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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten
Autoren: Michael White
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die deinen...und die derjenigen, die auf dich warten. Seit langer, langer Zeit!'
     
    Mit tänzerisch anmutenden Schritten geht Lee auf Frank zu, der zurückweicht  – und zu spät bemerkt, dass er am Absatz der Wendeltreppe angekommen ist.
     
    'Adieu, Frank.'
     
    Er will einen Schritt nach vorn machen, doch Lees Klaue fetzt durch sein Gesicht, blutige Spuren hinterlassend, und Frank verliert das Gleichgewicht und fällt hintenüber. Er unternimmt noch einen letzten verzweifelten Versuch, mit seinen Klauen einen Halt an den modrigen, glitschigen Wänden zu finden, aber es ist sinnlos, und er stürzt die gewundenen Stufen hinab in eine Finsternis, aus der es kein Entkommen mehr gibt.
     
    ***
     
    Franks Sturz endet mit einem harten Aufschlag auf dem kalten Boden. Mühsam richtet er sich auf und sieht sich um. Er kann sich nicht orientieren. Scheiße, seit wann hat er ein Problem, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden? Mit zittrigen Fingern holt er ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und macht Licht. Die Flamme flackert ein wenig, als wenn ein Luftzug herrschen würde, aber dann bleibt sie still und erleuchtet die in grauem Beton ausgegossenen Wände und Stufen. Langsam und vorsichtig sieht er sich um, immer auf der Hut vor einer bösen Überraschung.
     
    Wieder hallt ihm dieses Lachen entgegen. Knurrend biegt Frank um eine Ecke – und sieht ein kleines Mädchen in einem blutverschmierten Kleid, das ihn spöttisch zuwinkt. Mit einem nervösen Lächeln macht Frank einen Schritt auf das Kind zu.
     
    ‚Na, haben wir uns verlaufen? Willst du mir nicht mal erzählen, was du hier so treibst, hm?‘
     
    Das Kind lacht nur leise, und Frank macht einen weiteren Schritt, um es zu erhaschen, als er plötzlich einen eisernen Griff um seine Kehle zu spüren. Mit einem Aufschrei greift er seinen Klauenhänden nach hinten, rammt seine Finger in die Augenhöhlen des Angreifers und reißt ihm mit brachialer Gewalt den Kopf von seinen Schultern. Der Druck lässt augenblicklich nach, und Frank stolpert nach vorn. Er presst sich mit dem Rücken gegen die Wand und wirft einen Blick auf den Schädel – nur um ihn mit einem erstickten Schrei fallen zu lassen. Dieses von Fäulnis zerfressene Gesicht – er kennt es. Das ist die Schlampe, die er wegen Lee ausgequetscht und danach höchstpersönlich umgelegt hatte. Sie ist tot. Tot. Das kann nicht sein. Er hat sie nicht verwandelt. Und selbst wenn – er hat sie verscharrt. So wie all die anderen auch.
     
    Das Kind lacht höhnisch, und hinter sich hört er schlurfende Schritte. Er schaut kurz über die Schulter, doch er kann nichts erkennen. Er wendet sich wieder dem Kind zu – doch es ist verschwunden. Fluchend hastet er ihm hinterher durch das Labyrinth der Gänge, dem Gelächter folgend. Nach kurzer Zeit hat er völlig die Orientierung verloren, wie er in einem Anflug von Panik bemerkt. Wie kommt er hier bloß wieder raus? Er hastet um eine Ecke – und landet in einem Gang, an dessen Ende eine Tür ist, die ihm seltsam vertraut vorkommt.
     
    Frank blickt sich um. Das Kind ist nirgendwo zu sehen. Es kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben, denkt er. Wo –
     
    Seine Gedanken werden wieder von den schlurfenden Geräuschen seiner Verfolger unterbrochen. Egal wo die Göre ist, er muss hier weg. Er stürzt zur Tür und schiebt den schweren Riegel beiseite. Die Tür öffnet sich lautlos, ganz so, als hätte sie nur darauf gewartet, dass er kommt. Der Raum dahinter ist ebenso finster wie der Gang hinter ihm. Und es ist eisig kalt hier. Wie in der Hölle, schießt es ihm durch den Kopf. Er schüttelt sich, als wenn er wirklich frieren würde. Seine Hand tastet nach dem Lichtschalter an der Wand, und fahles Licht erhellt den Keller. Frank rümpft leicht die Nase, als ihm der Geruch von Fäulnis bewusst wird. Irgendetwas rottet hier schon sehr lange vor sich hin. Aber der eigentlich vorherrschende Geruch, der sich jetzt zu ihm vortastet wie ein blindes Monstrum, das seine Beute gewittert hat, ist der von fauligem, altem Blut. Dieser Keller…das ist doch…
     
    …sein eigener Keller! Die Abkühlkammer für die ersten Exemplare, die er geschaffen hatte und die sich für seine kleinen Spiele als nicht tauglich erwiesen. Einige von ihnen waren einfach so verreckt. Andere...glitten langsam in den Wahnsinn, bevor er sich dann doch dazu entschloss, sie zu entsorgen. Sein Instinkt kreischt ihn an, dieses Loch sofort wieder zu verlassen, aber als er sich umdreht, ist die Tür hinter
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