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Die Fährte der Toten

Die Fährte der Toten

Titel: Die Fährte der Toten
Autoren: Michael White
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Blut wie ein hungriger Wolf, und Jennifer lässt sie eine Zeitlang gewähren, bevor sie Tanya im Nacken packt und ihren Kopf wegzieht, so dass Tanya sie mit ihrem blutverschmierten Gesicht ansehen muss.
     
    'Das reicht jetzt.'
     
    Ein leises Fauchen steigt aus Tanyas Kehle auf, doch schließlich lichtet sich der blutrote Nebel vor ihrem inneren Auge. Verwundert und auch erleichtert stellt sie fest, dass die Schmerzen bereits nachgelassen haben, und ihr geht der Gedanke durch den Kopf, dass diese Frau die Königin der Kelche sein muss. Jennifer sieht ihr in die Augen und gibt Tanyas Kopf frei.
     
    ‘Du wirst Lee niemals erzählen, dass du von meinem Blut gekostet hast.'
     
    Tanya nickt. Keine Sorge, denkt sie. Ich werde über all das hier schweigen, selbst wenn die Hölle zufrieren sollte. Denn wenn ich es nicht tue, wirst du kommen. Zu mir. Und du wirst so lächeln, wie du es jetzt tust. Nur das es das Lächeln des Todes sein wird. Für mich. Ihr Blick wandert zu den Leichen.
     
    'Was machen wir mit denen?'
     
    'Wir überlassen sie der Wüste. Was sonst?'
     
    Tanya nickt mit dem Kopf in die Richtung von Kyles Leiche.
     
    'Geht in Ordnung, was das Arschloch da angeht. Den sollen ruhig die Geier fressen. Was ist mit dem anderen Typen? Gehörte der dazu?'
     
    'Nein. Er war ein Freund. Er hat dich gerettet. Hat sein Leben geopfert für deines. Ohne dich zu kennen. Ohne zu wissen, wie du überhaupt heißt.'
     
    'Sein Name war Pete, nicht wahr.'
     
    Jennifer nickt.
     
    'Dann soll ihn die Wüste haben. Aber nicht so wie diese Ratte. Er hat mir mein Grab erspart. Ich denke, es ist das Mindeste, dass er es bekommt. Meinst du nicht auch?'
     
    Jennifer bedenkt Tanya mit einem seltsamen Blick.
 
    'Ihr Menschen...ihr überrascht mich immer wieder.'
     
    Sie macht eine kurze Pause, bevor sie weiter spricht.
     
    'Begrabe ihn.'
     
    ***
     
    Es dauert eine Zeit, doch dann ist es getan. Tanya wirft mit einer müden Bewegung die Schaufel achtlos beiseite und setzt sich neben den Erdhügel, der nun Petes letzte Ruhestätte geworden ist. Ihre Hände und ihr Rücken schmerzen, und in ihrem Kopf herrscht Leere.
     
    'Sie hat mal gesagt, immer, wenn sie mal jemanden mag – dann ist er nicht mehr lange da. So langsam fange ich an zu verstehen, was sie gemeint hat.'
     
    ‘Du bist noch da.'
     
    Ja, noch bin ich da, denkt sie. Fragt sich nur, wie lange noch. Sie stützt sich mühsam auf einen Arm und sieht zu Jennifer hinauf.
     
    ‘Du weißt, wo sie ist, nicht wahr?'
     
    'Ja. An einem Ort, der für euch Menschen tabu ist. Ihr habt kein Recht, euch dort aufzuhalten.'
     
    'Lass mich raten – ich will da auch gar nicht hin, richtig?'
     
    Jennifers lächelt, und wieder fühlt Tanya einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen.
     
    'Ich muss dich nun verlassen. Ich wünsche dir viel Glück. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns irgendwann einmal wieder.'
     
    'Hey...was ist mit Lee...ich meine...ich möchte doch nur...'
     
    Wissen, ob sie zu mir zurückkommt. Weil ich nie wieder glücklich sein werde, wenn ich nicht wenigstens weiß, was mit ihr geschehen ist.
     
    Jennifer dreht sich noch einmal um.
     
    'Warte hier. Bald wird das Auge des Himmels seinen Lauf beginnen. Bis dahin wird sich entschieden haben, ob sie zurückkehrt.'
     
    Tanya will noch nachfragen, was das nun wieder zu bedeuten hat, doch Jennifer ist bereits in die Dunkelheit eingetreten, und Tanya lässt sich auf den Rücken fallen. Scheiße! Nichts geht mehr. Jetzt kann sie nur noch ausharren. Und hoffen. Müdigkeit überkommt sie, und bevor sie sich versieht, fällt sie in einen tiefen traumlosen Schlummer.

 
Samhain / 6
     
    Lee betrachtet das ausgewaschene, bleiche Flussbett, das sich wie das Gerippe eines urzeitlichen Tieres durch die Wüste schlängelt. Als hier zum letzten Mal Wasser floss, muss die Welt noch jung gewesen sein. Der Ausblick vom Dach der alten Mission ist hervorragend. Niemand kann sich ungesehen nähern, ohne von einem geübten Beobachter sofort entdeckt zu werden. Seltsam, denkt sie, warum gibt er diesen Vorteil so ohne weiteres her? Die Antwort ist so banal wie unschön – weil er es sich anders überlegt hat. Weil Tanya schon längst tot und begraben ist. Weil du hier warten kannst, bis die Sonne am Horizont erscheint und du dich irgendwo verkriechen musst. Wo er dich dann in aller Seelenruhe einsammeln kann, um dir den Rest zu geben.
     
    Lee geht in die Hocke. Sie ist hier nicht allein. Etwas ist hier. Verbirgt sich in
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