Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
eins an Chilton zwei, Farber ist gleich unten. Winde langsamer drehen. Langsam, langsam."
    „Verstanden, Chilton eins. Wir sehen ihn. Jetzt ist er fast unten. Ein bißchen noch, noch ein ganz klein bißchen..."
    „Hier Chilton drei. Ich bin unten. Ich stehe auf dem Felsen."
    „Wie hoch liegt der Schnee?"
    „Etwa zwei Zentimeter, und bis zu sechs, sieben Zentimeter, wo der Wind ihn aufgehäuft hat. Mehr Leine, die sollen mehr Leine lassen, damit ich den Gurt abschnallen kann."
    „Chilton zwei, Farber braucht mehr Leine."
    „Verstanden."
    „Okay, Chilton eins. Ich hab das Seil ausgeklinkt. Sagen Sie ihnen, sie sollen machen, daß sie wegkommen! Die pusten mich hier fast runter."
    Der Hubschrauber neigte sich seitlich und flog in einer weiten Kurve fort. Das Seil hing schräg unter ihm. Er begann die Felsspitze in einiger Entfernung zu umkreisen.
    „Chilton drei, sind Sie da?" fragte Delaney.
    „Na klar. Wo denn sonst?"
    „Irgendein Zeichen von Leben?"
    „Nichts. Er liegt unterm Schnee. Warten Sie, bis ich mir diesen Scheißgurt abgeschnallt hab."
    „Atmet er? Ist der Schnee über seinem Mund geschmolzen? Ist da ein Loch?"
    „Soweit ich sehe, nein. Er ist vollständig bedeckt mit diesem Scheißschnee."
    „Fegen Sie ihn weg!"
    „Was?"
    „Den Schnee. Streifen Sie den ganzen Schnee von ihm ab."
    „Womit, Captain? Ich hab keine Handschuhe an."
    „Mit der Hand - was glauben Sie denn? Benutzen Sie Ihre Hände. Kratzen Sie Schnee und Eis von ihm ab."
    Sie hörten Farber schwer atmen, hörten dann das Klirren, mit dem die Schrotflinte auf das Felsgestein fiel, und ein paar leise Flüche.
    „Chilton zwei an Chilton eins. Wie steht's?"
    „Er streift jetzt den Schnee ab. Farber? Farber, kommen Sie voran?"
    „Captain, er ist nackt!"
    Delaney holte tief Luft und sah zu Forrest und Sneed hinüber. Aber beide blickten wie gebannt auf die Felsspitze.
    „Ja, er ist nackt", sagte er so geduldig, wie er nur konnte, ins Mikrofon. „Das wußten Sie doch, Farber. Sie haben doch die Fotos gesehen. Jetzt streifen Sie den Schnee von ihm ab?"
    „O Gott, er ist ganz kalt! Und hart, ganz hart. Gott, ist er weiß!"
    „Haben Sie ihn jetzt frei von Schnee?"
    „Ich... Mir ist..."
    „Was ist denn nun los?"
    „Ich glaube, ich muß kotzen."
    „Dann kotzen Sie doch, Sie Blödmann!" brüllte Delaney. „Haben Sie noch nie einen Toten gesehen?"
    „Doch... natürlich, Captain", antwortete Farber mit zittriger Stimme, „aber ich hab noch nie einen angefaßt."
    „Dann tun Sie's jetzt!" schrie Delaney. „Er beißt Sie schon nicht, verflucht noch mal. Säubern Sie zuerst das Gesicht von Schnee."
    „Ja... das Gesicht... Schon gut... Mein Gott!"
    „Was ist denn jetzt wieder."
    „Seine Augen sind weit offen. Er starrt mich direkt an."
    „Sie blöder Hund!" donnerte Delaney ins Mikrofon. „Hören Sie endlich auf, sich wie ein idiotischer Trottel zu benehmen, und tun Sie Ihre Arbeit gefälligst wie ein Mann!"
    „Chilton zwei an Chilton eins. Hier Barnes. Worum geht's denn?"
    „Dieser Farber führt sich auf wie ein Verrückter", sagte Delaney wütend. „Er mag die Leiche nicht anfassen!"
    „Müssen Sie ihn deswegen so anschnauzen?"
    „Nein, muß ich nicht", sagte Delaney. „Ich kann ihm ja ein Wiegenlied singen. Soll der Tote nun von da oben runtergeholt werden oder nicht?"
    Schweigen.
    „Also gut", sagte Barnes schließlich. „Veranlassen Sie, was Sie für richtig halten. Wenn ich wieder unten bin, werden wir beide noch ein Wörtchen miteinander zu reden haben."
    „Von mir aus jederzeit", sagte Delaney laut. Er sah, daß Forrest und Sneed zu ihm herüberblickten. „Jetzt gehn Sie mir mal aus dem Weg und lassen Sie mich mit dem kleinen Jungen da oben reden. Farber, sind Sie da? Farber?"
    „Ja", antwortete Farber mit leiser Stimme.
    „Haben Sie ihn jetzt frei von Schnee?" „Ja."
    „Legen Sie die Hand auf seine Brust. Nur ganz leicht. Prüfen Sie, ob Sie einen Herzschlag fühlen oder ob er noch atmet. Na...?"
    Nach einem Augenblick: „Nein, nichts, Captain."
    „Halten Sie Ihre Wange an seine Lippen, ganz dicht."
    „Was?"
    „Sie sollen Ihre Wange ganz dicht an seine Lippen halten. Kapiert?"
    „Ach so... Ja."
    „Stellen Sie fest, ob Sie einen Atemhauch spüren."
    „O Gott..."
    „Nun?"
    „Nichts, Captain, der Kerl ist tot, scheißtot."
    „Gut. Dann legen Sie ihm jetzt den Gurt um die Brust unter den Armen hindurch. Und achten Sie darauf, daß der Bügel nach oben zu liegen kommt."
    Jetzt blickten alle auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher