Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erfuellung

Die Erfuellung

Titel: Die Erfuellung
Autoren: Catherine Cookson
Vom Netzwerk:
Gebete wäre und ob ich ihrem Mann eine Nachricht überbringen könnte. Dann hat sie gesagt, sie hätte kein Papier, jede Menge Stifte, aber kein Papier, und ob ich ihm schreiben könnte, dass sie ihn am Tor im Tal treffen will. Ich hab’s ihr versprochen, ihr aber gleich gesagt, dass ich kein großer Schreiber bin. Ich dachte, so könnte ich mich rächen. Dann hat sie mich zur zweiten Tür herausgelassen, sie hatte nämlich einen Schlüssel. Erst als ich schon halb über das erste Feld war, habe ich gemerkt, dass ich mein Gewehr nicht hatte. Das hatte sie mir nämlich abgenommen, als ich unter die Couch kriechen musste.«
    Wieder sah der Melker zu Boden. »Ich wusste gar nicht, dass du ein Gewehr besitzt, Watson«, meinte Ralph Batley. »Du hast immer behauptet, du könntest damit nichts anfangen.«
    »Ich weiß, das habe ich dir erzählt, aber ich hatte immer eins. Ich hab ein bisschen gewildert.«
    »Was für eine Waffe ist es?«
    »Kaliber zwölf.« Jetzt waren die Augen des Melkers direkt auf Ralph Batley gerichtet. Seine eindringliche Stimme klang durch und durch aufrichtig. »Ich bin nach Hause gegangen, hab die Nachricht gekritzelt und sie zu den Cadwells gebracht.« Er deutete auf Rouse, der schweigend der Geschichte lauschte, die er bereits kannte. »Dann bin ich wieder hergekommen und zum Atelier gegangen. Es war um Mitternacht. Ich habe an beide Türen geklopft, aber keiner hat aufgemacht. Eine Weile habe ich es noch versucht, aber sie hat mich nicht gehört. Dann habe ich beschlossen, aufzugeben und heute noch einmal herzukommen. Und dann … na ja … dann habe ich gehört, dass Mr Cadwell zweimal in den Rücken geschossen worden ist und dass es ein Gewehr mit Kaliber zwölf war. Wenn sie die Waffe finden, bin ich dran. Sie brauchen nur Fingerabdrücke nehmen, dann haben sie mich. Weil ich …« Er wandte den Kopf ab und sah zum Eingang der großen Scheune. »In den paar Jahren nach dem Krieg, als ich weg war, habe ich nämlich gesessen. Ich bin in einen Laden eingebrochen. Der Besitzer hat mich ertappt, und dann hab ich ihn zusammengeschlagen, bevor sie mich erwischt haben.« Sein Kopf fuhr herum, und er sah erneut Ralph Batley an. »Aber das hier war ich nicht«, stammelte er. »Ich bin kein Mörder. Stimmt schon, ich hätte dir oft am liebsten die Kehle umgedreht, weil du immer so hochnäsig warst, aber das hätte ich nie über mich gebracht. Die Scheune anzünden, ein Rind erschießen oder die Hunde vergiften, ja, aber keinen Mord. Ich wollte heute Morgen gleich kommen, als ich von der Sache gehört habe, aber ich habe mir schon gedacht, was für einen Empfang du mir bereiten würdest. Also bin ich zu Mr Cadwell gegangen. Ich gehe für niemanden in den Knast, nicht für sie und auch sonst für keinen. Als sie mir das Gewehr abgenommen hat, hat sie es ganz vorsichtig angefasst, als ob sie Angst davor hätte. Nachher ist mir eingefallen, dass sie ein Taschentuch in der Hand hatte, als sie es hinter sich auf die Couch gelegt hat. Da muss sie es schon geplant haben, denn Angst vor einem Gewehr hat Edith noch nie gehabt, du weißt, was für eine gute Schützin sie ist.«
    Die entsetzliche Wahrheit raubte Linda den Atem, aber sie hatte das Gefühl, es die ganze Zeit gewusst zu haben, obwohl es in ihrem Fall nur eine Ahnung gewesen sein konnte. Aber jemand anderer musste sich über den Sachverhalt vollständig im Klaren gewesen sein.
    »Das hast du die ganze Zeit gewusst, nicht wahr, Ralph?«, fragte Rouse Cadwell, wie um ihren Verdacht zu bestätigen. Die Tatsache, dass er ihn mit dem Vornamen ansprach, zeigte, wie sich seine Meinung über ihn geändert hatte.
    Ralph Batley antwortete nicht, sondern drehte sich nur langsam um und sah nach oben zum Heuboden. »Wartet hier«, sagte er dann in die Runde und stieg langsam die Leiter hinauf. Dann war er verschwunden, und Linda lauschte auf jeden der bleischweren Schritte, die ihn zu Edith Cadwell führten. Sie fragte sich, was er dachte, welche Qualen er litt. Wenige Sekunden später hörte sie seine Stimme. »Edith! Edith!« Dann lauter: »Edith! Edith!« Sie hörte ihn hin und her laufen, während er zwischen den Ballen suchte, und wusste genau, wann er oben am Heuboden erscheinen würde.
    »Sie ist fort. Keine Spur von ihr.« Er kletterte in aller Eile die Leiter herunter. Bevor die anderen noch den Eingang der Scheune erreicht hatten, war er schon an ihnen vorbei. Fast gleichzeitig erreichten sie die Außentreppe zum Atelier. Die Tür stand offen.
    »Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher