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Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Erben von Atlantis: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Kevin Emerson
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ist.
    Ihr Blick wanderte weiter, und da merkte ich, dass Leech mich höhnisch angrinste, als stünde ich wegen Jalens Bestrafung jetzt auf seiner schwarzen Liste.
    »Also, wo waren wir?«, fuhr Lilly fort. »Richtig – die Prüfung. Es ist ziemlich einfach: Fünf Minuten auf der Stelle, danach Freistil, Rücken, Brust und Schmetterling, je zwei Bahnen. Bitte fehlerfrei, wenn ihr ein Hai werden wollt. Kapiert?«
    Wir nickten knapp. Natürlich fehlerfrei. Seit Lilly uns auf den Steg geführt hatte, war mir aufgefallen, dass sich alle möglichst gerade hielten und immer wieder die Frisur kontrollierten. Mir ging es nicht besser, auch wenn ich mich zu beherrschen versuchte.
    »Alles klar dann«, sagte Lilly. »Rein mit euch.«
    Wir stellten uns auf und sprangen vom Steg. Die Kälte traf mich wie ein Schock und drang in mich ein. Das Wasser hatte einen seltsamen, strengen Geschmack, fast ein wenig metallisch und ganz anders als die chemische Note, an die ich mich vom Schwimmbad im Hub erinnerte.
    Wir verteilten uns fürs Wassertreten.
    Lilly hob die Stoppuhr, die ihr um den Hals hing. »Und los.«
    Ich schwamm auf der Stelle und sagte mir: Na los, das schaffst du , aber ich fühlte schon, wie sich der Krampf ankündigte. Immerhin war mein Kopf noch über Wasser, als Lilly ihre Trillerpfeife blies.
    »Nicht schlecht, ihr Guppys! Jetzt auf die Bahnen mit euch.«
    Ich griff nach dem Rand des Stegs und versuchte mich zu entspannen. Du solltest jetzt besser aus dem Wasser , dachte ich noch. Aber ich tat es nicht.
    »Die Nächsten«, sagte Lilly. Immer zu dritt schwammen wir los und begannen mit Freistil. Zu meiner eigenen Überraschung schaffte ich, auch das durchzuhalten, auch das Rückenschwimmen, selbst das Brustschwimmen, obwohl sich meine Seite immer fester zusammenzog und ich mit jeder Bahn etwas tiefer sank.
    Dann aber kamen die beiden Bahnen Schmetterling – dieser komische, schwer erlernbare Stil, bei dem die Beine zusammenbleiben und beide Arme mit Schwung nach vorn geworfen werden – und das gab mir den Rest. Wieso mussten wir so was überhaupt können? Es schien nur dar um zu gehen, die Schwächsten auszusieben. Ich warf die Arme noch einmal vor, dann versagte meine Seite den Dienst, und ich ging unter, meinem stillen, dunklen Grab entgegen.
    Ich blinzelte. Ich spürte den Druck der Tiefe auf den Augen, den Schmerz in den Ohren, die Kälte des Wassers in Nase und Hals, das Gewicht der Flüssigkeit in den Lungen. Alles war wie betäubt. Ich hörte fernes Heulen wie von Maschinen und schwaches Stimmengewirr von der Oberfläche.
    Jetzt hatte ich nur noch einen einzigen Gedanken: Wie ätzend es doch war, tot zu sein. Es war einfach unfair und dämlich, und es passte mir nicht. Eigentlich hatte ich ja nicht mal ins Camp gewollt! Aber dann war ich doch gegangen, und das hatte ich nun davon.
    Ein Schatten füllte mein Sichtfeld, wie ein Nebel, der sich über alles legte. Die Techniker checkten ein letztes Mal ihre Monitore. Das war’s dann wohl , meinte einer, und verfolgte, wie mein Herzschlag sich dem Stillstand näherte.
    Die Oberfläche wurde erst dunkler, dann schwarz.
    Mach’s gut, Lilly , dachte ich.
    Ihr könnt jetzt abschalten , sagte die Zuständige fürs Gehirn.
    War schön, mit euch zu arbeiten , erwiderte ein anderer, und sie schüttelten sich die Hände.
    Dann machten sie das Licht aus und schlossen die Türen.
    Alles wurde dunkel.
    Zumindest eine Weile.
    Dann war da ein kleines, bläuliches Licht in der Ferne. Es kam durchs Dunkel auf mich zu.
    Owen.
    Ja?
    Das Licht schien zu pulsieren. Vielleicht war es nur der letzte Funke meines sterbenden Gehirns, den man gewöhnlich für das Licht am Ende des Tunnels hielt. Oder vielleicht war es ja wirklich dieses Licht – vielleicht würde ich gleich zum Himmel auffahren, oder die Geier, die die Toten geleiteten, würden mich in die Arme von Heliad-7 tragen, der Sonnengöttin, die man im Süden verehrte.
    Allerdings schien das hier irgendwie … echter zu sein. Als wären meine Augen wirklich geöffnet, und dieses Licht im grünen Wasser über mir wäre wirklich. Es hatte eine langgestreckte, fließende Form, beinahe als wäre es lebendig.
    Das ist noch nicht das Ende , sagte es.
    Aber ich bin doch tot , dachte ich.
    Nein. Das ist erst der Anfang. Die Stimme klang wie die eines Mädchens. Komm zu mir. Komm zum Tempel unter der Aquinara.
    Das Licht kam näher. Es schien menschliche Züge zu besitzen. Ein Gesicht – ein schönes Gesicht sogar …
    Was
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