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Die Epidemie - Teil 2

Die Epidemie - Teil 2

Titel: Die Epidemie - Teil 2
Autoren: Alexander Fleming
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Soldat richtete sich mit einem gequälten Seufzer auf und nahm seine schussbereite Waffe in die rechte Hand. Georgi löste in der Zwischenzeit den Verschluss und schob die Tür behutsam nach außen.
    Es war Hochsommer und die Sonne kam bereits sehr früh am Horizont zum Vorschein. Die ersten, Sonnenstrahlen leuchteten genau vor uns auf und trieben die schützende Dunkelheit hinfort.
    Unter anderen Umständen wäre ein Sonnenaufgang zu dieser Stunde sicherlich ein atemberaubender Anblick gewesen, doch jetzt blendete er unsere Augen, die noch an die Dunkelheit in der Garage gewöhnt waren. Sie tränten furchtbar und wir sahen alles nur noch verschwommen. Georgi machte den ersten Schritt nach draußen.
    „ Sie sind weg, doch wir sollten trotzdem auf der Hut sein und uns nicht zu weit von hier entfernen. Eine weitere Horde kann sich hinter der nächsten Ecke aufhalten und nur darauf warten, dass wir ihnen in die Klauen laufen.“ Georgi hatte Recht und ich bestätigte seine Aussage mit einem kurzen „aha“.
    Ich säuberte meine Augen mit dem Ärmel von den störenden Tränen und ging ebenfalls an die frische Luft. Der Sauerstoff tat meinem Körper gut und benebelte für einen Sekundenbruchteil meine Sinne wie eine schwache Droge.
    Plötzlich hörten wir ein aufgeregtes Schreien. Es war Nikolai. Er kreischte auf einmal wie eine Frau.
    „ Grundgütiger“, stieß er laut von sich.
    „ Hilfe!“, schrie Maria kurz darauf und sprang wie von einer unsichtbaren Peitsche getrieben aus unserem Versteck ins Freie hinaus.
    Dann erinnerte ich mich. Außer Georgi und mir wusste immer noch keiner, dass in der Garage ein infizierter Selbstmörder an einem Strick hing. Wir waren so durch die streunenden Gruppe abgelenkt, dass wir vergaßen, unsere Freunde über den Mitbewohner und vermutlich den früheren Eigentümer der Garage zu informieren.
    Maria rannte zu mir und versteckte sich hinter meinem Rücken. Als mir der Grund für die Hysterie einleuchtete, fühlte ich mich schuldig. Wir hatten den beiden älteren Personen unserer Gruppe, die es ohnehin in dieser Zeit nicht einfach hatten, einen gehörigen Schrecken eingejagt.
    Der Schock saß tief und Maria zitterte am ganzen Leib. Umso überraschter war sie, als sie meine gelassene Reaktion auf das Ereignis bemerkte. Zeff dagegen, der die Anwesenheit des Gehängten ebenfalls erst jetzt mitbekam, machte große Augen und zielte mit seiner Waffe auf den Infizierten. Blitzartig reagierte Georgi auf die die Bewegung seines Kameraden und umklammerte den Lauf seines Gewehres mit der Handfläche.
    „ Was hast du vor? Willst du unseren Standort preisgeben, um ihn zur Strecke zu bringen?“. Mit einer ruckartigen Bewegung stieß er das Gewehr nach unten in Richtung Boden und warf Zeff einen bösen Blick zu. „Von ihm geht keinerlei Gefahr aus, sieh ihn dir doch nur an!“. Zeff war von dem Verhalten seines Gegenübers so überrascht, dass er keinen Ton des Protestes aus seinem Mund herausbekam. Er stand nur da und schaute seinem Freund hinterher, wie er ohne Angst vor dem Infizierten wieder die Garage betrat.
    Der Mann baumelte an seinem selbstgebastelten Strick und schaute mit leerem Blick zu uns herüber. Als er Georgi näher kommen sah, bewegte er sich etwas und konzentrierte sich nun auf ihn. Erstaunlicherweise verhielt er sich sehr ruhig und machte keine wilden Anstalten, sich aus seiner Falle zu befreien und den Neuankömmling zu ergreifen. Keiner von uns konnte sich dieses Verhalten erklären, doch wir waren froh darüber. Das ruhige Verhalten des Selbstmörders war auch der Grund dafür, dass er erst so spät von den anderen bemerkt wurde.
    Georgi blieb einen Schritt vor dem Infizierten stehen und sah ihm direkt in die Augen. Wir hielten den Atem an und beobachteten gespannt das Geschehen. Der Soldat schulterte seine Waffe, ballte die Fäuste zusammen und versetzte dem Schutzlosen einen kräftigen Faustschlag in die Magengrube.
    Noch vor ein paar Tagen hätte ihm diese Tat eine sichere Klage und womöglich einen Ausschluss aus dem Dienst eingebracht, doch jetzt blieb der Gewaltausbruch unbestraft. Das Gegenteil war der Fall. Ich blickte in die Runde und sah zustimmende Gesichtsausdrücke. Sogar Maria schaute mit einem anklagenden Blick in das Innere der Garage hinein. Doch die Wut, die aus ihren Augen sprach galt nicht Georgi, sondern dem Fremden, der nun von der Wucht des Schlages hin und her baumelte.
    Ich gönnte Georgi den kleinen Wutausbruch.
    Durch die Schläge baute er
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