sieht, gefällt ihr jedes Mal aufs Neue - ihre leicht gelockten schwarzen Haare, ihre feinen aristokratischen Gesichtszüge, das perfekte Lächeln ihrer Lippen, gepaart mit dem glänzenden Weiß ihrer Zähne.
     
    Schon als Sterbliche hatte sie es immer genossen, wegen ihrer Schönheit umworben und begehrt zu werden. Und ihr Schöpfer wusste um ihre Schwäche – ihrer Furcht, diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher