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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Autoren: C.H.Beck
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Experten betrieben werden, die (auch) naturwissenschaftlich ausgebildet sind. Diese Grundlage schafft das Verständnis für die Prozesse und die Vielfalt von Natur. Landschaftswissenschaftlersollten Tier- und vor allem Pflanzenarten identifizieren können und mit Grundlagen der Bodenkunde vertraut sein.
    Jede Zielgruppe wird in diesem Buch möglicherweise nach anderen Inhalten suchen. Vor allem geht es um die Herstellung der Zusammenhänge von Landschaft, und zwar in Raum und Zeit
(Abb. 1–4)
.
    Für Geographen ist es wichtig, ihre Untersuchungsergebnisse im Raum mit historischen Evidenzen in Beziehung zu setzen; Gleiches gilt für Ökologen oder Biologen. Historiker und Vertreter anderer historischer Fächer wie zum Beispiel der Vor- und Frühgeschichte müssen die zeitlichen Entwicklungen, die sie in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen, um den räumlichen Bezug ergänzen, um ihre Disziplin zu einer Landschaftswissenschaft werden zu lassen. Für Land- und Forstwirte, auch für Vertreter des Faches Volkswirtschaftslehre sind landschaftswissenschaftliche Resultate deshalb wichtig, weil sie auf die Grundlagen des Wirtschaftens im Raum verweisen und außerdem aufzeigen können, wie es sich im Lauf der Zeit entwickelte und veränderte. Dabei ist zu bedenken, dass das Wirtschaften in der heutigen Zeit und in der Zukunft durch frühere Tätigkeit im Raum erheblich beeinflusst sein kann, etwa durch zeitweilige Übernutzung, Umnutzung oder Aufgabe von Wirtschaftsräumen.
    Landschaftswissenschaft kann noch eine weitere sehr wichtige Aufgabe für Land- und Forstwirtschaft erfüllen: Mit ihren Grundlagen lässt sich die Tätigkeit des in der Landschaft wirtschaftenden Menschen besser und klarer kommunizieren. Diese Aufgabe wird immer wichtiger in einer Zeit, in der nur noch sehr wenige Menschen einen unmittelbaren Bezug zu Land- und Forstwirtschaft haben und meinen, dass sich moderne Formen der Landnutzung immer weiter «von der Natur» entfernen, obwohl Land- und Forstwirte weiterhin davon überzeugt sind, dass sie «mit der Natur» produzieren. Ohne begriffliche Klärungen kann es auf dieser Basis nicht zu einem Dialog zwischen Landnutzern, deren Kunden und deren Gegnern kommen; denn alle Beteiligten gehen von unterschiedlichen Natur- und Landschaftsbegriffenaus. Die Landschaftswissenschaft kann hier entscheidend zur begrifflichen Klärung beitragen.
    Abb. 1-4 In der Landschaft werden räumliche und zeitliche Komponenten deutlich, die miteinander zu verknüpfen sind.
    Für Philologen, und darunter wohl vor allem Kunsthistoriker, mag von Interesse sein, wie die Realität im Bild, das der Künstler auf der Leinwand entstehen lässt, gespiegelt wird. Landschaftswissenschaft ist eine Basis für Architektur, Raumplanung, Landschaftsplanung und -architektur. Planer sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie in einem Raum agieren, der durch zahlreiche natürliche Gegebenheiten und sehr lange währende Gestaltung des Menschen geprägt ist. Sie dürfen nicht nur auf andere planerische Größen (z.B. Bevölkerungsentwicklung) oder auf künstlerische Aspekte ihrer Tätigkeit Rücksicht nehmen, sondern sollten auch die besonderen Gegebenheiten eines Raumes kennen, wie sie von der Landschaftswissenschaft erschlossen werden.
    Denkbar sind zahlreiche weitere Fächer, die an Landschaftswissenschaft interessiert sein könnten, etwa Soziologie, Philosophie oder Politikwissenschaften. Denn die Landschaftswissenschaft eröffnet einen neuen Blick auf das Verhältnis von Menschen zu ihrer Umwelt. Diese ist nicht nur als Natur zu verstehen, sondern als Landschaft, die von mannigfaltigen Zusammenhängen zwischen Natur und Kultur sowie dazu gehörenden Reflexionen und Interpretationen geprägt ist.
Bedeutung von Landschaftswissenschaft
    Landschaftswissenschaft ist ein junges und daher noch wenig entwickeltes Fachgebiet. Sie entspricht nicht genau einem der bislang bekannten Fächer, etwa der Geographie, der Ökologie oder der Kunstgeschichte, sondern es geht bei ihr immer um die Synthese, auch um die Kombination von Wissen aus verschiedenen Fächern.
    Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Landschaft, wie sie in diesem Buch vorgestellt wird, beginnt in einer Zeit, in der die Zahl der Menschen abnimmt, die unmittelbar etwas mit der Entstehung von Strukturen in der Landschaft zu tun hat. Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Situation völlig anders: Damals arbeiteten die meisten Menschen direkt mit und innerhalb der Landschaft, wie wir
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