Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die erste Nacht - Roman

Die erste Nacht - Roman

Titel: Die erste Nacht - Roman
Autoren: Marc Levy
Vom Netzwerk:
sich ja nicht auf, das war Effekthascherei für einen guten Zweck.«
    Ich bat Keira, mir ihren Anhänger zu geben, zog die beiden anderen Fragmente aus der Tasche und vertraute alles Walter an.
    »Warum geben Sie mir das, es gehört Ihnen«, meinte er verlegen.
    »Weil ich von einer Ehrlichkeit bin, die manchmal an
Dummheit grenzt«, gab ich zurück. »Sollte unsere Arbeit zu einer Veröffentlichung führen, wird diese von meiner Seite aus im Namen der Akademie gemacht werden, der ich angehöre, und ich bestehe darauf, dass Sie daran beteiligt sind. Dann können Sie endlich das Dach über Ihrem Büro reparieren lassen. Einstweilen bewahren Sie dies an einem sicheren Ort auf.«
    Walter schob die Gegenstände in seine Tasche, und ich sah ihm an, wie ergriffen er war.
    Dieses wahnsinnige Abenteuer hatte zu einer unerwarteten Liebe und einer wahren Freundschaft geführt. Nachdem ich den größten Teil meines Lebens in den abgelegensten Winkeln der Erde verbracht und das Universum nach entfernten Sternen abgesucht hatte, hörte ich jetzt in einem alten Pub am Hammersmith Grove die Frau, die ich liebte, mit meinem besten Freund lachen und plaudern. An diesem Abend wurde mir klar, wie sehr diese beiden Menschen, die mir so nahe standen, mein Leben verändert hatten.
    Jeder von uns hat etwas von einem Robinson in sich, eine neu zu entdeckende Welt und einen Freitag.
    Das Pub schloss, und wir waren die letzten Gäste, die gingen. Das erste Taxi, das vorbeifuhr, überließen wir Walter, da Keira ein paar Schritte laufen wollte.
    Hinter uns erloschen die Lichter des Wirtshauses. Am Hammersmith Grove war weit und breit kein Mensch mehr zu sehen. Der Bahnhof gleichen Namens war nur ein paar Straßen entfernt, dort würden wir sicher ein Taxi finden.
    Das Motorengeräusch eines Lieferwagens, der aus einer Parklücke fuhr, zerriss die Stille. Auf unserer Höhe angekommen, wurde die seitliche Tür geöffnet, und vier vermummte Männer sprangen heraus. Weder Keira noch ich hatten Zeit zu verstehen, wie uns geschah. Wir wurden gepackt, Keira stieß einen Schrei aus, doch es war zu spät, wir wurden in den Laderaum
gestoßen, und der Lieferwagen fuhr mit quietschenden Reifen an.
    Sosehr wir uns auch zur Wehr setzten - mir war es gelungen, einen unserer Angreifer mit einem Fausthieb zu Fall zu bringen, Keira hatte dem Kerl, der sie auf den Boden drückte, ein Veilchen verpasst -, wir wurden gefesselt und geknebelt, man verband uns die Augen und zwang uns, ein einschläferndes Gas einzuatmen. Das war für uns beide die letzte Erinnerung an einen Abend, der so schön begonnen hatte.

An einem unbekannten Ort
    Als ich wieder zu mir kam, beugte sich Keira über mich. Sie lächelte traurig.
    »Wo sind wir?«, fragte ich.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete sie.
    Ich sah mich um: vier Betonwände ohne die geringste Öffnung, eine gepanzerte Tür ausgenommen. An der Decke eine Neonleuchte, die ein kaltes Licht verströmte.
    »Was ist passiert?«, fragte Keira.
    »Wir haben nicht auf Ivorys Rat gehört.«
    »Wir müssen lange geschlafen haben.«
    »Woraus schließt du das?«
    »Dein Bart, Adrian. Als wir mit Walter zu Abend gegessen haben, warst du frisch rasiert.«
    »Du hast recht, wir sind vermutlich schon eine ganze Weile hier, ich habe Hunger und Durst.«
    »Ich bin auch völlig ausgetrocknet«, gab Keira zurück.
    Sie stand auf und trommelte an die Tür.
    »Gebt uns wenigstens etwas zu trinken!«, rief sie.
    Nichts rührte sich.
    »Ermüde dich nicht. Sie werden schon irgendwann kommen.«
    »Oder auch nicht!«
    »Rede keinen Unsinn, sie werden uns nicht vor Hunger und Durst in diesem Loch krepieren lassen.«
    »Ich will dich ja nicht entmutigen, aber ich hatte nicht den
Eindruck, dass die Kugeln in der Transsibirischen Eisenbahn aus Gummi waren. Aber warum nur, warum sind sie so hinter uns her?«, wimmerte sie und ließ sich zu Boden sinken.
    »Wegen deiner Entdeckung, Keira.«
    »Und inwiefern rechtfertigen diese Knochen, so alt sie auch sein mögen, eine solche Verbissenheit?«
    »Es handelt sich nicht um irgendein Skelett, ich glaube, du hast den Grund von Poincarnos Fassungslosigkeit nicht wirklich verstanden.«
    »Dieser Idiot, der uns beschuldigt hat, die DNA gefälscht zu haben, die wir ihm zur Analyse vorgelegt haben!«
    »Du hast tatsächlich die Tragweite deiner Entdeckung nicht begriffen.«
    »Es ist nicht meine Entdeckung, sondern unsere!«
    »Poincarno hat versucht, dir das Dilemma zu erklären, mit dem ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher