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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Autoren: Arthur Schurig
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Vorbild hätte er sich an den alten Römern nehmen können. Auch die römischen Feldherren, Offiziere und Soldaten haben sich in den von ihnen eroberten Ländern in nicht geringer Weise bereichert, aber Rom war doch immer sehr bald um das Wohl seiner neuen Untertanen ernstlich bedacht, und dank einer meisterlichen Verwaltungskunst sind fast alle Kolonien der Römer zu hoher Blüte und wirklicher Gesittung gelangt. Wie anders war es bei den Spaniern, die in Westindien und im übrigen Amerika niemals etwas anderes im Sinne gehabt haben als Raub und persönlichen Vorteil. Ihr Mangel an Selbstzucht, ihre geistige Unreife und ihre staatsmännische Kurzsichtigkeit haben in der Folge nicht nur jene wunderbaren Kolonien zugrunde gerichtet, sondern auch das Mutterland, das so viel versprochen hatte.
    Wie verheerend die Eroberer unter den Eingeborenen gehaust haben, geht beispielsweise aus folgenden Zahlen hervor. Die Insel Haiti (Hispaniola) hatte bei der Ankunft der Spanler 1100000 Einwohner; im Jahre 1510 waren davon noch 46000 übrig; 1514 noch 16000; 1517 (nicht nur infolge der Blattern) nur noch 1000. Nicht viel menschlicher ist es auf den anderen Inseln hergegangen. Las Casas, der ebenso unermüdliche wie erfolglose Kämpfer für eine bessere Behandlung der armen Indianer, faßt 1560 sein Endurteilüber die Mißerfolge seiner Landsleute in den Worten zusammen:
    »Gott hat es zugelassen, daß die Räte unserer Könige eine große und reiche Welt zu ungeheuerlicher Schmach des christlichen Glaubens ausgeraubt und verödet haben. Für diese Verwüstung und diese unerhörte Verminderung des Menschengeschlechts steht ihnen keinerlei Entschuldigung zur Seite. Denn sie geschah nicht an einem Tage oder in einem Jahre, auch nicht in zehn oder zwanzig Jahren, sondern sechzig und mehr Jahre lang. Während dieser Zeitläufte gingen tagtäglich die Berichte vieler Mönche und glaubwürdiger Männer über jene Zustände ein, aber nie erfolgte etwas dagegen. Gott hat sich dann abgewandt, und statt daß Hispaniens Könige nun die reichsten und glücklichsten Fürsten wären, sind sie die allerärmsten. Obgleich sie mehr als 200 Millionen Dukaten an Gold, Silber, Perlen und Edelsteinen aus Westindien gewonnen haben, so ist doch alles das verschwunden, als wäre es Rauch gewesen. Alle diese Summen haben ihnen nicht herausgeholfen aus ihren großen und endlosen Kriegen und Nöten.« [2]
    An späteren Stellen dieses Buches wird ersichtlich, daß einzelne Persönlichkeiten der kaiserlichen Kanzlei – die nie aussterbenden Besserwisser in der Heimat! – alles andere denn Förderer der Kolonien waren, aber im allgemeinen liegt die Schuld nicht bloß an den Räten, wie Las Casas meint, sondern am dunklen Geist des Ganzen. Das Volk der Spanier war im wahren Sinne nicht frei und überlegen genug, die Welt zu beherrschen.
    Die bereits erwähnte, uns fast unglaubliche Vernichtung der Bevölkerung in den amerikanischen Ansiedelungen der Spanier hat zwei Ursachen: die grausame Ausnutzung der sogenannten Repartimientos – darunter versteht man die Zuteilung von Indianern zur Arbeit – und die unselige Verrücktheit, das Christentum mit Gewalt zu verbreiten. Die Eingeborenen der eroberten Länder wurden erbarmungslos zu Sklavengemacht und mußten sich in der vollen Bedeutung des Wortes zu Tode schinden. Und die Bekehrung von ein paar tausend Indianern zum Glauben Christi erfolgte, indem man Millionen anderer unter den Augen von Geistlichen und Mönchen mißhandelte, schändete, folterte, niederstach, hängte und verbrannte. Einander gegenübergestellt waren die christlichen Spanier zweifellos größere Barbaren als die heidnischen Indianer, wenngleich unter ihnen damals noch Menschenopfer stattfanden. Die Verdienste der Spanier um Gesittung und Menschlichkeit auf Erden sind gering.
    Alles in allem sind diese Zeiten in Spanien finster und der Nachwelt unerfreulich, und Jakob Burckhardt behält recht, wenn er voller Abscheu von »jenen Spaniern« spricht, »in denen vielleicht ein nicht-abendländischer Zusatz des Geblüts, vielleicht die Gewöhnung an die Schauspiele der Inquisition die teuflische Seite der Natur entfesselt hatte. Wer sie bei ihren Greueltaten kennen lernt, hat es schwer, sich für Ferdinand den Katholischen oder Karl den Fünften im höheren Sinne zu interessieren. Diese haben ihre Horden gekannt und sie dennoch losgelassen [3] .«
    Es waren in der Hauptsache zügellose und goldgierige Abenteurer, die aus reiner Selbstsucht, ohne
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