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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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ich nun auf die Highschool hier in Danbury, Connecticut. Es war eine Privatschule, aber keiner der Schuppen, in die Reichen ihre Kinder steckten, sondern die vor allem auf Schüler ausgerichtet war, deren Eltern aus beruflichen Gründen oft die Stadt oder das Land wechseln mussten. So wie ich.

Doch trotz dieser Gemeinsamkeit hatte ich in Danbury nur eine einzige Person nicht vergrault.

Anabelle Adkins, Belle genannt, war meine einzige Freundin geworden, was schon wieder absurd war, wenn man bedachte, dass sie an unserer Schule so etwas wie die High School Königin darstellte. Sie sah blendend aus, war beliebt, was sicher auch damit zusammenhing, dass sie die Tochter des Direktors war und sie war Cheerleaderin. Bis zum heutigen Tage war ich unsicher, warum sie mit mir befreundet war. Vielleicht hatte ich ihr mal das Leben gerettet und es vergessen.

„Ja, nach Gloucester. Keine Angst, ich reiß mich da auch nicht drum“, gab ich kleinlaut zurück, als ich meine Schulsachen auf den Tisch pfefferte. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht.“

„Aber ich find’ das wirklich schade“, verteidigte sie sich und warf ihre blonden Locken nach hinten. „Du wirst mir fehlen. So jemanden wie dich trifft man nicht jeden Tag.“

„Besser ist es“, schaltete sich Brad ein, der zwei Bänke vor uns saß und unser Gespräch mit angehört hatte.

„Halt die Klappe, Brad, sonst…“, motzte ich ihn an, doch Belle rammte mir ihren Ellenbogen in die Seite, als die Tür auf ging und unser Geschichtslehrer Mr. Verner ins Zimmer kam.

„Guten Morgen“, begrüßte er uns mit seiner nasalen Stimme und seine Augen, die durch seine Brille unnatürlich groß waren, blieben sofort an mir hängen. „Ah, Lyn, hast du die…“

„Ja, hab’ ich“, unterbrach ich ihn sofort und brachte ihm meine Strafarbeit nach vorne.

„Deine Handschrift ist wie jedes Mal eine wahre Augenfreude“, bemerkte er sarkastisch, als ich ihm das Blatt auf das Pult gelegt hatte und ich versuchte mich erfolglos an einem Lächeln.

„Das sollte nur zum Beweis der Authentizität dienen, damit Sie nicht wieder annehmen müssen, ich hätte geschummelt“, entgegnete ich kühl, drehte mich mit erhobenem Kopf um und wollte zurück an meinen Platz gehen, als mein Blick an der schadenfrohen Fratze von Brad hängen blieb.

„Hast du Sätze schreiben müssen?“, formte er mit seinen Lippen und machte ein gespielt mitleidiges Gesicht. Seine hohlen Freunde neben ihm fingen an zu lachen und er hob die Hand, um mit ihnen einzuschlagen. Was war er doch ein toller Hecht.

Kaum war ich auf seiner Höhe trat ich ihm gegen sein Schienbein und Brad jaulte auf.

„Mr. Verner, Lyn hat mich getreten.“ Er rieb sich sein Schienbein und ich drehte mich auf den Fersen um und sah ihn an.

„Mama, Mama, die hat mich getreten, das darf sie doch nicht, oder?“, heulte ich wie ein Kleinkind, warf Brad einen wütenden Blick zu und ging zurück an meinen Tisch.

In der Klasse lachten ein paar Schüler und Mr. Verner räusperte sich. „Lyn, du willst doch nicht noch eine Strafarbeit, oder? Und Brad, ich denke, du hattest deine Rache bei Lyn. Wenn du sie reizt, brauchst du dich nicht zu wundern, wenn sie sich wehrt.“

„Aber sie hat mich getreten“, empörte sich Brad erneut und ich grinste selbstzufrieden vor mich hin, als ich mich setzte.

Von den Lehrern war Mr. Verner der einzige, der Brad spüren ließ, wie wenig er von seiner überheblichen Art hielt und wie wenig es ihn juckte, dass sein Vater Geld wie Heu hatte.

„Wo ist meine Liste?“, flüsterte ich und Belle zog ein Blatt aus einem meiner Schnellhefter. Sie kannte mein Chaos besser als ich.

„So, ein weiteres Kreuz auf meiner ‚Mr. Verner nimmt mich in Schutz’-Liste“, berichtete ich stolz und malte das vierte Kreuz in die Spalte.

Das Vierte in zwei Jahren wohlgemerkt.

Auch mich mochte Mr. Verner nicht besonders.

„Deine Listen werde ich auch vermissen“, flüsterte Belle wehleidig und lächelte, bevor wir dem Unterricht folgten.

„Also, wollen wir am Samstag dann shoppen gehen?“, schlug Belle vor, als die Schulglocke das Ende dieses ermüdenden Lernerlebnisses verkündete und wir mit dem Rest der Klasse aus dem Klassenzimmer gespült wurden. „Dann kleiden wir dich hübsch ein für Gloucester. Weißt du denn schon, auf welche Schule du gehen wirst?“

„Canterbury“, gab ich murmelnd zurück, doch es half nichts. Belle hatte mich gehört.

„Canterbury High School? Deine Eltern schicken dich für
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