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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2
Autoren: Alexander Fleming
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Eingangstür und alle Fenster waren mit Holzbrettern beplankt. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich dabei um Tischplatten handelte. Zur zusätzlichen Sicherung waren Schränke, Sessel und Stühle in zwei Reihen aufgestapelt, um die Massen der Untoten am Eindringen zu hindern.
    Noch nie war ich so erfreut darüber, die Stimme eines lebenden Menschen zu hören.
    „ Los, Hände in die Höhe!“
    Die Stimme hinter meinem Rücken klang alles andere als freundlich, doch ich folgte dem Befehl und streckte meine Hände langsam nach oben. Das Klicken eines soeben geladenen Gewehrs sorgte dafür, dass ich der Forderung ohne zu zögern nachging.
    „ Er ist keiner von ihnen“, sagte eine andere, viel sanftere Stimme. „Liebe Güte, Nikolais tagelangen Hilferufe haben also doch etwas bewirkt!“.
    Ich drehte mich um hundertachtzig Grad und erblickte eine Dame, die auf den obersten Stufen der Treppe, die in das obere Geschoß führte, stand. Sie war eine kräftige Frau im Alter zwischen fünfzig und sechzig. Doch auf mich machte sie alles andere als einen gebrechlichen Eindruck.
    Zu ihrer rechten stand ein nicht minder kräftiger junger Mann, mit dem Unterschied, dass seine Üppigkeit auf einen durchtrainierten Körper zurückzuführen war. Der Lauf seiner Kalaschnikow und sein strenger Blick waren auf meinen Kopf gerichtet.
    Ich stellte mich vor und erklärte, dass ich ihrem Radioaufruf gefolgt bin. Nachdem der Soldat endlich davon überzeugt war, dass ich nicht zu der seelenlosen Sorte gehörte, die nach dem Fleisch der Lebenden trachtete, winkte er mich zu sich herbei.
     
     

    ***
    Insgesamt befanden sich außer mir sechs weitere Personen in dem Gebäude. Der Name der älteren Dame war Maria. Zu „Friedenszeiten“ war sie die Empfangsdame des Hauses und die Informationsstelle im Erdgeschoss war ihr Arbeitsplatz.
    Zwei schwer bewaffnete Soldaten (mit einem von ihnen hatte ich bereits Bekanntschaft gemacht) bildeten den einzigen Schutztrupp der Umzingelten. Der Rest der Gruppe bestand fast ausschließlich aus Mitarbeitern der Radiostation.
    Über die hohe Aufmerksamkeit, die mir entgegen gebracht wurde, war ich mehr als erstaunt. Es war ein ungewohntes, aber zugleich angenehmes Gefühl, das in diesen Tagen wohl wertvoller war als irgendetwas anderes.
    Als Maria mich vorstellte, hatte ich den Eindruck, sie würden in mir einen Geist sehen. Die Tatsache, dass ich unbeschadet in ein Gebäude eindringen konnte, das von hunderten Untoten umzingelt wurde, war ihnen ein Rätsel. Es kam mir vor, als würden sie in mir einen Retter, einen langerwarteten Messias sehen, der sie nun von ihren Ängsten und Sorgen befreien würde. Für diese Ehrerbietung wären die beiden ausgebildeten Soldaten stärker prädestiniert gewesen.
    Im Grunde hatten sie einen weitaus sichereren Unterschlupf als ich es in den letzten Tagen gehabt hatte. Die Türen, die an den Treppenpodesten jedes Stockwerkes angebracht waren, wurden von den Soldaten verriegelt und mit schwerem Mobiliar zugestellt. Der einzige Zugang zu unserem Aufenthaltsort im vierten Obergeschoss war der Personenaufzug, dessen Tür nach unserer Ankunft mit einem Stuhl verriegelt wurde. Auf diese Weise konnten keine ungebetenen Gäste die Gruppe überraschen.
    Das Proviant und das Trinkwasser waren in genügender Menge vorhanden. Wie es aussah, hatten die Herrschaften die im Erdgeschoss gelegene Cafeteria und die Getränkeautomaten geplündert.
    Dieser Ort erschien mir wie eine gut gesicherte Burg, in der man eine länger andauernde Belagerung aushalten konnte.
    Nachdem sich die anderen vorgestellt hatten, war auch ich an der Reihe und erzählte ihnen eine Kurzfassung meines Überlebenskampfes der vergangenen Tage. Als ich ihnen erzählte, dass ich in aller Ruhe durch die Kanalisation in das Gebäude gelangt war, staunten sie nicht schlecht. Keiner von ihnen ist im Laufe der Tage auf diese Idee gekommen.
    Die mir bereits vertraute Stimme des hartnäckigen Funkers lachte laut auf und der Mann klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Ich wusste zwar nicht weshalb, aber er war mir vom ersten Augenblick an sympathisch.
    Nikolai war ein russischer Arzt im mittleren Alter. Als die Epidemie ausbrach, befand er sich auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle, der städtischen Klinik. In dem wilden Chaos und der Panik entschied er sich, Zuflucht in dem Gebäude des Radiosenders zu suchen und hatte mit seiner Entscheidung die richtige Wahl getroffen.
    „ Ich musste mich in diesem
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