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Die Erbsünde

Titel: Die Erbsünde
Autoren: Barnard Christiaan
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Gesicht. »Guten Tag, Professor Davids«, sagte er mit warmer Stimme. »Ich freue mich, Sie zu sehen. Es war sehr freundlich von Ihnen, sich für uns freizumachen. Leider konnte ich Sie nicht selber in der Klinik herumführen, aber ich hatte einige … Dinge zu erledigen. Vielen Dank, Jim, daß Sie sich um Professor Davids gekümmert haben.«
    »Gern geschehen«, sagte Martyn.
    »Ach, Deon«, fuhr Gleave fort, »nett, daß Sie gekommen sind. Sie kennen sich?«
    »Ja«, sagte Deon.
    »Darf ich Ihnen die anderen Herren vorstellen, Professor Davids?« Gleave ging eifrig voran, und Philip folgte ihm unmittelbar, aufrecht und gelassen. Um seine Lippen spielte ein leicht belustigtes Lächeln, als er all die Hände schütteln mußte. Deon fragte sich, ob er die Worte des Dekans gehört hatte. Professor Snyman nickte lebhaft, als er ihm die Hand reichte.
    »Davids. Ich erinnere mich an Sie. Mitte der Fünfziger, wie?«
    »Ich habe dreiundfünfzig promoviert.«
    Der alte Mann nickte wieder. »Ja, ja, ich weiß es noch gut. Sie waren einer der hellsten Köpfe.«
    Philip Davids sah ihn gutmütig an, dann ließ er den Blick durch die geräumige Vorhalle schweifen. »Ich hätte nie gedacht, daß ich wieder hierher zurückkommen würde«, meinte er.
    Keiner der Herren sagte etwas. Die Aufzugknöpfe leuchteten auf, und eine Glocke schepperte. Die Gittertüren öffneten sich mit einem Ruck. Professor Gleave stürzte vor, um sie mit dem Fuß aufzuhalten. »Meine Herren«, bat er, »wollen Sie bitte mitkommen …«
    Die Gruppe setzte sich in Bewegung, man stieß gegeneinander, einer wollte den anderen vorlassen, bis Deon entschlossen einen Arm um Philips Schultern legte und ihn als ersten vorschob. Gleave strahlte dankbar und wohlwollend in die Runde. Er war der letzte und wurde in eine Ecke, weit von den Schaltknöpfen entfernt, gequetscht.
    »Etage E!« rief Robby munter und hieb mit der Faust auf die Knöpfe. »Blutegel und Wasserwerk!«
    Man lachte verhalten. Die Abteilungen Hämatologie und Urologie waren im vierten Stock untergebracht. Robby war nun mal der Witzbold vom Dienst, über seine Witze wurde gelacht, wenn sie auch noch so abgedroschen waren. Die Türen schlossen sich geräuschvoll, und sie fuhren in angespanntem Schweigen aufwärts.
    »Leider muß ich Sie mit einer kleinen Sache behelligen, Professor Davids«, sagte Gleave mit unterdrückter Stimme, als sei es ihm unangenehm, daß alle zuhörten. »Die Presse hat nämlich Wind davon bekommen, daß Sie hier sind, und wir konnten nicht umhin, einen kleinen Presseempfang zu arrangieren. Hoffentlich sind Sie damit einverstanden.«
    Dr. Malcolm fuhr zusammen. Er hatte ein abgrundtiefes Misstrauen gegen Reporter und Fotografen.
    Gleave bemerkte es und sagte bissig: »Man hat euch davon informiert, Mac.«
    »Ich weiß«, murmelte Dr. Malcolm, den diese Erklärung keineswegs versöhnlich stimmte.
    »Sie müssen zugeben«, fuhr Gleave fort, der ein boshaftes Vergnügen dabei empfand, den Klinikdirektor in die Enge zu treiben, »daß das ein gefundenes Fressen für diese Burschen ist: ›Farbiger Arzt kehrt als weltberühmter Genetiker an seine Alma mater zurück‹.« Gleave mochte seine Freunde und Ideale wie ein Tiger verteidigen, aber für seinen Takt war er nicht berühmt. Malcolm wurde dunkelrot. Deon warf Philip, der eingekeilt neben ihm stand, einen Seitenblick zu. Das Gesicht mit den hohen Wangenknochen blieb unbeweglich. Dünn ist er auch geworden, dachte Deon. Dünn und grau. Da denkst du, du bist noch recht jung, und plötzlich flüstert dir eine Stimme aus der Vergangenheit zu: Du wirst alt. Alter Philip. Es war alles so lange her. Auf einmal durchströmte ihn ein Gefühl der Zuneigung für den Mann neben ihm, und er klopfte ihm leicht auf den Rücken.
    »Ich freue mich, daß du wieder da bist«, sagte er.
    Philip sah ihn an, die Fältchen um seine Augen kräuselten sich in einem verstehenden Lächeln. »Ich mich auch«, sagte er.
    Der Aufzug hielt mit Knarren und Rütteln, und die Türen rasselten zur Seite. Sie traten in strenger Reihenfolge heraus, der Gast wieder vorneweg, Professor Gleave als Gastgeber bildete die Nachhut. Philip blieb stehen und sah sich mit einem kleinen Lächeln um. »Alles noch wie früher«, er strich mit der Hand über die cremefarbenen Wände, »sogar der Anstrich ist noch der gleiche.«
    Dr. Malcolm, der seine Worte falsch deutete und eine Herabsetzung witterte, sagte eingeschnappt: »Der Anstrich wird jährlich erneuert.« Im Ton
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