Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Todsuende

Die erste Todsuende

Titel: Die erste Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
Stunden, ihn runterzuholen. Wenn wir es in der Zeit nicht schaffen, kommt uns das Wetter in die Quere, und dann sitzen wir da. Möglicherweise tagelang. Es handelt sich um eine massive Sturmfront. Also gut. Und jetzt sehen Sie sich bitte den Terminplan an. Abflug in Newburgh um 9 Uhr. Ich werde an Bord des Hubschraubers sein. Dann Flug hierher und letzte Erkundung aus der Luft. Das dürfte bis etwa 9 Uhr 30 erledigt sein. Dann lassen wir am Drahtseil einen Mann auf das Plateau des Teufelszahns runter. Das schaffen wir bis 10 Uhr. Sie, Captain Delaney, haben das Kommando bei den Bodenoperationen. Die Hütte hier ist der Kommandostand, Kodebezeichnung Chilton eins. Der Hubschrauber ist Chilton zwei. Der Mann, der runtergelassen wird, Chilton drei. Hat dazu noch jemand eine Frage? Sneed, Sie sorgen dafür, daß der Arzt um 9 Uhr hier ist. Und Sie, Forrest, können Sie einen Krankenwagen mit den nötigen Leuten und einer Leichenhülle aus Chilton herbeordern?"
    „Selbstverständlich."
    „Ich nehme an, Blank ist tot oder zumindest bewußtlos. Aber für alle Fälle muß der Mann, der sich abseilen läßt, bewaffnet sein."
    Captain Delaney blickte auf. „Und wer ist Chilton drei?" fragte er. „Wer ist derjenige, der sich abseilen läßt?"
    Die drei Besatzungsmitglieder des Hubschraubers sahen einander an. Alle drei waren junge Männer. Über ihrer rotbraunen Uniform trugen sie Schaffelljacken und an den Füßen lammfellgefütterte Stiefel.
    Schließlich zuckte der kleinste von ihnen mit den Schultern. „Na gut, ich mach's", sagte er und verzog das Gesicht zu einem etwas verkrampften Grinsen. „Ich bin der leichteste. Ich hol den Scheißkerl."
    „Wie heißen Sie?" fragte Delaney.
    „Robert H. Farber."
    „Sie haben gehört, was der Major gesagt hat, Farber. Wahrscheinlich ist Blank tot oder bewußtlos. Aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Er hat fünf Menschen umgebracht. Wenn Sie runterkommen und er macht die kleinste drohende Bewegung, knallen Sie ihn ab."
    „Keine Angst, Captain. Wenn er auch nur hustet, ist er erledigt."
    „Was nehmen Sie mit?"
    „Wieso? Ach so, Sie meinen, was für Waffen. Meine Achtunddreißiger, denke ich. In der Pistolentasche am Gürtel. Und dann hab ich noch meinen Karabiner."
    Captain Delaney sah Major Barnes an. „Mir wäre wohler bei der Sache, wenn er eine schwerere Waffe bei sich hätte", sagte er. Er wandte sich wieder Farber zu. „Können Sie mit einer Fünfundvierziger umgehen?" fragte er.
    „Klar, Captain. Ich war bei der Marineinfanterie!"
    „Ich kann dir meine leihen, Bobby", sagte einer der anderen Piloten.
    „Und statt des Karabiners lieber eine Schrotflinte", sagte Delaney. „Mit grobem Schrot geladen."
    „Kein Problem", sagte Major Barnes.
    „Glauben Sie im Ernst, ich brauche diese schweren Geschütze?" fragte Farber den Captain.
    „Nein, das glaube ich nicht", sagte Delaney. „Nur... dieser Mann war so verdammt flink. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie flink der war. Er hat einen meiner besten Männer fertiggemacht. Aber jetzt ist er schon eine Woche da oben, ohne etwas zu essen oder zu trinken zu haben. Falls er noch lebt, wird er nicht mehr sehr flink sein. Die schweren Waffen sind also nur eine Sicherheitsmaßnahme. Aber zögern Sie notfalls nicht, sie zu benutzen. Ist das ein Befehl, Major Barnes?"
    „Ja", sagte Barnes und nickte. „Das ist ein Befehl, Farber."
    Sie besprachen noch, was man der Presse sagen und welchen Platz man den Fotografen und den Kameraleuten vom Fernsehen zuweisen wollte, wo der Krankenwagen warten und wer sich bereithalten sollte, wenn Blank heruntergebracht wurde.
    Dann, gegen Mitternacht, war die Besprechung beendet. Sie schüttelten einander die Hände und brachen schweigend auf. Nur Delaney und der Funker blieben in der Blockhütte. Delaney wollte Barbara anrufen, sagte sich dann aber, es sei schon zu spät: Wahrscheinlich schlief sie schon. Er hätte jetzt sehr gern mit ihr gesprochen.
    Er packte seine Sachen zusammen. Die Berichte, die Pläne und die Aktennotizen stopfte er in große Briefumschläge. Wenn morgen früh alles gutging, würde er gleich anschließend seine kleine Polizeitruppe heimwärts führen und gegen Mittag wieder in Manhattan sein.
    Er hatte bisher nicht gemerkt, wie müde er war, wie sehr er sich nach seinem Bett sehnte. Zu der physischen und psychischen Erschöpfung nach all den Strapazen kam eine tiefe innere Müdigkeit. Die Sache mit Blank hatte sich zu sehr in die Länge gezogen, hatte ihm zu sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher