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Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben
Autoren: EJ Waldau
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dein letztes Schuljahr auf die Canterbury High School?“ Sie blieb stehen und sah mich mit riesigen Augen an. „Ich glaub’s ja nicht. Das ist eine der besten Schulen in Massachusetts. Und ich hab gehört, die Typen dort sind auch nicht gerade schlecht“, setzte sie sinnierend dahinter und ich verdrehte die Augen.

„Na, Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, dort würden keine heißen Kerle rumlaufen“, gab ich trocken zurück.

„Canterbury“, wiederholte sie, ohne auf meinen Spruch einzugehen. „Du musst mir unbedingt ganz viel schreiben, wenn du dort bist. Und Bilder machen. Und wenn ich dich mal besuche, nimmst du mich mit in die Schule, okay?“, bat sie mich aufgeregt.

„Wenn ich Schule hab’, hast du auch Schule.“

„Dann schwänz’ ich. Aber ich muss das unbedingt mal selbst sehen.“ Sie legte ihre Hände auf meinen Arm und sah mich mit riesigen Bambiaugen an.

„Du würdest schwänzen, nur um Canterbury mal von innen zu sehen?“, fragte ich überrascht nach und Belle nickte heftig mit dem Kopf.

„Okay, von mir aus.“ Belle und Schwänzen, als Tochter des Direktors. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen.

„Oh, Danke!“ Sie umarmte mich und begann, auf der Stelle zu hüpfen.

Ich wollte nicht wissen, wie mein Gesicht aussah. Mir reichten die verdutzten Gesichter in meiner Umgebung.

„Danke. Danke, danke, danke.“ Sie hörte gar nicht mehr auf.

„Unter einer Bedingung“, unterbrach ich ihren Freudentanz. „Wir feiern meinen Abschied am Wochenende so wie ich will.“

„Oh.“

„Ja.“

„Also kein Shoppen?“

„Kein Shoppen.“

Sie riss die Augen auf. „Du willst doch nicht etwa…?“

„Doch, genau daran hab’ ich gedacht. Aber du musst ja nicht mit.“ Mir war klar, dass sie mit musste, allein aus freundschaftlichen Gründen.

Und ich hatte Recht.

Nachdem sie ihren inneren Kampf beendet hatte, nickte sie zerknirscht.

„Okay.“

Ein paar Tage später fand ich mich bereits umzingelt von Umzugskisten wieder, was ein deutliches Zeichen dafür war, dass meine Eltern wahre Vorfreude verspürten.

„Wir gehen doch erst in drei Wochen, warum sieht es hier schon aus wie in einer Lagerhalle?“, murrte ich, als ich von der Schule Heim kam und im Hausflur erst einmal vor einem Turm von Kisten stand.

„Wir haben das perfekte Haus gefunden“, quiekte meine Mum und kam hinter ein paar Kisten hervor gesprungen. „Im Wohnzimmer liegen Bilder davon.“

Ich folgte ihr in das Nachbarzimmer, das ohne die unzähligen Kerzenhalter und Kitschfiguren vollkommen fremd aussah. Nur der Wohnzimmertisch war noch wie immer, außer dass einige Broschüren dazu gekommen waren. „Cape Gale“, las ich laut vor und griff nach dem obersten Heftchen. „Wir ziehen nach Cape Gale?“

„Ja, das ist ein kleiner Ort etwa zehn Autominuten von Gloucester entfernt“, erklärte mir meine Mum aufgeregt und deutete auf die Bilder. „Es liegt direkt am Meer und von unserem Haus sind es nur ein paar Minuten bis zum Strand.“

Strände waren für meine Eltern nicht da, um sich zu sonnen und wenn ich mir die Broschüre ansah, dann war der Strand von Cape Gale wohl auch nicht dazu gedacht. Es sah vor allem windig aus, wie ich beim Durchblättern feststellte.

„Und das ist das Haus?“ Ich tippte auf eines der Bilder in der Broschüre und meine Mum nickte eifrig.

„Genau, das hier ist das Haupthaus.“ Sie deutete auf ein zweistöckiges weißes Gebäude, mit vielen Fenstern und einem großen Baum im Vorgarten, der die linke Hälfte des Bildes verdeckte. „Direkt daneben ist die Garage und darüber ist ein Zimmer mit eigenem Bad und separatem Eingang.“

„Und was macht ihr damit?“, fragte ich hoffnungsvoll, doch meine Mutter zuckte mit den Schultern.

„Das wissen wir noch nicht. Für uns ist im Haupthaus eigentlich genug Platz.“

Ich versuchte meinen Gesichtsausdruck nicht zu wehleidig aussehen zu lassen, in der Hoffnung, dass meine Eltern es doch noch in Erwägung ziehen würden, mich über der Garage wohnen zu lassen.

„Das Haus ist wirklich schön“, versicherte ich ihr deswegen nur und gab ihr das Prospekt wieder.

„Am Wochenende kommt übrigens eine Umzugsfirma, um die ersten Kisten zu holen. Können wir von dir auch schon etwas einladen?“, wollte meine Mum wissen begann weiter die Regale im Wohnzimmer auszuräumen.

„So viel ist bei mir ja nicht ausgepackt, also eigentlich alles, was schon in den Kisten ist. Den Rest können wir ja dann mitnehmen, wenn wir nach Cape Gale
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