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Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
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ihr ein, dass Sep Watson am Strand gefehlt hatte. Er musste Mrs Batley und Shane informiert und dann die Cadwells zu Hilfe geholt haben. Wahrscheinlich hatte er gewusst, dass er mit Mr Cadwell besser persönlich sprach. Im Grunde war es auch gleichgültig, wieso sich Mr Cadwell mit seinem Dingi auf das unruhige Meer hinausgewagt hatte. Das Wunder war, dass er es getan hatte.
    Dankbar zog sie ihre Knie unter die warme Jacke.
    »Ihnen ist kalt.«
    »Ja«, sagte sie mit klappernden Zähnen, aber sie brachte ein mühsames Lächeln zustande. »Sie sehen aber auch nicht so aus, als wäre Ihnen warm.«
    Langsam setzte er sich neben sie. Sein Gesicht wirkte müde und traurig, aber entspannt, als hätte er eine schwere Operation hinter sich. »Sie waren sehr tapfer.«
    »Ich? Was habe ich denn getan?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    »Was Sie getan haben?« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Jetzt ist nicht der Augenblick, darüber zu sprechen, aber wenn all dies vorbei ist, möchte ich mich gerne ausführlich mit Ihnen unterhalten. Verstehen Sie das?«
    »Ja, R-Ralph.« Zum ersten Mal hatte sie ihn mit dem Vornamen angeredet und dabei auch noch gestottert.
    »Ihnen ist eiskalt.«
    »Nein, nicht wirklich.« Und das stimmte sogar, denn obwohl sie am ganzen Körper zitterte, durchströmte sie eine tröstliche Wärme. Sie wusste ebenso gut wie er, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um Freude zu zeigen, aber dieses Glück war nicht weniger mächtig als die ablaufende Flut, und sie hatte ihm nichts entgegenzusetzen.
    Dann legte er den Arm um sie und zog sie dicht an sich. Seite an Seite auf die Bucht hinausblickend, sahen sie, wie Edith Cadwells Körper aus dem Boot gehoben und Rouse Cadwell am Strand versorgt wurde. Dann war Mr Cadwell wieder unterwegs. Als sich das Dingi tuckernd näherte, legte Ralph seinen Arm fester um Linda und führte mit seiner großen Hand die ihre an seine Lippen. Sie sah ihn nicht an, während er einen Finger nach dem anderen küsste, sondern blickte unverwandt zum Ufer und dem sich nähernden Boot, aber ihr Herz wurde seltsam ruhig.
    Jetzt ist nicht der Augenblick, hatte er gesagt und ihr doch alles gegeben, was sie im Moment brauchte. Die anderen Dinge konnten warten. Vor ihr lag ein ganzes Leben auf Fowler Hall, das von eben diesen Dingen erfüllt sein würde, von zärtlichen und leidenschaftlichen Umarmungen, von Geben und Nehmen. Gelächter am Feuer in der Halle, wenn die Arbeit des Tages getan war, denn an Arbeit würde es nicht fehlen. Aber sie würde Teil des Lebens sein, eines erfüllten Lebens. Nein, es war nicht der richtige Zeitpunkt, aber der würde kommen. Bis dahin konnte sie warten.
    Sie schmiegte sich an ihn und hatte das Gefühl, mit ihm zu verschmelzen, Teil der Stärke, Zärtlichkeit und … ja, auch der Überheblichkeit zu werden, die diesen Mann ausmachten. Sie war nicht länger Linda Metcalfe, sondern Linda Batley, und dieses Glück war so groß, dass es fast schmerzte.
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