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Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die ewige Prinzessin: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Philippa Gregory
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auf!«
    Taumelnd kam der spanische Recke auf die Beine. Der starke Schlag vor die Brust ließ ihn schwanken wie einen Betrunkenen. Der maurische Hüne war bereits auf den Beinen, hatte Helm und Brustharnisch beiseitegeworfen und drang mit gezogenem Krummschwert auf den Christen ein. Die scharfe Schneide blitzte in der Sonne. Auch de la Vega zog nun seine Waffe. Mit einem gewaltigen Krachen trafen die Schwerter aufeinander, dann versuchten die Männer, ihre Stellung zu halten und den Gegner niederzuwerfen. Schwerfällig bewegten sie sich im Kreis, wankend unter der Nachwirkung des Sturzes. Es konnte jedoch kein Zweifel bestehen, dass der Maure der Stärkere war. Langsam gab de la Vega dem Druck seines Widersachers nach. Er versuchte, zurückzuweichen und sich freizukämpfen, aber das Gewicht des Mauren drückte ihn nieder, und er stolperte und fiel. Sogleich war der schwarze Ritter über ihm und drückte ihn vollends zu Boden. Nutzlos umklammerte de la Vegas Hand sein Langschwert, er vermochte es nicht mehr zu heben. Der Maure brachte sein Krummschwert an die Kehle seines Opfers, bereit, den tödlichen Hieb auszuführen. Sein Gesicht war eine schwarze Maske, die Zähne gebleckt. Plötzlich stieß er einen lauten Schrei aus und ließ von seinem Gegner ab. De la Vega rollte sich herum, kam taumelnd auf Hände und Knie.
    Der Maure lag gefällt am Boden. Nutzlos zupften seine Hände an der Brust, sein großes Schwert hatte er fallen lassen. In de la Vegas linker Hand war ein blutbefleckter Kurzdolch zu sehen, eine geheime Waffe, in einem verzweifelten Gegenstoß eingesetzt. Mit schier übermenschlicher Anstrengung kam der Maure wieder auf die Beine, wandte dem Christen seinen Rücken zu und taumelte zu seinem Trupp. »Ich bin verloren«, sagte er zu den Mannen, die sich beeilten, ihn aufzufangen. »Wir haben verloren.«
    Auf ein geheimes Signal öffneten sich die großen Tore der roten Burg, und Soldaten strömten heraus. Juana sprang auf. »Madre, wir müssen fliehen!«, schrie sie. »Sie kommen. Sie kommen zu Tausenden!«
    Doch Isabella erhob sich nicht, auch dann nicht, als ihre Tochter über das Dach eilte und die Treppe hinablief. »Juana, komm zurück!«, befahl sie mit einer Stimme wie ein Peitschenhieb. »Betet, meine Töchter.«
    Sie erhob sich und ging zur Brüstung. Zuerst schaute sie auf die Ebene, wo ihr Heer sich sammelte, wo die Offiziere die Soldaten in Angriffsformation brachten, während die Mauren in Furcht erregender Zahl aus ihrer Festung strömten. Dann schaute sie auf Juana hinunter, die sich voller Angst hinter einer Mauer verbarg, nicht wissend, ob sie nun zu ihrem Pferd oder zurück zur Mutter laufen sollte.
    Isabella, die ihre Tochter liebte, gab keine weiteren Ermahnungen. Stattdessen wandte sie sich den anderen Mädchen zu und kniete bei ihnen nieder. »Lasst uns beten«, sagte sie und schloss die Augen.
 
***
 
    »Sie hat nicht einmal hingeschaut!«, wiederholte Juana ungläubig am Abend, als sie in ihrem Zimmer waren, sich die Hände wuschen und ihre schmutzigen Kleider auszogen. Endlich war Juanas tränenüberströmtes Gesicht reingewaschen. »Da hocken wir mitten in einer Schlacht, und sie macht einfach die Augen zu!«
    »Sie wusste, dass es mehr nützen würde, Gott um Beistand anzuflehen, als schreiend umherzulaufen«, sagte Isabel spitz. »Und unserem Heer machte es großen Mut, zu sehen, wie sie für alle sichtbar auf dem Dach kniete.«
    »Und was, wenn sie von einem Pfeil oder einem Speer getroffen worden wäre?«
    »Wurde sie aber nicht. Und wir auch nicht. Und wir haben die Schlacht gewonnen. Und du, Juana, hast dich wie eine halb verrückte Bäuerin aufgeführt. Ich habe mich deiner geschämt. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Bist du verrückt oder einfach nur boshaft?«
    »Ach, wen kümmert schon, was du denkst, du törichte Witwe!«

 
 
6. J ANUAR 1492
 
    Mit jedem Tag wurden die Mauren verzagter. Das Scharmützel der Königin sollte ihre letzte Schlacht sein. Ihr tapferster Ritter war tot, ihre Stadt umzingelt, und sie hungerten in dem Lande, das ihre Väter fruchtbar gemacht hatten. Und schlimmer noch: Die versprochene Unterstützung aus Afrika blieb aus, die Osmanen hatten zwar Freundschaft geschworen, doch kein Janitschare ließ sich blicken, denn ihr König hatte allen Mut verloren, weil sein Sohn von den Christen als Geisel gehalten wurde. Die Herrscher Spaniens, Isabella und Ferdinand, die die gesamte Macht der Christenheit hinter sich wussten, hatten der
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