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Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes

Titel: Die Eroberung Von Mexiko Durch Ferdinand Cortes
Autoren: Arthur Schurig
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Einleitung
    Nach der so glücklichen Vereinigung von Kastilien und Aragon war Spanien zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Land Europas, dem man die größte Zukunft voraussagen durfte. Unter der Herrschaft Karls des Fünften (1516-1556) schien es sich in der Tat zum ersten Reiche der Welt entwickeln zu wollen. Das Land, das noch im Mittelalter voller Unruhe und Wirrwarr gewesen war, begann sich innerlich zu ordnen und zu festigen. Es hatte den Anschein, als ob das Volk im Einzelnen wie in der Gesamtheit zur Erkenntnis gekommen sei, daß der Stolz, einem zur Weltmacht emporwachsenden Staate anzugehören, die Pflicht der Selbstbeschränkung in sich schließt. Es erstand aus der bisher ungezähmten, ziellosen und selbstsüchtigen Masse, aus dem Adel, aus der Geistlichkeit, aus den Bürgern eine kleine Schar von kraftvollen, klugen und zähen Männern, die in der Erweiterung ihres Vaterlandes eine Erweiterung ihres eigenen engen Daseins, ihres Lebenszieles, ihres Glückes sahen und fanden. Wenn sich jene vielversprechende Voraussagung, wie wir wissen, auf die Dauer nicht erfüllt hat, trotz des großen Glanzes, dessen sich Spanien eine Zeitlang erfreute, so hat dies im wesentlichen daran gelegen, daß den wenigen großgeistigen Führern die Masse des Volkes nicht zu folgen vermochte.
    Es ist schwer, sich eine anschauliche und wahrhaftige Vorstellung Spaniens und seiner inneren Zustände in jenem Zeitalter zu machen. Die späteren Geschichtschrelber und Erzähler haben uns ein zu märchenhaftes Bild insbesondere von seinen Reichtümern vor Augen gestellt. Stark davon abweichen die zeitgenössischen Berichte, wie der des Guicciardini aus dem Jahre 1513, geschrieben allerdings von der hohen Warte der Kultur der Renaissance. [1]
    Der kriegerische Geist, den der Florentiner hervorhebt, hat in Spanien im 15. und 16. Jahrhundert vorgewaltet. Wir erkennenihn am besten in der Literatur von damals, die so reich an Ritter- und Abenteuerromanen ist. Sie spiegelt ihre Zeit,in der das Maß aller Dinge der Degen ist. Die jungen Leute jedweden Standes drängen sich tatenlustig zu den Waffen, die Frauen schenken ihre Huld nur um Heldentum, und die Altgewordenen hören nicht auf, sich der erlebten Kämpfe und Gefahren zu erinnern. Allenthalben herrscht Mars. Stolzer fast als auf seinen Don Quijote ist Cervantes darauf, unter Don Juan d'Austria bei Lepanto gefochten und Wunden davongetragen zu haben.
    Nach der Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus (1492) gesellte sich zur Vorliebe am Waffenhandwerk und zum Hang am Abenteuerlichen der Drang nach den noch sagenhaften Fernen, eng verknüpft zumeist mit der Gier nach Gold. Verführt durch die Schilderungen und Fabeleien von den Reichtümern Amerikas trachteten Tausende nach nichts eifriger, als sich mit ihrem Leben und ihrem Vermögen an einer Fahrt nach dem Wunderlande beteiligen zu können. Der Eroberer eines bisher nie betretenen Reiches zu werden, war der Traum jedes, der es zuwege brachte, ritterlich gerüstet in eines der nach Westen segelnden Schiffe steigen zu dürfen.
    Der Staat hütete sich, derlei Unternehmungen selber auszustatten und abzusenden. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind alle Entdeckungsfahrten das Werk ihrer Unternehmer. Erst nachträglich, wenn sich Erfolg und Gewinn einstellten, schloß das Mutterland mit dem Entdecker Verträge ab, um sich gegen Titel, Würden und Bestätigungen einen Anteil an der Beute zu sichern.
    Auf diese dem Staate bequeme Weise gewann Spanien unter Kaiser Karl dem Fünften jenseits des Weltmeeres beträchtliche Macht. Die Antillen, Florida, Yukatan, Mexiko, Honduras, Guatemala, Panama, Nikaragua, Venezuela, Kalifornien, Peru und Chile waren ein großartiger Zuwachs an zukunftsreichem Land. Und doch ist der so glücklich scheinende neue Besitz für Spanien in höchstem Grade verderbnisvoll geworden.Ein Land, das teilweise selber noch brach liegt, das nur schwach bevölkert und arm und das vor allem schlecht verwaltet und voller Mißstände ist, kann noch nicht daran gehen, überseeische Kolonien zu gründen. Dazu kommt beim Spanier jener Zeit, daß ihn schon die Grundzüge und Eigenschaften seiner Natur wenig geeignet zum Kolonisator machten. Seine kirchliche Unduldsamkeit, seine hochmütige Verachtung anderer Völker und ihrer Bildung, die eigene Kulturarmut, vor allem aber seine maßlose Herrschsucht, Grausamkeit und Raubgier trugen die Schuld daran, daß ihm seine glänzenden Eroberungen keinen rechten Segen gebracht haben. Das beste
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