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Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman

Titel: Die erstaunlichen Talente der Audrey Flowers: Roman
Autoren: Jessica Grant
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waren für das Enteisen der Flugzeuge zuständig. Man nennt uns die Eiseiligen.
    Darüber musste ich lachen. Ich wandte mich an Mr. Weiser. Aber Ihr Vorname ist nicht zufällig Bud.
    Nein.
    Ich nickte. Wir tranken unseren Kaffee. Dann fragte ich aufmunternd, damit das Gespräch nicht einschlief, wer für das Betanken der Flugzeuge zuständig sei.
    Sie sahen sich an, als ob sie sagen wollten: Gute Frage.
    Außenfirma, sagte ein Eiseiliger.
    Ach. Und diese Außenfirma unterliegt doch bestimmt ziemlich strengen internen Sicherheitskontrollen. Hoffe ich zumindest.
    Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.
    Können Sie nicht oder dürfen Sie nicht.
    Der Einweiser leerte seine Kaffeetasse. Na, dann wollen wir mal wieder.
    Weiser Mann, geh du voran, sagte ein Eiseiliger.
    Wie schade, sagte ich.
    Ja. Aber es war sehr nett, Sie kennenzulernen.
    Gleichfalls.
    Und so schlichen sie von dannen, um eine Maschine in Gate 137 zu lotsen und die Tragf lächen mit pinkfarbenem Schaum zu besprühen.
     
    Alles in Terminal 1 scheint einzig und allein dem Zweck zu dienen, einen von der eigentlichen Bedeutung des Wortes terminal abzulenken. Schluss. Aus. Ende. Zum Beispiel der Laden voller Seifenstücke, die so sehr nach Süßigkeiten duften, dass man sofort über die »Straße« rennen und sich eine Riesenpackung Toffee besorgen muss.
    Während ich versonnen auf dem Rollband stand und besagte Toffeetüte leerte, näherte sich mir eilends ein Mann im blauen Anzug mit einem GTAA-Ausweis am Revers, den ich ohne Weiteres auf meinem Drucker hätte herstellen können. Ich trat beiseite, um ihn vorbeizulassen, aber er blieb stehen, stützte sich auf den Gummihandlauf und wollte wissen, aus welchem Grund ich die drei Männer vom Bodenpersonal in der Skyway Bar ausgefragt hätte. Wie bitte, sagte ich. Warum ich mich so sehr für das Betanken der Flugzeuge et cetera interessieren würde. Hört das denn nie auf. Habe ich noch nicht genug gelitten, sagte ich. Gnade. Nichts. Er wollte wissen, warum ich mich anschließend zum Flugsteig 137 begeben und fraglichen Arbeitern durch das Fenster zugewinkt hätte. Und welche Informationen dabei zum Austausch gelangt seien.
    Gar keine. Ich habe ihnen lediglich freundlich auf Wiedersehen gewinkt.
    Gemeinsam verließen wir das Rollband, und er fasste mich am Ellenbogen. Meine Herren. Noli me tangere , sagte ich.
    Was.
    Kommen Sie mir bloß nicht zu nahe, Freundchen. Sonst.
    Wollen Sie mir drohen.
    Und ob. Lassen Sie sofort meinen Ellenbogen los.
    Kommen Sie bitte mit.
    Ich war mir relativ sicher, dass meine drei Freunde mich nicht gemeldet hatten, denn sie waren erstens überaus sympathisch und zweitens ziemlich mitteilsam gewesen. Entweder war die Skyway Bar verwanzt, oder eins der Walkie-Talkies hatte unser Gespräch direkt in die Chefetage übertragen.
    Wieder wurde ich in Gewahrsam genommen. Der GTAA-Angestellte eskortierte mich durch eine Tür, die sich ansonsten nahtlos in die Nordwand gegenüber von Gate 122 fügte. Wir gingen eine Treppe hinunter. Wenn Sie glauben, die Decke in Terminal 1 nähme kein Ende, sollten Sie mal die im Keller sehen. Wir marschierten eine halbe Ewigkeit durch ein unterirdisches Labyrinth von Gängen. Zu seinem Glück ließ er die Finger von mir. Dann betraten wir einen Raum. In dem diesmal keine Flagge hing.
    Kurz darauf kam auch der Chef der Flughafensicherheit.
    Er flatterte mit den Armen und sagte: Nicht schon wieder , Ms. Flowers.
    Chief Dweck, wie ist das werte Befinden.
    Er drückte mir einen zweiten Gutschein in die Hand und bat mich inständig, auf seine Kosten endlich etwas zu trinken .
    Merci.
    Worauf ich in die Skyway Bar zurückkehrte, mir noch einen Kaffee bestellte und bemerkte, dass die meisten Kinder am Flughafen Rollen unter ihren Turnschuhen hatten.
     
    An Bord von Flug 696 ist es dunkel. Nach Mitternacht Toronto-Zeit gehen die Lichter aus. Was das Gemüt der Passagiere beruhigen und sie zu einem Nickerchen animieren soll. Viel Glück. Jemand ruft den Mittelgang entlang: Mister Naturell, wie wär’s, wenn Sie Reihe 21 aufwärts noch mal mit Ihrem Getränkewagen beehren.
    M. Latourelle, über die Sprechanlage: Non .
    Wo hat sich das Kerlchen bloß verkrochen.
    In Kürze beginnen wir mit dem Landeanflug auf St. John’s International Airport. Die Temperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt. Leichter Regen. Ortszeit … Die Maschine geht in eine steile Rechtskurve … 3 Uhr 25.
    Die Katalogfrau tätschelt mir das Knie. Der Pilot hat nur auf die Uhr geschaut.
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