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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals
Autoren: Marie Bostwick
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Liebe im Augenblick noch beängstigend. Ich habe den Schock, mich nackt im Spiegel zu sehen, noch nicht verwunden, da werde ich mich doch nicht jemand anderem so präsentieren.«
    »Na ja, ich hatte auch nicht vor, dich gleich hier zu Boden zu werfen und deine Tugend zu schänden.«
    »Gut so, denn du solltest auch gleich wissen, dass ich eine sehr altmodische Einstellung zu Liebe und Ehe habe. Nicht dass ich grundsätzlich gegen diese Art der ›Schändung‹ wäre.« Ich lächelte. »Schließlich lese ich auch ganz gern einmal einen von diesen Highlander-Liebesromanen. Aber alles zu seiner Zeit.«
    Er nickte und nahm zärtlich meine Hand. »In Ordnung. Damit komme ich zurecht. Ich kann warten. Und wenn es dann so weit ist – wenn überhaupt jemals –, bringe ich wahrscheinlich sogar einen schottischen Akzent zustande. Wenn’s dir denn hilft.«
    »Hm, gut gemeint, aber nein, danke. Außerdem ist mir dein irischer Akzent ans Herz gewachsen.« Als er lachte, stimmte ich ein, und zu meinem Erstaunen bemerkte ich, dass ich tatsächlich mit einem Mann flirtete. Ich hatte schon ganz vergessen, wie das ging.
    Unser Gelächter verklang, und Charlies Gesicht wurde wieder ernst. Er atmete einmal tief durch. »Nun denn, was machen wir jetzt? Sag mir, was ich tun soll, Evelyn, und ich tue es. Wenn du Zeit brauchst, gebe ich sie dir. Alles, was du willst«, sagte er, hob meine Hand an die Lippen und küsste meine Fingerspitzen so zart, als hätte sich ein Schmetterling darauf niedergelassen. Mir stockte der Atem.
    Dann nahm er meine Hand und legte sie flach auf seine Brust. Unter der Muskulatur fühlte ich sein Herz schlagen. Es schlug kräftig und regelmäßig. Verlässlich.
    »Vierundfünfzig Jahre habe ich gebraucht, um die große Liebe zu finden. Da kann ich mich auch noch ein bisschen länger gedulden, Evelyn. Auf dich lohnt es sich zu warten.«

36
    Evelyn Dixon
    Evelyn, der Kaffee ist alle!«, drang Margots Ruf durch das Gewirr der Frauenstimmen.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte ich zu dem Reporter. »Ich bin gleich wieder da.«
    Margot stand neben dem Tisch mit den Erfrischungen und hielt eine leere Kaffeedose hoch. »Der Kaffee ist alle«, sagte sich noch einmal. »Er stand auf meiner Liste, aber dann war ich so damit beschäftigt, zusätzliche Sets zusammenzustellen, dass ich ihn völlig vergessen habe. Tut mir leid.«
    »Macht nichts. Die Sets waren wichtiger.«
    »Vielleicht sollte ich schnell zum Supermarkt laufen«, schlug Margot ein wenig zweifelnd vor und ließ ihren Blick durch den überfüllten Laden schweifen.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, hier ist zu viel zu tun. Du musst Garrett und Wendy an der Kasse helfen. Da stehen die Kunden schon in Sechserreihen. Ich werde mal oben in der Wohnung nachsehen. Vielleicht habe ich noch genug für eine Kanne.«
    Ivy, unsere neue Angestellte, ging mit einem Armvoll Stoff-ballen vorüber.
    »Uns geht allmählich der Rückseitenstoff aus Musselin aus, und da dachte ich, ich hole lieber noch welchen aus dem Lager«, sagte sie. »Was ist denn los?«
    »Ich habe vergessen, Kaffee zu kaufen«, murmelte Margot betreten. Sie war wirklich zu streng mit sich selbst.
    »Ach, keine Sorge. Ich habe gesehen, dass er zur Neige geht, und heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit welchen geholt. Das hätte ich euch sagen sollten. In dem Schrank unter der Spüle stehen zwei Dosen.«
    Margot atmete erleichtert auf. »Danke, Ivy. Du bist wirklich ein Retter in der Not. Brauchst du Hilfe mit den Ballen da?«
    »Nein, geht schon«, antwortete sie lächelnd und eilte mit ihrem Stoff davon.
    »Sie ist einfach großartig!«, rief Margot, als Ivy außer Hörweite war. »Intelligent, tüchtig, fleißig und schnell von Begriff!«
    »Sie ist wirklich ein Glückstreffer. Noch ein wenig unsicher, aber das gibt sich mit der Zeit.«
    Margot nickte. »Bestimmt ist sie auch eine tolle Mutter. Die kleine Bethany ist so niedlich! Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Ivy ihre Tochter jemals wiederbekommt«, kicherte Margot. »Abigail klebt ja förmlich an ihr.«
    Lächelnd blickte ich zu dem langen Tisch hinüber, der vor dem Schaufenster aufgestellt worden war. Dort saß Abigail und brachte einigen Neulingen den Blindstich bei. Neben ihr konzentrierte sich Bethany so sehr darauf, eine gerade Naht hinzubekommen, dass ihre Zungenspitze im Mundwinkel hervorlugte. Strahlend vor Stolz lobte Abigail sie.
    »Was ist mit Bethanys kleinem Bruder Bobby?«, fragte Margot. »Wo ist er denn
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