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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals
Autoren: Marie Bostwick
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verlängert. Also, wobei kann ich dir helfen?«
    Es war kurz vor vier. Nur noch eine Stunde bis Ladenschluss. Die letzten Quilterinnen gaben ihre Blöcke ab und machten sich auf den Heimweg. Gott sei Dank! In meinem ganzen Leben war ich noch nie so müde! Müde, aber auch sehr, sehr glücklich.
    »Wie haben wir das gemacht?«, fragte ich Margot.
    Sie bat mit erhobener Hand um Ruhe, während sie den Stapel fertiger Blöcke durchzählte. »Einhunderteinundsiebzig!«, verkündete sie schließlich.
    »Du machst wohl Spaß! Das ist mehr als zweimal so viel wie letztes Jahr«, lachte ich. »Kein Wunder, dass mir die Füße wehtun.«
    »Deine Füße. Und was ist mit meinen Händen?«, stöhnte Garrett. »Mein Zeigefinger ist vom Eintippen der Beträge schon ganz taub. Ich weiß gar nicht, wie ich es dir sagen soll, Mum, aber es sieht so aus, als würden wir diesen Monat tatsächlich Gewinn machen.«
    »Und dabei sind noch nicht mal die Kunden mitgezählt, die Sets für zu Hause gekauft haben«, fügte Liza hinzu. »Zur diesjährigen Auktion könnten wir sechs oder sieben Quilts beisteuern.«
    »Die dann alle Abigail zu einem völlig überhöhten Preis kauft«, sagte ich.
    Abigail kam mit einem Tablett voller belegter Brote und Papptassen herein.
    »Das habe ich gehört«, sagte sie.
    »Weißt du, Abbie, du brauchst die Quilts nicht alle zu kaufen«, erklärte Margot. »Vielleicht möchten andere ja auch einen.«
    »Dann können sie mich ja überbieten, nicht? Es ist doch alles für einen guten Zweck, und außerdem mag ich Quilts. Es sind Kunstgegenstände. Ich habe beschlossen, sie zu sammeln und sie für die neue Volkskunstabteilung des Museums zu stiften.«
    »Ich wusste gar nicht, dass das Museum eine Volkskunstabteilung hat«, erwiderte Ivy.
    Abigail stellte das Tablett auf die Arbeitsplatte. »Noch nicht, aber sobald ich ihnen meine Quiltsammlung und eine Spende übergeben habe, werden sie eine haben.« Abigail reckte das Kinn und setzte ein herrisches Lächeln auf.
    »Bist du sicher, dass du nicht zurückkommen und im Museum arbeiten willst, Liza? Sie werden bald einen neuen Kurator brauchen.«
    Alle lachten und bedienten sich von den Butterbroten. Charlie kam mit einer geöffneten Flasche Champagner herein.
    »Meine Damen und Herren! Ihre Gläser bitte, wenn’s recht ist!« Wir nahmen uns jeder eine Papptasse, und Charlie schenkte ein.
    Dann stellte er die Flasche ab und hob seine Tasse. »Ich möchte auf das Wohl von Evelyn anstoßen. Auf Evelyn!«
    »Ich weiß etwas Besseres«, sagte ich und blickte in die Gesichter ringsum. »Auf unsere Freunde! Die alten und die neuen!«
    »Auf unsere Freunde!«, wiederholten alle einstimmig.
    In diesem Augenblick kündigte die Türglocke neue Kundschaft an. Ich drehte mich um und sah zwei Frauen hereinkommen. Die eine trug ein leuchtend blaues Kopftuch und lächelte mir zu. Es war Vicky, die ich im Krankenhaus kennengelernt hatte. Die andere Frau kannte ich nicht.
    Ich ging, um sie zu begrüßen, wobei ich Vicky herzlich umarmte. »Wie geht es dir? Was macht die Chemo?«, fragte ich.
    »Alles prima! Ich war vor drei Wochen damit fertig, und der Doktor sagt, es sieht gut aus. Schau mal!« Sie schob ihr Kopftuch ein wenig zurück. »Meine Haare kommen wieder!«
    »Toll! Hallo, ich bin Evelyn«, sagte ich und streckte der anderen Frau die Hand entgegen.
    »Ich heiße Debbie«, sagte sie leise. Sie war blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte sie schlecht geschlafen.
    »Debbie und ich haben uns bei der Selbsthilfegruppe für Krebspatientinnen getroffen«, erklärte Vicky. »Sie hat vor Kurzem ihre Diagnose bekommen. DCIS, wie bei dir.« Ich lächelte Debbie an, und sie versuchte zurückzulächeln.
    »Ich habe Debbie von deiner Quilt-Pink-Aktion erzählt, und da dachte ich, es wäre eine gute Idee, wenn Debbie auch einen Quiltblock nähen und mit dir reden könnte.« Sie blickte sich im nahezu menschenleeren Laden um. »Sind wir zu spät?«
    »Aber nicht doch!«, ertönte Abigails Stimme hinter der Ladentheke. »Wir haben noch jede Menge Sets. Liza, mein Schatz, würdest du bitte den Tisch abräumen? Die Brote sind alle, aber ich glaube, hinten liegen noch ein paar Plätzchen.«
    »Ich hole sie und bringe auch Kaffee mit«, sagte Margot eilfertig und verschwand in der Küche.
    Obwohl wir vor ein paar Minuten noch so erschöpft gewesen waren, wurden jetzt alle wieder aktiv und holten Stühle, Stoff und Nähutensilien für die Neuankömmlinge. Ich setzte mich neben
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