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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2
Autoren: Alexander Fleming
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Augenblick spontan entscheiden, aber das bin ich als Unfallchirurg gewöhnt. Nun wie man sieht, hat mich mein Gefühl auch diesmal nicht getäuscht. All die anderen, die mich geschubst und angerempelt haben, nur um ihre eigene Haut zu retten, stehen nun da draußen und starren gierig das Gebäude an. Ich dagegen bin weiterhin bei vollem Verstand und lebe.“
    Der kleine Funken Schadenfreude in seiner Stimme wurde vom niemanden in der Runde negativ aufgenommen. In diesen Tagen war jeder Ausdruck von Freude eine willkommene Abwechslung und ich empfand es gar als einen Segen.
    Ich öffnete meinen Rucksack, holte den Erste Hilfe Kasten, den ich im Militärfahzeug gefunden hatte, heraus und reichte ihn an den freundlich aussehenden Arzt. Mit sichtlicher Dankbarkeit nahm er meine kleine Aufmerksamkeit entgegen und versprach, dessen Inhalt jedem zugute kommen zu lassen, der es benötigte.
    Nikolai konnte mit diesem medizinischen Zeug mehr anfangen als ich.
    ***
    Die ersten Stunden in der Gesellschaft anderer Überlebender verbrachte ich damit, mich quer durch unser Versteck führen zu lassen. Ihre Situation hatte ich mir viel schlimmer vorgestellt. Somit betrachtete ich meine heldenhafte Rettungsaktion als gescheitert. Die einzige Person, die ich damit rettete, war mich selbst. Vorerst zumindest.
    In der anfänglich vorherrschenden Euphorie war mir durchaus bewusst, dass auch dieses Gebäude uns keinen dauerhaften Schutz bieten konnte. Zwar war der Vorrat an Proviant und Wasser mehr als reichlich, doch auch dieser würde früher oder später zur Neige gehen.
    „ Das haben wir alles mit dem Aufzug nach oben transportiert. Alles, was essbar oder trinkbar ist, befindet sich in unserem Besitz.“ Marias Stimme klang stolz und aufgebracht zugleich, als sie mit ihrem Zeigefinger in den offenen Raum zeigte, der bis zur Decke mit Kisten, Flaschen und diversen anderen Kartonagen zugestellt war.
    Aus allen Fenstern des Obergeschosses bot sich der gleiche Anblick. Von dort aus konnte ich das volle Ausmaß des Schlamassels, in dem wir uns befanden, erkennen. Ein Meer aus hungrigen, stöhnenden Untoten breitete sich aus und wir waren die Schiffbrüchigen, die darauf trieben.
    Seit dem Ausbruch war es die erste Nacht in der ich ruhig schlafen konnte. Den modernen doppelverglasten Fenstern verdankten wir es, dass die Stimmen der Belagerer nicht in voller Stärke zu hören waren und unseren Schlaf störten. Das Schnarchen der beiden Soldaten mussten wir jedoch in Kauf nehmen. Nichtsdestotrotz schlief ich wie ein Baby.
     
     

Tag 8 - Der erste Tag in der Zivilisation
    N ach einem ausgiebigen Erholungsschlaf musste ich mich weder um die Sicherung meiner Position noch um das Frühstück kümmern, denn der Tisch wurde bereits von Maria gedeckt. Sie war die fürsorgliche Seele unseres zusammengeworfenen Haufens. Es gab Rührei und Schwarzbrot mit einem Stück saftiger Butter oben drauf. Maria achtete genau darauf, dass jeder die gleiche Portion bekam. Das Essen war zwar kein Gaumenschmaus, jedoch viel mehr als ich erwartet hatte.
    Bis in den späten Nachmittag wurden mir die weiteren Einzelheiten unseres Verstecks erklärt und die uns verbleibenden Möglichkeiten aufgezeigt. Ich war innerlich froh darüber, dass diese Menschen mir so viel Vertrauen schenkten, da ich nicht wusste, ob ich an ihrer Stelle einem Fremden ebenso offen gewesen wäre.
    Im Besitz der Gruppe befanden sich insgesamt fünf Kalaschnikow Gewehre (mein Gewehr und die der beiden Soldaten inbegriffen). Eine Holzkiste, die wahrscheinlich noch zu den Zeiten der Sowjetunion hergestellt wurde, beherbergte etwa 350 Patronen der M43-er Munition. Im Hinblick auf die Anzahl unserer Feinde war dies eine sehr überschaubare Menge. Zum Überleben zu wenig und zum Sterben zu viel.
    Ein Versuch quer durch die hungrige Meute zu flüchten, wäre sinnlos und selbstmörderisch gewesen. Für den Fall, dass wir aus der Station flüchten mussten, war die Kanalisation unsere einzige Möglichkeit.
    Die kurze Ruhepause kam mir vor wie ein Erholungsurlaub. Die Abgeschiedenheit im obersten Stockwerk gab mir Sicherheit und Geborgenheit. Nicht mehr täglich mit der Angst aufzuwachen, von den Infizierten entdeckt und gebissen zu werden, verlieh mir neue Hoffnung. Doch die neugewonnene Freude war nicht von langer Dauer.
    Nach dem Rundgang befand ich mich mit Maria und den beiden Soldaten Georgi und Zeff auf dem Flachdach des Gebäudes. Etwa ein Zehntel der Fläche war mit Gefäßen, Eimern oder festen
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