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Die ersten Zeitreisen

Die ersten Zeitreisen

Titel: Die ersten Zeitreisen
Autoren: Reinhard Heinrich und Erik Simon
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sie ungefähr so abgelaufen sein:
11. Gegen acht Uhr abends
    war es Timothy Traveller nach einer Dreiviertelstunde
unter Aufbietung all seiner rhetorischen Fähigkeiten gelungen,
Mr. Wells davon zu überzeugen, daß er ihm weder
etwas verkaufen noch ihn ermorden oder berauben,
noch ihn um eine Spende für den Tierschutzverein bitten,
noch ihn als Missionar anwerben wollte. Tim Traveller
kam unmerklich dem Thema näher und fragte obenhin:
„Sie beschäftigen sich mit Zauberei? Es geht
jedenfalls das Gerücht um.“
    Jetzt mußte Wells zum Zuge kommen, ob er wollte oder
nicht. Mit Zorn und Eifer widerlegte er auch prompt alle
derartigen Anschuldigungen, worüber er den Gast nach
dem Grund seiner Anwesenheit zu fragen vergaß. Er
sprach von Dutzenden Büchern, die er zu schreiben gedachte(aber noch nicht geschrieben hatte — wieder war
Tim zu früh gekommen), erwähnte jedoch nur beiläufig
das bereits geschriebene Manuskript der „Zeitmaschine“,
da ihn Vollendetes nicht mehr interessierte. Der
erste Band war für ihn die Basis, auf der sich das eigentliche
Werk aufbauen sollte. Dies sei jedoch nicht so wichtig,
vielmehr interessiere ihn ein Roman, den er „Die seltsame
Insel“ nennen wolle. Aber Tim Traveller kannte die
Geschichte unter dem Titel „Doktor Moreaus Insel“ und
versuchte alles, um das Gespräch auf die Zeitmaschine
zu lenken.

12. Gegen neun Uhr abends
    gelang es T. Traveller in letzter Minute, einen Streit über
die „Zeitmaschine“ zu beginnen, ehe H. G. Wells auf das
Wetter zu sprechen kam.
    Es entspann sich wohl ein regelrechter Disput zwischen
Mr. Wells und Tim E. Traveller, in dessen Verlauf
T. Traveller unterstrich, daß ein solcher Roman, wie ihn
Mr. Wells schreiben wolle, auf gar keinen Fall mit technischen
Erläuterungen überladen sein dürfe. Überhaupt
sei er, Timothy Traveller, aufgrund langjähriger Erfahrungen
überzeugt, daß der geplante zweite Teil doch
wohl der bedeutendere sei. Zwar müsse er zugeben, die
Gedankengänge und technischen Details des ersten Teils
seien an sich auch recht interessant, aber wohl etwas verworren,
und außerdem . . .
13. Gegen zehn Uhr abends
    war das Gespräch dann beendet. T. Traveller hatte den
Eindruck, er habe seinen Standpunkt überzeugend dargelegt;
Mr. Wells hingegen schien an den Argumenten
des für ihn völlig fremden Mannes keinen sonderlichen
Gefallen gefunden zu haben. Vermutlich sah Timothys
Abschied einem Hinauswurf äußerst ähnlich. Von dieser
Wendung der Dinge enttäuscht, trat Timothy Traveller
unverzüglich die Rückreise in seine eigene Zeit an.
14. Die Rückreise
    verlief ohne Zwischenfälle. Erwähnenswert wäre höchstens,
daß sie ebensolange dauerte wie die Hinreise, also
etwa eine Woche. In der Vergangenheit hatte T. Traveller
seine Zeitmaschine durchgesehen und einen Wecker
eingebaut, so daß er die Ankunft kein zweites Mal verschlief.
Er landete also wohlbehalten wieder genau an
dem Tag, an dem er in die Vergangenheit abgereist
war.
15. Die Konstruktionsunterlagen
    der Zeitmaschine hatte T. Traveller damals noch nicht
veröffentlicht. Die Zeitmaschine galt zu jener Zeit als unmöglich;
hätte Tim Traveller so mir nichts, dir nichts behauptet,
eine Zeitmaschine konstruiert oder sogar gebaut
zu haben — man hätte es für einen schlechten Witz
oder aber ihn für verrückt gehalten. Die Menschen des
dreiundzwanzigsten Jahrhunderts unterschieden sich
darin in keiner Weise von denen des neunzehnten. Deshalb
hatte T. Traveller seine Zeitmaschine vorläufig geheimgehalten.
16. Die Veröffentlichung
    seiner Erfindung — und Timothy Traveller wußte sehr
wohl ihre Bedeutung einzuschätzen — schien ihm, nachdem
er immerhin schon drei Zeitreisen durchgeführt
hatte, endlich doch vertretbar. Jetzt hatte er die nötigen
Beweise und sich in der Praxis davon überzeugt, daß
seine Maschine einwandfrei funktionierte (bis auf das
Tempometer, das er aber mit Erfolg durch den Wecker
aus dem 19. Jahrhundert ersetzt hatte). Also machte er
sich daran, seine ziemlich chaotischen Aufzeichnungen
zusammenzusuchen und zu systematisieren. Eigentlich
brauchte er ja nur die im ersten Band der „Zeitmaschine“
dargelegten Prinzipien abzuschreiben und seine eigenen
technischen Verbesserungen zu erläutern. So griff erdenn wenige Tage nach seiner dritten Zeitreise wieder
einmal nach dem Buch von H. G. Wells, wenigstens versuchte
er es.
17. Das Buch
    hätte er mit geschlossenen Augen gefunden. Er fand es
aber nicht. Er hatte es . . . zigmal
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