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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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einem glücklichen Lächeln.

Den Rest des Abends verbrachten wir damit, meine Kisten auszuräumen; etwas, was ich seit Jahren nicht mehr getan hatte. Es fühlte sich eigenartig und doch gut an, mich hier einzurichten, auch wenn ich sicher war, dass es nicht lange so aufgeräumt bleiben würde. Seltsam motiviert platzierte ich meine Bücher im Regal, richtete meinen Schreibtisch ein und hängte meine Poster auf; Allesamt von düster drein blickenden Rockbands, deren Musik ich zwar kannte, aber von denen ich vor allem wusste, dass sie meine Mutter in den Wahnsinn trieben. Ich gönnte mir erst eine Pause, als mein Bruder mit einer Pizza bewaffnet in mein Zimmer, die wir zwischen den leeren Kisten auf meinem Bett verputzen.

Es hatte bereits zu dämmern begonnen, als unsere Eltern ankamen und bis die Autos vollkommen ausgeräumt waren, war es stockfinster geworden. Im Haus dagegen brannten unzählige Lichter und im Vorgarten zirpten Grillen. Ein bisschen fühlte ich mich wie im Urlaub.

Etwa gegen halb zwölf saßen wir alle erschöpft im Garten hinter dem Haus und erzählten.

Meine Eltern schwärmten unentwegt von dem kleinen Fischrestaurant, in dem sie gegessen hatten, während die größte Sorge meines Bruders darin bestand, sich im Keller einen Raum mit Sportgeräten einrichten zu können, da er dafür in seiner Wohnung keinen Platz hatte. Ich dagegen gab nicht viel von mir, doch wenn ich auffordernd angesehen wurde, begann ich von Neuem Lobeshymnen auf mein Zimmer zum Besten zu geben. Was meine Mutter jedes Mal dazu veranlasste die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen, wenn sie daran dachte, dass ich praktisch eine eigene kleine Wohnung über der Garage hatte. Sie schien wohl davon auszugehen, dass innerhalb von vier Wochen entweder ein Feuer ausbrechen würde oder mein Chaos mich einfach irgendwann im Schlaf ersticken könnte, aber ich fand, dass sie mir in dieser Hinsicht einfach nichts zutraute.

Ich würde das locker in zwei Wochen schaffen.

Es wurde spät an diesem Tag und als ich in mein Zimmer ging, sah ich unentschlossen zu meinem Laptop und dachte schuldbewusst an Belle, der ich versprochen hatte, mich zu melden, sobald ich angekommen war. Aber ich war zu müde und so verschob es auf den nächsten Tag.

Viele behaupten ja, dass der Traum, den man in der ersten Nacht an einem neuen Ort träumt, wahr werden würde. Träume waren bei mir allerdings grundsätzlich eine wirklich unschöne Sache, da ich viel und oft träumte und das leider auch sehr real. So ging es mir in dieser Nacht auch und ich war froh, dass ich nicht zu diesen abergläubischen Deppen gehörte, sonst hätte ich mir wohl am nächsten Morgen gleich einen Strick kaufen müssen. An viel konnte und wollte ich mich nicht mehr erinnern, schon allein, weil ich morgens Schweiß gebadet und alles andere als ausgeruht aufwachte, aber ich war sicher, dass ich von irgendwelchen haarigen Monstern geträumt hatte. Oder waren es Tiere gewesen? Ob nun Monster oder Tier, es wollte mich angreifen und in meinem Traum wusste ich nicht, was ich tun sollte, wobei ich ziemlich sicher war, dass ich auch im wirklichen Leben meine Schwierigkeiten mit einer passenden Reaktion gehabt hätte. Außer weglaufen, aber das konnte ich nicht. Das war auch der Grund, warum ich viele meiner Träume vergaß. Viel zu viele von ihnen machten mich fertig, einfach weil ich vor irgendeiner Gefahr nicht weglaufen konnte. Wie sollte man da morgens fröhlich aufwachen?

Als ich jedoch die Augen öffnete und mein neues Zimmer sah, war jeder Traum und jedes Monster oder Tier vergessen. Ich schälte mich aus meiner Decke und setzte mich auf. Die leeren Kisten standen wild aufeinander gestapelt an der gegenüberliegenden Wand und neben meinem Bett stand die letzte unausgepackte Kiste. Ich runzelte die Stirn und griff nach einem Bilderrahmen, der oben drauf lag, den ich aber noch nie gesehen hatte.

Den Rahmen konnte man zusammenklappen und auf dem rechten Bild erkannte ich meine Eltern und meinen Bruder vor unserem alten Haus in Danbury. Ich hatte keine Ahnung, wann dieses Bild gemacht worden war oder wer es geschossen hatte.

Auf dem linken Bild waren Belle und ich abgebildet und ich im Gegensatz zu dem ersten Bild, erinnerte mich an den Tag, an dem es aufgenommen worden war. Es war das erste und einzige Footballspiel gewesen, auf das ich auf meiner alten Highschool gegangen war. Natürlich weil Belle mich überredet hatte. Nach dem Spiel war sie beflügelt vor Freude über ihren
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