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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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aber unsere Fahrt dauerte bereits fast zwei Stunden und in dieser Zeit hatte ich nichts anderes gemacht, als Witze über Cape Gale und dessen Umgebung zu reißen. Es wunderte mich, dass Thor mich noch nicht aufs Autodach geschnallt hatte, um endlich seine Ruhe zu haben.

„Was ist denn eigentlich los mit dir?“, holte mich Thor aus meinen Gedanken und irritiert sah ich ihn an.

„Was soll denn sein?“

„Du bist so feindselig Cape Gale gegenüber. Als wir von Südafrika nach Amerika kamen, warst du nicht so und da war der Unterschied ja wohl viel gravierender“, meinte er mit verwunderter Stimme. Ich zuckte mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster.

„Keine Ahnung, vielleicht, weil wir in Südafrika eh nicht so lange waren“, mutmaßte ich und sank ein wenig tiefer in meinen Sitz. „Ich hab mich in Danbury schon wohl gefühlt und ich habe immerhin eine richtige Freundin dort gefunden.“

Thor lachte leise und schüttelte den Kopf. „Dass Belle und du befreundet seid, ist für mich bis heute eins der großen Mysterien dieser Welt“, meinte er belustigt.

„Ja, für mich auch“, gab ich ebenfalls grinsend zu.

„Aber du findest wieder Freunde“, war sich mein Bruder sicher. „Du bist zwar manchmal etwas ruppig, aber es gab immer Leute, die Zeit mit dir verbringen wollten. Du solltest hin und wieder eben auch zulassen.“

Ich nickte und ersparte mir eine Antwort. Es war klar, dass er Recht hatte. Das war eine der Eigenschaften an ihm, die mir gelegentlich ziemlich auf die Nerven gingen.

Als wir weitere zwei Stunden später in Cape Gale ankamen war ich eingeschlafen und mein Bruder weckte mich, indem er das Radio einmal kurz auf volle Lautstärke drehte.

„Himmel, was ist passiert?“, japste ich und haute mir vor lauter Schreck das Knie an den Armaturen an.

„Sorry“, grinste mein Bruder breit und sah absolut nicht so aus, als täte ihm irgendetwas Leid. „Wir sind da.“

Ich grunzte nur und kletterte noch immer ein wenig steif aus dem Wagen und rieb meinen Po, der von der langen Fahrt vollkommen taub geworden war.

Das Erste, das ich bemerkte war der der salzige Geruch und ich brauchte mich nicht sehr anzustrengen, um das Meer rauschen zu hören.

Die Häuser hier waren alle ähnlich gebaut, viele mit blauen und weißen Fassaden, die an den viktorianischen Stil erinnerten und einfach typisch für Neuengland waren.

Unser Haus sah tatsächlich so aus, wie auf der Broschüre, doch das Dach musste neu gedeckt worden sein, denn es war nicht mehr Grau sondern Blau und die Blumen vor den Fenstern fehlten. Ich war jedoch sicher, Mum würde keine Woche brauchen um diesen Misstand zu korrigieren.

Thor rief Dad an, um ihn zu fragen, wo er und Mum blieben und so erfuhren wir, dass sie in eines dieser „schnuckeligen“ Restaurants gegangen waren, um ihr erstes Fischgericht zu verputzen.

„Dann tragen wir schon mal das Zeug in dein Zimmer“, meinte mein Bruder, als er aufgelegt hatte und lächelte mich an. Ich stand noch immer ein wenig vertrottelt im Vorgarten und sah das Haus an. Es gefiel mir irgendwie, auch wenn ich mich dagegen sträubte.

Mein Bruder ging mit zwei Kisten bewaffnet an mir vorbei zu der Treppe, die zum Geschoss über der Garage führte und ich schnappte mir schnell eine kleine Box und hastete Thor hinterher.

„Wo gehst du hin?“, wunderte ich mich und mein Bruder sah lächelnd über seine Schulter.

„Dein Zimmer ist über der Garage. Haben Mum und Dad dir das noch nicht erzählt?“, fragte er und es war leicht zu erkennen, dass er sich freute, mich damit überraschen zu können.

„Wirklich? Oh Mann, ist das cool.“ Ich ließ vor Schreck meine Kiste fallen, drängte mich an ihm vorbei und riss ihm den Schlüssel aus der Hand, um sofort in mein Zimmer stürzen zu können.

Die Sonne war in der Zwischenzeit tiefer gesunken und das Licht, das durch die vielen Fenster kam, tauchte die Möbel, die bereits aufgestellt worden waren, in ein rötliches Licht, das den ganzen Raum warm und gemütlich aussehen ließ. Gegenüber der Eingangstür war ein kleines Bad, ebenfalls mit Fenster, einer Dusche, einer Toilette und einem Waschbecken.

„Na, immer noch unsicher, ob du dich hier wohlfühlen wirst?“, fragte mich mein Bruder, der noch immer an der Eingangstür lehnte, und amüsiert dabei zusah, wie ich zum dritten Mal zwischen Bad und Zimmer hin und her rannte.

„Also was mein Zimmer angeht, bin ich absolut sicher, dass ich mich wohlfühlen werde“, entgegnete ich mit
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