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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Autoren: C.H.Beck
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heute im Rückblick sagen würden, und zwar in der Land- oder Forstwirtschaft. Dabei standen stets ihre Tätigkeit und Arbeit im Mittelpunkt, vor allem die Produktion von Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern. Heute braucht man einen anderen, neuen Zugang zu Landschaft, der eher von Ästhetik oder auch einer wissenschaftlichen Analyse und Synthese geprägt ist, auf deren Grundlage man Landschaft erklären kann. Dabei lässt sich Verständnis für das Handeln einzelner Akteure im Raum wecken, unter anderem für das der Land- und Forstwirte sowie der Planer von Siedlungen, Fabrikanlagen und Verkehrswegen. Immer mehr Menschen wollen bei solchen Planungen mitreden. Das setzt aber voraus, dass sie darüber informiert sind, was in «ihrer» Landschaft geschieht.

  3 Methoden
Analyse und Synthese
    Zentrales Anliegen der Landschaftswissenschaft ist die Synthese, die Herstellung von Zusammenhängen in einer Landschaft. Voraussetzung für die Synthese sind Analysen einzelner Komponenten, die zu einer Gesamtdarstellung zusammengeführt werden. Einzelne Komponenten von Landschaft werden mit sehr vielen verschiedenen Methoden untersucht, die in unterschiedlichen Feldern der Natur- oder Kulturwissenschaften entwickelt wurden. Der Einteilung in natur- und kulturwissenschaftliche Methoden zu folgen ist nur eine von mehreren Möglichkeiten. Eine andere, die hier gewählt werden soll, geht von einer anderen Zuordnung dieser Methoden aus: Einige davon führen zu einer Momentaufnahme oder einem Tableau eines derzeitigen bzw. früheren Zustandes. Sie haben objektive Ergebnisse oder führen zu Interpretationen, die als subjektiv, intersubjektiv, normativ oder abstrakt bezeichnet werden können. Andere Methoden sind von denjenigen abzusetzen, die zur Erfassung von Tableaus führen; mit ihnen lässt sich kein Zustand, sondern die Entwicklung eines Raumes im Lauf der Zeit charakterisieren
(Tab. 3–1)
. Hier sollen die einzelnen Analysemethoden nicht detailliert beschrieben werden; vielmehr wird gezeigt, wie die Methoden einzelner Fächer zusammenwirken können, um Landschaft so facettenreich wie möglich darzustellen.
    Tab. 3-1 Die Synthese der Landschaft ergibt sich aus der Betrachtung von Tableaus und Zeitreihen.
Der «Totaleindruck einer Gegend»
    Wer eine Landschaft betrachtet, empfängt den «Totaleindruck einer Gegend» im Sinne Alexander von Humboldts und beginnt dabei unmittelbar, Grundlagen für eine Synthese zu entwickeln, ohne schon genaue Analysen durchgeführt zu haben. Mit wissenschaftlichem Hintergrundwissen, das etwa aus der Literatur oder aus der Betrachtung vergleichbarer Landschaften stammt, lässt sich rasch ein vorläufiger Eindruck von einer Landschaft gewinnen, indem man sie mit anderen, ähnlichen Landschaften vergleicht. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Trotz großer Erfahrung bei der Beurteilung von Landschaften sind Fehler möglich, die in eine völlig falsche Richtung weisen.
    Viele Analysen, die sich daran anschließen, werden auf der Grundlage von Hypothesen entwickelt, die sich vom vorläufigen Eindruck der Landschaft ableiten. Die nachfolgenden Analysen können mit der Betrachtung von physischen Eigenschaften als materiellen Fakten beginnen, etwa mit der Analyse des Reliefs oder der Betrachtung unterschiedlicher Meereshöhen des Geländes, besonders im Verhältnis zu Wasserläufen und zu deren Charakter. Andere Diagnosen setzen mit einem Blick auf die Verteilungder Siedlungen ein oder mit der Erfassung der Vegetation. Mit all diesen Ansätzen gelingt es einem geschulten Experten, relativ rasch eine vorläufige Bewertung einer Landschaft vorzunehmen.
    Das Gesehene lässt sich mit einer Landkarte vergleichen. Daraus erschließen sich viele Zusammenhänge zwischen Einzelheiten, die man vor sich sieht. Wie wir schon gesehen haben, muss man aber zwischen dem materiell Vorliegenden und der abstrakten Landkarte unterscheiden, auf deren Bild Interpretationen und Konventionen Einfluss genommen haben. In jeder Landkarte sind Generalisierungen und Abstraktionen eingetragen: Nicht jede Wegbiegung, nicht jeder Graben und nicht jeder einzelne Baum können darin detailgetreu übernommen sein; Grenzen zwischen Wald und Offenland, einer Siedlung und ihrer Umgebung oder Wasser und Land sind als abstrakte Linien eingetragen, die dem objektiven Befund in der konkreten Landschaft nicht unbedingt entsprechen. Objektiv sind hingegen die topographischen Koordinaten, die man einer Karte entnehmen kann.
Analysen in
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