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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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Sachen.«
    Er drehte den Hahn zu und hängte den Schlauch auf. »Im Hof ist niemand. Was ist mit dem Haus?«
    »Sie sind weg. Ihre Mutter sagt, sie seien vor etwa zehn Minuten gefahren. Der Inspektor will noch einmal mit Ihnen sprechen. Er wird Ihnen telefonisch mitteilen, wann er kommt.«
    »Tatsächlich?« Er nickte mit übertriebener Demut. »Hoffentlich trifft er mich zu Hause an.«
    Sie wusste nicht recht, was sie von dieser Bemerkung halten sollte, und folgte ihm zur großen Scheune, wo er eine Leiter vom Boden nahm und an den Heuboden lehnte. Als sie oben ankam, hatte er schon das hintere Ende der Scheune erreicht und die Leiter gegen die Balken gestützt. Er stieg die Sprossen hinauf und sagte leise: »Edith! Edith!«
    Das schmale, weiße Gesicht, das über den Balken lugte, wirkte geradezu gespenstisch. Es sah aus, als schwebte es körperlos unter dem Dach.
    »Komm runter.«
    »Sind sie weg?«
    »Ja. Geht’s? Hier, nimm meine Hand.«
    »Es geht schon.«
    Überraschend behände kletterte Edith Cadwell die Leiter herunter. Als sie kurz darauf im Gang zwischen Kisten und Ballen stand, wirkte sie für Linda keineswegs krank, auch wenn sie halb gelähmt vor Angst schien.
    »Linda hat dir ein paar Kleidungsstücke gebracht, die musst du anziehen, damit man dich für sie hält. Dann bringe ich dich mit dem Jeep nach Morpeth.« Er sah sie bei diesen Worten nicht an, sondern nahm nur die Leiter von den Balken und legte sie auf den Boden.
    »Nein, Ralph, ich gehe nicht. Hier bin ich sicherer. Die kommen nicht wieder.«
    »Doch das werden sie, Edith.« Er sah ihr nun direkt ins Gesicht, und seine Stimme klang für Lindas Ohren merkwürdig hohl und müde, als hätte er dieses Argument schon viele Male wiederholt.
    »Ich gehe aber nicht, Ralph, das sage ich dir. Wo soll ich denn hin?« In ihrer Stimme lag ein Anflug von Panik.
    »Gestern Abend hast du gesagt, du hättest Freunde in Morpeth, zu denen du heute könntest. Du hast gesagt, dort wärst du sicher …« Eine lange Pause folgte. »Dort würde er dich nicht finden, hast du gemeint. Um ihn brauchst du dich jetzt nicht mehr zu sorgen, nicht wahr, Edith?«
    Ihre Lippen bebten, und die Muskeln in ihrem Gesicht zuckten. »Ich gehe aber nicht, Ralph.«
    Schweigend starrten sie einander an, jeder bestrebt, seinen Willen durchzusetzen.
    »Hier suchen sie bestimmt nicht nach mir«, flüsterte sie. »Außerdem war doch nur Bruce hinter mir her, sonst niemand.«
    Es folgte eine Stille, während derer sie einander forschend in die Augen sahen. Dabei waren sie so miteinander beschäftigt, dass sie Linda für den Augenblick völlig vergessen zu haben schienen.
    Dann brach Ralph Batley den Bann. »Die Polizei wird dich befragen wollen. Man wird wissen wollen, wo du die letzten Tage über warst … und nicht nur das, Edith.«
    »Ralph! Ralph!« Plötzlich war es um ihre Fassung geschehen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und bettelte wie ein Kind. »Ralph, bitte schick mich nicht weg. Bitte, bitte! Du darfst mich nicht wegschicken! Bitte lass mich hier bleiben, bei dir fühle ich mich sicher, das war schon immer so. Das hier wird vorbeigehen, sie werden mich alle vergessen. Ich habe nichts gegen deine Mutter, wirklich nicht. Es tut mir Leid, dass ich all diese Dinge gesagt habe. Ich bin mit allem zufrieden … Oh, so habe ich es nicht gemeint, ich wollte doch nur sagen …« Ihr Kopf sank an seine Schulter. »Schick mich nicht weg, Ralph.«
    Linda wandte sich ab. Sie hatte das Gefühl, dass beide sie vollständig vergessen hatten, aber darin täuschte sie sich. Schon nach wenigen Schritten hielt Ralph Batley sie in schroffem Ton auf.
    »Geben Sie mir die Kleider.«
    Sie nahm Jacke und Hose, die sie über eine der leeren Kisten gelegt hatte, und reichte sie ihm. Edith Cadwell tat einen raschen Schritt auf sie zu.
    »Ich ziehe das nicht an, ich will nicht. Ich sage dir, ich gehe nicht«, zischte sie.
    Ralph Batley fuhr herum. »Jetzt hör mir einmal gut zu, Edith, wenn du bei klarem Verstand wärst, wüsstest du, dass es irgendwann zu einer Entscheidung kommen muss. Entweder gehst du auf der Stelle, oder du stellst dich den Cadwells. Was ist dir lieber? Ich kann dich nicht länger hier behalten.«
    »Mich den Cadwells stellen? Warum sollte ich? Ich habe nichts mehr mit den Cadwells zu tun. Ich bin frei, Ralph, ich bin frei! Verstehst du nicht … frei.«
    Sanft löste er ihre Hände, die sich in seine Jacke gekrallt hatten, hielt sie jedoch in den seinen, während er sanft,
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