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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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Rückzug. Wir werden uns wiederum mit allem Nötigen versehen müssen, erst dann können wir die Belagerung fortsetzen. Euer Gemahl ...«, er nickte zu dem dunklen, wohlgestalteten Manne hinüber, der ein wenig abseits stand und lauschte, »... weiß dies. Wir alle wissen es. Wir werden die Belagerung fortsetzen, wir geben uns nicht geschlagen. Aber ein guter Feldherr weiß, wann die Zeit zum Rückzug gekommen ist.«
    Die Männer nickten beifällig. Schon der gesunde Menschenverstand sprach dafür, dass man nichts anderes tun konnte, als die Belagerung von Granada für den Winter aufzuheben. Die Entscheidungsschlacht war unumgänglich, alles steuerte seit sieben langen Jahrhunderten darauf zu. Jahr für Jahr hatten die christlichen Könige ihr Gebiet auf Kosten der Mauren vergrößert. Jede Schlacht hatte das Maurenreich von Al-Andalus ein wenig weiter nach Süden gedrängt. Ob bis zum endgültigen Sieg ein weiteres Jahr verging, spielte keine Rolle. Das kleine Mädchen, mit dem Rücken an einem klammen Zeltpfosten lehnend, der nach feuchter Asche roch, schaute in das gelassene Gesicht der Mutter. Aufregung lag dieser fern.
    »Es geht sehr wohl um Stolz«, berichtigte sie den Befehlshaber. »Unser Feind weiß um die Bedeutung dieser Eigenschaft. Wenn wir in unseren versengten Kleidern davonkriechen, werden die Mauren uns auslachen, bis sie zu Al-Yanna auffahren, ihrem Garten Eden. Das allein kann ich schon nicht dulden. Wichtiger jedoch ist: Gott wünscht, dass wir gegen die Mauren kämpfen; es ist Sein Wille, dass wir vorrücken. Es ist nicht Gottes Wille, dass wir uns zurückziehen. Also müssen wir vorrücken.«
    Der Vater des Kindes zeigte ein spöttisches Lächeln, widersprach seiner Frau jedoch nicht. Als die Hauptleute ihn fragend anschauten, tat er das Problem mit einer Handbewegung ab. »Die Königin hat recht«, sagte er. »Die Königin hat immer recht.«
    »Aber wir haben keine Zelte, wir haben kein Lager mehr!«
    Er gab die Frage an seine Gattin weiter. »Was denkt Ihr?«
    »Wir werden eines bauen«, entschied sie.
    »Eure Majestät, wir haben das Land im Umkreis von Meilen verwüstet. Wir könnten nicht einmal mehr einen Kamiz für die Prinzessin von Wales nähen. Wir haben keine Tuche mehr, kein Stück Zeltbahn. Es gibt kein Wasser in der Nähe und keine Feldfrüchte. Wir selbst haben das Wasser abgeleitet und die Ernte untergepflügt. Wir haben das Land verwüstet und nun keinen Nachschub mehr!«
    »Dann werden wir eben ein Heerlager aus Steinen errichten. Steine haben wir doch, soweit ich weiß?«
    Der König lachte kurz, dann tarnte er seine Heiterkeit mit einem Räuspern. »Wir sind von einer trockenen Steinwüste umgeben, meine Liebe«, bemerkte er. »Wenn es uns an einem nicht mangelt, dann an Steinen.«
    »Dann werden wir kein Lager erbauen, sondern eine steinerne Stadt!«
    »Das ist unmöglich!«
    Isabella wandte sich an ihren Gemahl. »Wir machen es möglich«, sagte sie. »Es ist Gottes Wille und der meine.«
    Ferdinand nickte. »Dann wird es getan.« Er warf ihr ein rasches, vertrauliches Lächeln zu. »Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass Gottes Wille erfüllt wird, und es ist mir eine Freude, den Euren zu vollziehen.
 
***
 
    Das vom Feuer besiegte Heer widmete sich nun den Elementen Erde und Wasser. Wie Sklaven schufteten die Männer in der Hitze der Sonne und in der Kälte der Nacht. Auf den einstigen Feldern des Triumphes plagten sie sich nun wie Bauern. Von jedem Soldaten, ob Kavallerieoffizier oder General, ob hoher Adeliger oder Cousin des Königs, wurde erwartet, tagsüber in der Hitze zu schuften und sich des Nachts auf den kalten, harten Boden zu betten. Die Mauren, welche das mühselige Unterfangen von den hohen, uneinnehmbaren Zinnen ihrer roten Burg auf dem Hügel oberhalb Granadas betrachteten, mussten zugeben, dass die Christen Mut besaßen. Niemand konnte ihre Entschlossenheit bezweifeln. Und dennoch waren sie zum Scheitern verurteilt. Denn keine Macht der Welt konnte die rote Burg von Granada einnehmen, in zwei Jahrhunderten war diese Festung nicht gefallen. Sie thronte hoch oben auf einem Felsvorsprung über einer weiten baumlosen Ebene. Ein Überraschungsangriff konnte ihr nichts anhaben. Fast unsichtbar ging der rote Fels, der sich aus der Ebene erhob, in die roten Mauern der Burg über, und keine Sturmleiter konnte die Hügelkuppe erreichen, kein Stoßtrupp aus eigener Kraft die steilen Felswände erklimmen.
    Ein Verräter hätte den Christen behilflich sein
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