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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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schauen, was jedoch nicht klappte, da ich durch ein Gebüsch gezerrt wurde und aufpassen musste, meine Füße schnell genug zu bewegen.

„Lass mich los, verdammt noch mal, ich bin doch kein Kleinkind“, beschwerte ich mich, als wir aus den Bäumen heraus zu unseren Freunden traten und riss mich los.

Duncan reagierte nicht einmal auf mich. Er nahm nur wortlos wieder sein Bier in die Hand und tat so, als beteilige er sich am Gespräch seiner Freunde, die neben ihm standen.

„Was war denn bei euch los?“ Belle kam auf mich zu und sah mich fragend an.

„Ich bin mit diesem Motorradfahrer von heute über den Weg gelaufen und als Duncan dazu kam, hat er sich aufgeführt wie ein Urzeitmensch“, erklärte ich und verdrehte die Augen.

„Duncan tut manchmal so, als wärst du sein Eigentum“, mokierte sich Belle und sah mit wütenden Augen zu Duncan. Allerdings sah sie selbst wenn sie wütend war noch immer aus wie ein blonder Engel mit Pompons aus. „Er hat überhaupt keinen Grund, sich so anzustellen. Ihr seid nicht einmal mehr zusammen und das auch nur, weil…“

„Bitte, ich kenne die Geschichte schließlich“, unterbrach ich ihren zig tausendsten Wutausbruch auf Duncan.

„Aber es ist doch so“, beharrte sie und es fehlte nur noch, dass sie mit dem Fuß aufstampfte.

„Ja, aber das ist meine Sache. Und jetzt lass uns wieder Spaß haben. Das ist meine Abschiedsparty, schon vergessen?“ Ich lächelte sie auffordernd an und Belle gab sich mit verzogenem Gesicht geschlagen.

Nicht nur dieser Abend sondern auch die verbleibende Zeit in Danbury ging mit rasender Geschwindigkeit vorbei und so saß ich zwei Wochen später im Jeep meines Bruders, mit dem ich nach Cape Gale fahren sollte. Wir mussten mit drei Autos fahren, da wir sonst den restlichen Kram gar nicht hätten verstauen können.

Als mein Bruder und ich los gefahren waren hatte Belle vollkommen unüberraschend geheult und mich fünf Mal versprechen lassen, mich gleich bei mir ihr zu melden, wenn ich in Cape Gale war. Einen Klos hatte ich zugegebenermaßen schon im Hals, als wir aus Danbury raus fuhren und über den Highway Richtung Norden rauschten.

Ich legte die Füße auf das Armaturenbrett und sah die Infoblätter durch, die Mum mir für die Fahrt in die Hand gedrückt hatte.

„Cape Gale ist ein kleiner, beschaulicher Ort direkt an der wunderschönen Küste Massachusetts mit etwa sechstausend Einwohnern“, las ich laut vor und begann nebenbei ein belegtes Brot aus der Alufolie zu schälen. „Jahr für Jahr strömen unzählige Touristen hierher, um die Fülle an Attraktionen zu bewundern und auch das Angebot für unsere Einwohner kann sich sehen lassen.“

Ich hielt inne und drehte verwundert die Broschüre in meiner Hand hin und her.

„Scheinbar sind es so viele Attraktionen, dass sie die gar nicht aufschreiben konnten, wie? Oh, warte, hier haben wir ja etwas.“ Ich strich das Blatt glatt und las mit vollem Mund weiter vor. „Die ausgedehnten Strandspaziergänge, der jährliche Karneval und die unzähligen Angebote für unsere Bürger, wie beispielsweise der Frauenverein, die Senioren-Bingo-Abende, die Tanzveranstaltungen und unsere Theatergruppe, sind nur einige der Freizeitmöglichkeiten, die Sie bei uns in Anspruch nehmen können.“

Ich sah wehleidig zu meinem Bruder, der sich ein Grinsen verkniff. „Bring mich um.“

„Es wird schon nicht so schlimm werden“, versicherte er und zwinkerte mir kurz zu, bevor er wieder auf die Straße schaute. „Ich war schon oft in Cape Gale, es ist wirklich schön dort. Sehr ruhig und…“

„Windig?“

„Ja, das auch“, gab er zu und ich nickte.

„Was ist mit Gloucester?“

„Da ist es auch ruhig und windig“, entgegnete Thor und ich verdrehte die Augen. „Die Meisten fahren nach Boston, wenn sie etwas unternehmen wollen, manchmal auch nach Salem“, fuhr er fort und ich stopfte das letzte Stück Brot in den Mund.

„Salem? Gibt’s da noch mehr, außer Hexenmuseen?“, lachte ich auf.

„Salem ist gar nicht mal so uninteressant“, widersprach er mir. „Dort gibt es eine Bikerkneipe, die dich interessieren könnte. Außerdem liest du doch gerne H. P. Lovecraft. Viele seiner Geschichten basieren auf Salem.“

„Dass sich Salem super für Horrorfilme oder Horrorgeschichten eignet, ist mir auch klar“, murmelte ich und sah aus dem Fenster.

Thors Stimme war rauer geworden, ein Zeichen dafür, dass er seine Geduld langsam zusammen kratzen musste. Er war kein ungeduldiger Mensch,
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