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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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dorthin?«
    »Heute Nacht! Noch in dieser Nacht!«
    »Ich werde kein Auge zutun, bis Ihr zurückkehrt!«
    »Ihr müsst für mich beten und Euch dann zur Ruhe begeben, Prinzessin, und dann werde ich selber am Morgen kommen und Euch und Eurer Mutter alles berichten.«
    Catalina schwor erneut, dass sie kein Auge zutun werde. Dann lag sie tatsächlich wach, machte sich ganz steif auf ihrem kleinen Feldbett, während ihre Amme den Teppich vor der Tür anbrachte. Doch gegen ihren Willen fielen ihr langsam die Augen zu, bis die Wimpern auf den runden Wangen ruhten, die kleinen, plumpen Hände sich entspannten. Catalina schlief.
    Doch Don Hernando kam nicht am Morgen, wie er versprochen hatte. Sein Pferd stand nicht im Stall, und auch seine Freunde waren nicht da. Zum ersten Mal in seinem Leben ahnte das kleine Mädchen etwas von der Gefahr, in die er sich begeben hatte - eine tödliche Gefahr, und nur um des Ruhmes willen, der einer Ballade wert war.
    »Wo ist er?«, wollte Catalina wissen. »Wo ist Hernando?«
    Das Schweigen ihrer Amme Madilla war Warnung genug.
    »Er kommt doch?«, fragte sie, plötzlich von Zweifeln befallen. »Er kommt doch wieder?«
 
***
 
    Langsam dämmert es mir, dass er vielleicht nicht zurückkommt, dass das Leben nicht wie eine Ballade ist, in der stets die eitle Hoffnung triumphiert und ein schöner Mann niemals in der Blüte seiner Jugend stirbt. Aber wenn Don Hernando scheitern kann und sterben, kann dann auch Vater sterben? Oder meine Mutter? Kann auch ich sterben, sogar ich? Die kleine Catalina, Infantin von Spanien und Prinzessin von Wales?
    Ich knie in dem geweihten Rundbau der neu errichteten Kapelle, aber ich bete nicht. Ich zerbreche mir den Kopf über diese seltsame Welt, die sich mir unversehens eröffnet. Wenn wir für die gerechte Sache kämpfen - und dessen bin ich mir sicher -, wenn also diese schönen jungen Männer für die gerechte Sache kämpfen, und wenn wir und unsere gerechte Sache unter dem besonderen Schutze Gottes stehen: Wie können wir jemals scheitern?
    Aber sollte ich da etwas falsch verstanden haben, dann ist es möglich, dass wir doch scheitern können und sterblich sind. Selbst der hübsche Hernando Perez del Pulgar und seine lachenden Freunde, selbst meine Mutter und mein Vater können scheitern. Wenn Hernando sterben kann, dann kann dies auch Mutter und Vater zustoßen. Und wenn dies so ist, welche Sicherheit ist dann in der Welt? Wenn madre sterben kann wie ein gemeiner Soldat, wie ein Maultier, das einen Bagagewagen zieht - und ich habe Männer und Maultiere sterben sehen -, wie kann dann die Welt weiter existieren? Wo ist dann Gott?
 
***
 
    Dann kam die Stunde, zu der Catalinas Mutter Audienz für Bittsteller und Freunde hielt, und plötzlich tauchte er wieder auf, in seinen besten Kleidern, mit gekämmtem Bart und leuchtenden Augen, und sprudelte seine Geschichte hervor: Wie sie sich als Araber verkleidet hatten, um in der Dunkelheit als Stadtbewohner durchzugehen, wie sie durch das Seitentor hineingeschlichen und zur Moschee hinaufgeeilt waren, wie sie niedergekniet und ein Ave Maria heruntergerasselt hatten und das Gebet auf einem Papier mit einem Dolch in den Boden gestoßen hatten, wie sie dann von den Wachen überrascht worden waren und sich den Rückzug erkämpft hatten, mit blitzender Klinge im Mondlicht die enge Straße hinunter zu dem Tor, das sie wenige Augenblicke zuvor aufgebrochen hatten, und wie sie in die schützende Nacht geflohen waren, bevor der Feind begriffen hatte, was sich abspielte. Keinen einzigen Kratzer hatten sie abbekommen, keinen Mann verloren. Es war ein Triumph - und für die Maurenherrscher ein Schlag ins Gesicht.
    Es war ein hervorragender Streich, wenn man es schaffte, ein christliches Gebet mitten in eine ihrer Moscheen zu schmuggeln. Es war eine ausgeklügelte Bosheit. Die Königin war hoch erfreut, der König ebenso, und die Prinzessin und ihre Schwestern staunten ihren Ritter Hernando Perez del Pulgar an, als wäre er ein Held aus den Ritterromanen, ein Recke aus König Artus' Tafelrunde. Catalina klatschte in die Hände, als sie seine Geschichte vernahm, und wollte sie wieder und wieder hören. Doch tief innen erinnerte sie sich sehr wohl an den eisigen Schauder und die Furcht, er werde nie mehr zurückkehren.
    Nun erwartete man die Antwort der Mauren. Sie mussten diese Schmach tilgen. Der Feind würde das eigenmächtige Vorgehen Perez del Pulgars und seiner Mannen als Herausforderung begreifen und musste
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