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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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können - doch welcher Maure hätte freiwillig sein Volk verlassen, welches über riesige Lande herrschte und einem starken Glauben anhing, um zu den tollwütigen, verrückten Christen überzulaufen, deren Könige lediglich über ein paar Hektar karges Gebirgsland in Europa herrschten und hoffnungslos untereinander zerstritten waren? Wer sollte Al-Yanna, den Garten, verlassen wollen, Inbegriff des Paradieses und beheimatet in der Alhambra, um in den rauen Burgen und Festungen Kastiliens und Aragóns zuhausen?
    Verstärkung konnten die Mauren aus Afrika erhalten, sie hatten Verwandte und Verbündete von Marokko bis zum Senegal. Unterstützung würde aus Bagdad kommen, aus Konstantinopel. Granada mochte klein erscheinen im Vergleich zu den Eroberungen Ferdinands und Isabellas, aber hinter Granada stand das mächtigste Reich der Welt - das Reich des Propheten, gelobt sei sein Name.
    Doch es geschah das Unglaubliche: Tag um Tag, Woche um Woche, langsam, aber stetig, im Kampf gegen die heiße Sonne des Vorfrühlings und die Kälte der Nacht, schafften die Christen das Unmögliche. Zuerst wurde eine Kapelle erbaut, rund wie eine Moschee, da die einheimischen Maurer diese Form am schnellsten bauen konnten, dann ein kleines Haus mit flachem Dach und Innenhof für König Ferdinand, Königin Isabella und ihre Familie: den Infanten, den kostbaren Sohn und Thronerben, die drei älteren Mädchen Isabel, Maria und Juana und Catalina, das Nesthäkchen. Die Königin verlangte nichts weiter als ein Dach und Wände, sie war schon seit Jahren auf dem Feldzug, sie erwartete keinen Luxus. Danach baute man rund um das Königshaus ein Dutzend steinerne Hütten, in denen der Hochadel widerwillig Quartier bezog. Als Nächstes wurden, auf ausdrücklichen Befehl der Königin, Ställe für die Pferde gebaut sowie Lager für Schießpulver und wertvolle Munition, für deren Ankauf aus Venedig Isabella ihren kostbaren Schmuck versetzt hatte ... und dann, erst dann, wurden Unterkünfte für die Mannschaften gebaut, Küchen und Speicher angelegt. Und ehe man sich's versah, war dies eine kleine Stadt geworden, eine Stadt aus Stein, wo vordem ein Lager aus Zelten gestanden hatte. Niemand hätte geglaubt, dass es vollbracht werden könnte, doch nun war es getan. Sie nannten die Stadt Santa Fe, und wieder einmal hatte Isabella über ein missliches Geschick triumphiert. Die schicksalhafte Belagerung Granadas durch die entschlossenen, verrückten Christenkönige wurde fortgesetzt.
 
***
 
    Catalina Prinzessin von Wales stieß auf einen der hohen Adeligen im vertraulichen Gespräch mit seinen Freunden. »Was beredet Ihr da, Don Hernando?«, fragte sie mit dem altklugen Selbstvertrauen einer Fünfjährigen, die sich nie weit von der Seite ihrer Mutter entfernt hatte und deren Vater ihr kaum einen Wunsch zu versagen vermochte.
    »Nichts, Infantin«, erwiderte Hernando Perez del Pulgar mit einem Lächeln, das ihr bedeutete, sie dürfe ruhig weiterfragen.
    »Doch, das tut Ihr.«
    »Es ist ein Geheimnis.«
    »Ich verrate es nicht.«
    »Oh! Prinzessin! Ihr würdet es doch verraten. Es ist ein so großes Geheimnis! Viel zu groß für ein kleines Mädchen.«
    »Ich tu's nicht! Wirklich! Ich schweige wie ein Grab.« Catalina dachte kurz nach. »Ich schwöre es auf Wales.«
    »Auf Wales? Auf Euer eigenes Land?«
    »Auf England?«
    »Auf England? Auf Euer Erbe?«
    Sie nickte. »Auf Wales und auf England und auch auf Spanien.«
    »Nun gut. Wenn Ihr solch ein geheiligtes Versprechen gebt, dann werde ich es Euch sagen. Schwört mir aber, dass Ihr es nicht Eurer Mutter verratet?«
    Catalina nickte mit großen blauen Augen.
    »Wir haben vor, in die Alhambra einzudringen. Ich weiß von einem Tor, einem kleinen Seitentor, das kaum bewacht wird. Dort können wir uns Einlass verschaffen. Wir werden eindringen und dann - was werden wir dann wohl tun?«
    Die Kleine schüttelte heftig den Kopf, sodass ihr kastanienbrauner Zopf unter dem Schleier hin und her schwang wie die Rute eines Welpen.
    »Wir werden beten, in der Moschee der Feinde. Und ich hinterlasse ihnen ein Ave Maria, das ich mit meinem Dolch auf den Boden hefte. Was haltet Ihr davon?«
    Catalina war zu jung, um zu begreifen, dass die Männer im Begriff waren, in den sicheren Tod zu gehen. Sie hatte keine Ahnung von Wachposten, die jedes Tor bewachten, sie wusste nichts vom gnadenlosen Ingrimm der Mauren. Aufgeregt leuchteten ihre Augen. »Das habt Ihr vor?«
    »Ist es nicht ein toller Plan?«
    »Wann geht Ihr
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