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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2
Autoren: Alexander Fleming
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eine gelb-grüne Färbung, die von dem Rost herrührte. Ich säuberte sie an meiner Hose und warf den Rucksack über die Schulter.
    Lange wollte ich mich in diesem Sumpf nicht aufhalten. Der Gestank war furchtbar!
    Es dauerte nicht lange und meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Die Sonne strahlte durch die Luke und warf einen hellen Lichtschein auf die von mir verhasste Leiter. Zu meinem Erstaunen war der Abflussschacht sehr weiträumig, so dass ich mich ohne große Mühe vorwärts bewegen konnte. Hin und wieder stieß ich mit meinem Schädel an die herunterhängenden Abflussrohre, wenn ich meinen Kopf nicht rechtzeitig einzog.
    Ich watschelte durch einige Pfützen nach vorne, immer auf der Hut vor möglichen Gefahren. Zwar bezweifelte ich, dass sich hier unten außer mir und den Ratten eine weitere lebende Seele befinden würde, leichtsinnig wollte ich aber auch unter der Erdoberfläche nicht sein.
    Immer wenn ich an die entstellten Gesichter der Infizierten dachte, trieb mein Verstand unwillkürlich grausame Spielchen mit mir. Sofort stellte ich mir vor, wie im nächsten Augenblick ein ausgehungerter, verstümmelter Kanalarbeiter um die Ecke bog und auf mich loslief, um sich an meinem Fleisch satt zu fressen.
    Vor wenigen Tagen hätte ich es für wenig wahrscheinlich gehalten, dass sich ein infizierter Kanalarbeiter genau jetzt und genau in diesem Abschnitt der Kanalisation befinden könnte. Doch das Erlebte beeinflusste mein logisches Denken und sorgte dafür, dass mein Verstand aussetzte und mir die unglaublichsten Bilder vor Augen führte.
    Ich schüttelte heftig meinen Kopf hin und her, als ob ich diese Vorstellungen aus meinem Schädel verbannen wollte. Plötzlich hörte ich wieder das merkwürdige, quietschende Geräusch. Nun kam es von oben. Egal was es war, es schien mich zu verfolgen und klebte regelrecht an meinen Fersen.
    Ich ließ bereits etwa drei weitere Luken hinter mir. Vielleicht waren es auch mehr, auf eine präzise Zählung legte ich keinen großen Wert. Ich wusste jedoch, dass ich mich mit jedem Schritt meinem Ziel näherte. Die Richtung, die ich eingeschlagen hatte, musste also stimmen.
    Die Stimmen der Belagerer waren erst nur leise zu hören, doch bereits nach mehreren Minuten wurden sie lauter und waren spürbar nahe, so dass ich kurz mit dem Gedanken spielte, einfach umzudrehen und zurück zu laufen.
    In Gedanken schimpfte ich mich aus und forderte mich auf, mich zusammenzureißen. Mein Blick richtete sich nach oben und ich inspizierte die Luke, die sich über meinen Kopf befand, umso genauer. Wenn mich mein Gefühl nicht täuschte, dann befand ich mich genau unter ihnen.
    Die hellen Lichtstrahlen flackerten durch die kleinen, runden Öffnungen an der Luke. Die Löcher, die normalerweise dem Abfluss des Regenwassers dienten, erlaubten mir jetzt einen kurzen, wenn auch undeutlichen Blick nach draußen.
    Die Ursache für das Lichtspiel war eindeutig. Es waren die Belagerer, die an der Luke herumspazierten und die Löcher mit ihren Füßen zu und wieder aufdeckten.
    Mein Erscheinen blieb von ihnen nicht unbemerkt. Ich wusste nicht genau, woran es lag. Entweder war es die Lautstärke meiner Schritte oder aber nur der Geruch meines Fleisches. Ihr Verhalten veränderte sich sichtlich. Das nervöse Treiben um die Luke verstärkte sich und das Gestöhne wurde lauter. Wenn ich mich nicht ganz täuschte, schubsten sie sich sogar gegenseitig zur Seite, um so näher an die Luke zu gelangen.
    Doch weiter kamen sie nicht. Ihr Verstand war durch die Infektion so beeinträchtigt, dass sie keinen logischen Rückschlüsse ziehen konnte. Sie schnaubten nur gierig vor sich hin.
    Das kam mir zugute. Bisher fühlte ich mich in dieser Unterwelt sicher und das sollte auch so bleiben. Auf einen Besuch von oben konnte ich verzichten.
    Die Hälfte meines Weges hatte ich hinter mir. Der Abflussschacht, der zur Radiostation führte konnte nicht mehr weit entfernt sein. Es schauderte mich, als ich mir vorstellte, dass die hungrige Horde sich gerade genau über meinem Kopf befand. Nicht einmal zwei Meter Luftlinie trennten mich von ihnen.
    Zögernd setzte ich meinen Weg fort. Hinter mir vernahm ich ein leises, plätscherndes Geräusch. Meine Nackenhaare sträubten sich zu Berge, ich drehte mich um und blickte nach hinten. Obwohl sich meine Augen bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich nichts. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging ich weiter.
    Meine rechte Hand lag immer noch griffbereit auf
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