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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten
Autoren: Scott Westerfeld
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zwei Teile gebrochen, ein dünner Riss zog sich über die ganze Länge, aber das Zittern hatte vollständig aufgehört. Staub wirbelte um sie herum, und vom Rand der Grube zuckten immer noch Blitze, aber sonst schien es beinahe still nach dem Erdbeben.
    Jonathan landete sachte neben Jessica, und sie hörte, wie Dess hinter ihr den Abhang herunterrannte.
    „Was ist passiert?“, fragte er.
    Jessica hielt ihren Finger hoch. „Ich hab mich geschnitten. Dann wurde es ein bisschen erdbebig.“
    Rex rannte zum Fels zurück. Er sah sich den Vorsprung genau an.
    „Es hat funktioniert“, sagte er leise.
    Jessica stellte sich neben ihn und starrte in die kleine Vertiefung. Aus ihrem Blut hatten sich lange Fäden gebildet, die dunkel geworden waren und den Stein verfärbten. Die Blutfäden bildeten ein Symbol, das für Jessica wie eine bogenförmige Klaue aussah, die eine Flamme hielt.
    „Was bedeutet es, Rex?“
    Er sagte erst nichts und blinzelte.
    „Zwei Worte, miteinander verbunden … Flammenbringer.“
    Jessica hob die Schultern. „Und das soll was heißen?“
    Kopfschüttelnd trat er einen Schritt vom Stein zurück. Jessica drehte sich um und sah die anderen Midnighter an. Sie sahen alle genauso verwirrt aus wie sie.
    „Ich weiß es nicht“, sagte Rex. „Flammenbringer? So ein Talent gibt es nicht.“
    „Jetzt schon“, sagte Jonathan.
    „Na, hoffentlich taugt das was“, verkündete Dess. „Denn in etwa fünf Minuten kriegen wir Gesellschaft.“
     

     

flammenbringer
    12.00 Uhr Mitternacht
    29
    „Wie meinst du das, Dess?“, fragte Rex.
    „Als die Verteidigung Jessicas Darkling geschluckt hat, ist mein Metall ganz schön schmutzig geworden. Es hat Aussetzer.“
    Jessica sah zum Rand der Schlangengrube. Der funkelnde Bogen um sie herum sah schwächer aus. Die Blitze blendeten nicht mehr, wenn sie zum Himmel aufschossen, die Strahlen leuchteten blassblau und zaghaft.
    „Ich weiß“, sagte Rex. „Ich hatte aber gedacht, du könntest es reparieren.“
    „Wir haben getan, was wir konnten. Ich hab nicht genug sauberen Stahl. Irgendwer hat meinen Matchsack draußen in der Wüste gelassen.“
    „Du bist von deinem Matchsack weggegangen“, erwiderte Rex, „als du mit deinem Speer zur Amazone mutiert bist.“
    „Irgendwer musste diese Tarantel umbringen!“, schrie Dess.
    „Du hast sie nicht umgebracht, du hast eine Armee draus gemacht“, brüllte Rex zurück, „in der einige von uns fast ersoffen wären!“
    „In einer Armee ersäuft man nicht!“
    „Aufhören!“
    Melissas Schrei brachte Rex und Dess zum Schweigen. Jessica sah, wie bei dem Streit alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war. Sie krümmte sich vor Schmerz.
    „Sorry, Melissa“, sagte Rex. Er holte tief Luft.
    „Ich kann nichts tun, Rex“, sagte Dess leise.
    Jessica sah zum Himmel auf. Hinter der lückenhaften Feuerwerksdecke konnte sie die Gleiter um die Schlangengrube herumwirbeln sehen. Vom Rand des Kraters blickte sie ein Heer kleiner Augen an. Die Spinnen hatten die Grube umzingelt und sahen erwartungsvoll zu ihnen hinunter.
    „Du bist dran, Jessica.“
    Sie sah Rex hilflos an. „Was erwartet ihr von mir? Ihr tut alle so, als ob ich was wüsste. Als ob ich was Besonderes wäre.“
    Jonathan nahm sie bei der Hand, und sie spürte, wie seine tröstliche Schwerelosigkeit in sie hineinströmte. „Ist schon gut, Jess. Wir werden es rauskriegen.“
    „Was bedeutet ,Flammenbringer‘, Rex?“, fragte Dess.
    „Woher soll ich das so genau wissen? Ich müsste noch mehr …“
    „Wir haben keine Zeit, in der Lehre nachzusehen, Rex“, fiel ihm Jonathan ins Wort. „Was glaubst du, was es bedeutet?“
    Rex sah zu dem Obelisken hinüber und kaute auf seiner Unterlippe. Melissa nahm ihren Kopf aus den Händen und sah zu ihm auf.
    „Das ist nicht dein Ernst“, sagte sie.
    Dess lachte. „Du übersetzt es wörtlich, nicht wahr? Du glaubst, sie kann Feuer benutzen. Echtes Feuer.“
    „In der geheimen Stunde?“, fragte Jonathan.
    „Das wäre ein echter Knaller“, sagte Dess. „Rotes Feuer in der blauen Zeit.“
    Rex sah Melissa an.
    „Irgendwie macht das Sinn, schätze ich“, sagte sie. „Wenigstens würde es ihnen genug Angst einjagen, um all das hier zu erklären.“
    „Ihr habt aber doch gesagt, Feuer würde hier nicht funktionieren“, sagte Jessica.
    Rex nickte. „Das stimmt. Ursprünglich haben sie die geheime Stunde genau deshalb erschaffen. Bei der Sache mit der Spaltung ging es darum, dem Fortschritt zu entkommen.
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