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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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bald erfahren wirst. Aber ich sage dir hier und jetzt, dass du auf der falschen Fährte bist, wenn du meinen Ralph verdächtigst. Und nun hör mir gut zu, John.« Diesmal ließ sie den Familiennamen weg, und es war, als stünden sie und der tief getroffene Mann allein im Zimmer. »Wenn du meinem Ralph etwas antust, dann bekommst du es mit mir zu tun. Ich werde mit dir genauso verfahren wie du mit ihm, das schwöre ich dir, John.«
    Nicht allein der Ton, Mrs Batleys ganze Haltung war so bedrohlich, dass Linda erschauerte. Die kranke Frau zeigte eine verblüffende Stärke, während Onkel Shane immer noch den Kopf gesenkt hielt, als wäre die Szene zu schmerzlich für ihn, um hinzusehen.
    »Maggie, kann ich telefonieren und mich abholen lassen?«
    Nun richteten sich die Blicke auf Mrs Cadwell. Mrs Batleys Haltung veränderte sich schlagartig. »Ja, natürlich, Beatrice.«
    »Ich erledige das.« Froh, der emotionsgeladenen Atmosphäre für einen Augenblick entgehen zu können, verschwand Linda eilig in dem Büro unter der Treppe.
    Rouse Cadwell nahm ab.
    »Mr Cadwell, hier ist Linda Metcalfe. Könnten Sie bitte mit dem Auto herkommen? Ihre Mutter ist hier. Sie hat sich am Knie verletzt.«
    »Was ist passiert? Ist mein Vater auch da? Hat er …?«
    Linda antwortete ruhig und knapp auf die sich überstürzenden Fragen. »Ja, er ist hier.«
    »Hat er … ist Batley …?«
    »Mr Batley ist auf der oberen Weide. Ihr Vater ist ihm nicht begegnet.«
    »Gott sei Dank.« Ein Seufzer drang aus der Leitung.. Dann veränderte sich Rouse Cadwells Stimme plötzlich. »Obwohl ich nicht weiß, warum ich Gott dafür danken sollte, dass Batley in Sicherheit ist. Dabei könnte ich selbst für nichts garantieren, falls er mir über den Weg läuft.«
    »Da würden Sie den Falschen erwischen, Mr Cadwell. Mr Batley hat es nicht getan, das weiß ich.«
    »Ihre persönliche Meinung wird in diesem Fall nicht viel zählen. Mein Bruder ist tot. Die Polizei ist nicht dumm, sie wird die entsprechenden Beweise schon finden. Auf jeden Fall komme ich gleich mit dem Auto. Wenn Mutter nicht gehen kann, nehme ich am besten die Küstenstraße.«
    »Ja. Ich richte es aus.«
    Als Linda wieder in die Halle kam, stellte sie unangenehm überrascht fest, dass Mr Cadwell bereits fort war und Shane Mrs Cadwell zur Glastür half. Mrs Batley stand mitten im Raum und sah den beiden nach. Als Linda sie erreichte, griff Mrs Batley, ohne sie anzusehen, nach ihrem Arm und hielt ihn fest, bis Shane die Tür geschlossen hatte. Dann wandte sie sich zu ihr um.
    »Sie haben gesagt, Ralph wolle Sep Watson suchen. Ist er zu seinem Haus gegangen?« Sie sprach so schnell, dass sie kaum zu verstehen war.
    »Ich weiß nicht, Mrs Batley.«
    »Wissen Sie, wo Sep Watson wohnt?«
    »Nein.«
    »Erinnern Sie sich an die Stelle, an der die Schafe ausgebrochen sind? Folgen Sie der Straße. Er lebt in einem kleinen Häuschen, das ein wenig rechts von der Straße steht. Sie können es nicht verfehlen, es ist das einzige in der Gegend. Sagen Sie ihm, Mr Cadwell sei hier gewesen. Er soll ihm unbedingt aus dem Weg gehen.« Mrs Batley sah zu Boden. »Ich dachte, ich hätte John Cadwell im Griff, aber dem hier bin ich nicht gewachsen. Er ist außer sich und wird nicht ruhen, bis er Ralph gefunden hat. Laufen Sie und warnen Sie ihn! Schnell, beeilen Sie sich.«
    Linda lief aus der Halle, riss im Vorbeigehen in der Küche ihre Jacke vom Haken an der Tür, war aber besonnen genug, Schritttempo anzuschlagen, solange sie sich in Sichtweite der Wirtschaftsgebäude befand. Dann rannte sie über den Küstenpfad bis zur Senke, ins Tal hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf, bis sie auf dem schmalen, gewundenen Pfad die hervorspringenden Felsen in der Nähe des Grenzzauns erreicht hatte. Als sie an dem größten Block vorbeikam, zischte jemand ihren Namen. Wie angewurzelt blieb sie stehen: Im Schutz eines Felsens und vom Gebüsch fast völlig verborgen, erkannte sie Ralph Batley, der sie wortlos zu sich winkte und ihr zu schweigen bedeutete.
    Als sie ihn fragend ansah, beugte er den Kopf zu ihr und flüsterte: »Watson, unten auf der Straße. Er ist zweimal unter dem Zaun durch und wieder zurück. Keine Ahnung, was er im Schilde führt, aber wir warten besser.«
    Wie sie so angespannt dicht beieinander standen, fiel ihr die drastische Veränderung an ihm auf. Er sah aus wie ein anderer Mensch, wie ein älterer Bruder des Mannes, den sie kannte. Zwar hatte er zumeist steif und abweisend
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