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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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ist verzweifelt und krank.« Seine Worte galten Rouse Cadwell. »Die Steilküste, bestimmt ist sie zur Steilküste gelaufen.« Die beiden Männer liefen über den Hof, und dann rannte Linda hinter ihnen auf die Steilküste zu. Was für eine absurde Situation! Nun lief sie tatsächlich Seite an Seite mit Sep Watson.
    »Da ist sie«, hörte sie Ralph Batley. Ihr Herzschlag setzte für einen Augenblick aus, als Edith Cadwell hinter der Felskante verschwand. Dann fiel ihr ein, dass sich an dieser Stelle die Treppe zum Strand befand. Sie war also nicht gesprungen.
    Als sie den Steilhang erreichten, hatte Linda Sep Watson weit hinter sich gelassen und die beiden anderen Männer fast eingeholt. Durch den Schleier des Nebels über der Brandung sah sie die gespenstische Gestalt von Edith Cadwell ins Wasser waten.
    »Mein Gott, sie will mit dem Boot rausfahren«, schrie Ralph Batley. »Edith! Edith! Das bringt doch nichts! Warte auf mich! Hörst du? Du sollst warten!«
    Linda sah, wie Ralph Batley die Stufen am Steilhang hinunterrannte. Jeden Augenblick konnte er den Halt verliefen. Ihm auf den Fersen folgte Rouse Cadwell. Sie selbst musste vorsichtiger sein. Sie hatte nicht vergessen, dass Ralph Batley sie vor diesem Weg zum Strand gewarnt hatte. Merkwürdig, dass sie ausgerechnet jetzt zum ersten Mal die Treppe benutzte. Der rutschige Stein hinderte sie daran, schneller zu laufen. Seine Mahnung war durchaus berechtigt gewesen. Dann hörte sie Ralph Batley rufen.
    »Edith! Mach keine Dummheiten, Edith! Du schaffst es nie, das Wasser läuft ab und zieht dich aufs offene Meer hinaus.«
    Als Linda außer Atem das Wasser erreichte, sah sie, wie sich Ralph Batley die Jacke vom Leib riss und seine Schuhe wegschleuderte. Bereits im Wasser zog er seine Hose aus. Rouse Cadwell, der ebenfalls im Wasser stand, versuchte, Ralph aufzuhalten.
    »Das hat keinen Sinn, du schaffst es nie im Leben. Die Strömung wird dich mit sich reißen. Sie muss ihr Glück versuchen, Mann, sei nicht dumm.«
    Er streckte die Hände aus, um seinen früheren Feind zurückzuhalten, aber in diesem Augenblick stürzte sich Ralph Batley in die eiskalten Fluten. Linda schloss die Augen.
    Sie zitterte vor Angst, aber auch vor Kälte, denn nun stand sie neben Rouse Cadwell im eisigen Nass. Beide starrten hilflos auf das Bild, das sich ihnen bot. Vor ihnen tanzte das schmale kleine Dingi auf den Wellen. Ohne Segel wurde es wie ein Korken auf den unruhigen, brodelnden Wassern hin und her geworfen.
    »Er schafft es nie im Leben, er kann sie gar nicht erreichen. Das ist Wahnsinn!«
    Linda wiederholte im Geiste Rouse Cadwells Worte, während sie die wirbelnden Arme beobachtete, die nun vor der weiß schäumenden Brandung kaum noch zu sehen waren.
    »Mein Gott! Sie ist gekentert … das Boot ist gekentert! Oh, Edith!«
    Linda konnten nur stumm zusehen. Kein Schrei entrang sich ihrer Kehle, kein Wort kam über ihre Lippen. In der Ferne war schwach die schwarze Silhouette des mit kieloben treibenden Bootes zu erkennen. Welche Chance hatte ein Mensch in diesen Gewässern, die mit einem Boot spielten wie mit einer Nussschale? Der Mut sank ihr. Doch dann rief Rouse: »Er hat sie!«
    »Wo?« Sie kniff die Augen zusammen. In der Gischt waren die beiden Gestalten kaum zu erkennen.
    »Er hat sie! Sehen Sie doch! Wenn er nur die Felsen da drüben erreicht! Die Flut läuft ab, wenn er es schafft, kann er sich dort festhalten.«
    Aber wie lange?, fragte Linda sich. Selbst bei Ebbe mussten die Felsen noch im tiefen Wasser stehen.
    »Ja, sehen Sie nur! Er ist da. Gott sei Dank! Hoffentlich kann er sich festhalten.«
    Linda klammerte sich an Rouse Cadwell und er sich an sie, aber im nächsten Augenblick schob er sie so abrupt von sich, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. »Die können Sie nicht benutzen«, schrie sie, als sie ihn auf die Jacht am Ende der Bucht zulaufen sah. »Der Motor ist defekt.«
    Statt einer Antwort winkte er ihr, ohne sich umzudrehen. Sofort war sie aus dem Wasser heraus und lief über den Strand. Als sie ihn erreichte, zerrte er gerade an der Leine, mit der das Boot festgemacht war.
    »Der Motor geht nicht mehr«, rief sie erneut. »Onkel Shane …«
    »Es ist eine Bootsstange an Bord. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich die Jacht durch die Bucht gestakt habe. Wo ist Watson?« Sie sahen sich am Strand um, entdeckten jedoch keine Spur von dem Melker. Linda suchte mit den Blicken die Steilküste ab, aber Rouse Cadwell wollte keine Zeit
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