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Die Erwaehlten

Die Erwaehlten

Titel: Die Erwaehlten
Autoren: Scott Westerfeld
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Aerospace Oklahoma, wo sie mit Jonathan am vergangenen Wochenende Zuflucht gesucht hatten. Als Jessica es in der heutigen Nacht wiedergesehen hatte, war es hell erleuchtet gewesen. Wahrscheinlich beleuchten sie es jede Nacht. Die ganze Nacht.
    „Jessica …“
    Ein Geräusch näherte sich ihnen schnell von allen Seiten. Die Taranteln strömten aus allen Richtungen in die Schlangengrube.
    „Nein“, flüsterte Rex.
    Jessica drückte den kleinen Knopf an der Seite ihrer Uhr, und im blauen Licht leuchtete ein kleines Nachtlicht auf. Es war 12:42 Uhr.
    Jonathan sah sie an, mit weit aufgerissenen Augen.
    „Die könnt ihr vergessen“, sagte Jessica und ließ die beiden Steine fallen. Sie zog die Taschenlampe aus ihrer Jacke und hielt sie an ihre Lippen.
    „Hollywoodstar“, sagte sie.
    Sie richtete sie auf das wogende Meer aus Taranteln und schaltete ein.
    Ein weißer Lichtstrahl kam aus der Taschenlampe. Die Spinnen begannen zu kreischen.
     

     

talent
    12.00 Uhr Mitternacht
    30
    Das weiße Licht strich am Boden des Kraters entlang. Die Spinnen in seiner Bahn verschmorten zu Asche. Schrille, entsetzliche Schreie stiegen aus der schwärmenden Armee auf, wie zahllose Pfeifen, die gleichzeitig in Gang gesetzt werden. Die Flut aus haarigen Körpern kehrte allmählich um, an den Hängen der Schlangengrube aufwärts fließend. Jessica richtete den Lichtstrahl in die Luft, und die Gleiter, die seinen Weg kreuzten, gingen in Flammen auf, zeichneten sich plötzlich rot am dunklen Himmel ab. Sie leuchtete mit dem Licht direkt nach oben, auf der Suche nach dem Darkling über ihren Köpfen, aber das Biest hatte sich jaulend davon gemacht.
    Ein paar wenige Spinnen krochen ziellos zwischen den rauchenden Leichen ihrer Kumpane herum, und sie versengte sie einzeln mit der Taschenlampe.
    Das weiße Licht wirkte irreal und unheimlich in der blauen Zeit, denn es entdeckte alle wirklichen Farben. Der Strahl nahm das Blau aus der Landschaft, gab der Wüste die Rot- und Brauntöne zurück, und die verkohlten Leiber von Gleitern und Spinnen wurden eintönig grau.
    Selbst der Mond am Himmel schien jetzt grau, blass und harmlos, ausgewaschen und seiner Bedrohlichkeit beraubt.
    Als sich die Angreifer aus der Schlangengrube zurückzogen, kehrte Stille ein. Die schnalzenden Rufe der Gleiter und das schrille Kreischen der Spinnenarme verebbte, bis nur noch das Jaulen weniger Darklinge zu hören war, die von fern Schmerz und Niederlage verkündeten.
    „Mach das Ding aus!“, beschwerte sich Dess.
    Jessica erschrak, als sie sah, wie die Augen ihrer Freundin im Licht wütend und violett aufleuchteten. Dess duckte sich hinter ihren Händen. Jonathan, Melissa und Rex hatten ihre Augen bedeckt und standen mit schmerzverzerrten Gesichtern da.
    Nur Jessica konnte das Licht aushalten.
    Sie richtete die Taschenlampe zu Boden und schaltete sie aus.
    „Tut mir leid.“
    Einer nach dem anderen ließen sie die Hände vor den brennenden Augen sinken.
    „Ist schon gut“, sagte Rex und rieb sich die Augen.
    „Genau. Geht schon in Ordnung“, meinte Jonathan.
    „Jetzt sind wir quitt.“ Dess lachte. „Wer nicht als Spinnenfutter enden will, kann eine kurze Erblindung schon aushalten.“
    „Du hast gut reden“, sagte Melissa und rieb sich die Schläfen. „Ich kann euren bescheuerten Schmerz zusammen mit meinem nicht mehr ertragen.“
    „Du kannst es wirklich“, sagte Rex leise. „Du hast Technologie in die geheime Stunde gebracht.“
    Jessica schwirrte der Kopf. Vor ihren Augen flimmerten die Farben immer noch, die das weiße Licht entdeckt hatte, und die Nachbilder von brennenden Spinnen und Gleitern. Die Taschenlampe in ihrer Hand schien zu kribbeln.
    „Feuer aus der Leitung“, sagte Dess. „Für einen Darkling bist du die mieseste Sorte Albtraum!“
    Melissa nickte langsam und schaute in den Himmel. „Das stimmt. Glücklich sind sie damit nicht. Überhaupt nicht glücklich.“
    Jessica sah sie an, dann senkte sie den Blick auf die Taschenlampe in ihrer Hand. „Gut, aber was werden sie dagegen tun?“
    Dess lachte. „Du sagst es.“
    Jonathan legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Es stimmt. Du bist der Flammenbringer. Das bedeutet, du bist jetzt sicher, Jessica.“
    Sie nickte. Die Taschenlampe in ihrer Hand kam ihr jetzt gewöhnlich vor, aber als sie geleuchtet hatte, da war etwas in sie gefahren, größer und mächtiger als alles, was ihr je widerfahren war. Sie war sich wie eine Leitung zu etwas Riesigem vorgekommen, als ob die
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