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Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft

Titel: Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
Autoren: C.H.Beck
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aktueller Landschaft: Tableaus aus der Gegenwart
    In einer groben Orientierung über die Landschaft stellt man einen Zusammenhang zwischen dem Gesehenen und der interpretierten Landkarte her. Erst im Anschluss daran wird man in eine genauere Analyse der Landschaft einsteigen. Sie kann auf unterschiedliche Weise erfolgen, je nach dem fachlichen Schwerpunkt des Untersuchenden. Es wird dabei nicht der Anspruch erhoben, zuerst alle Details einer Landschaft kennen zu müssen, bevor man sie genauer beschreiben kann. Jede Form der Detailuntersuchung kann zu neuen Fakten und Facetten führen, die das Bild einer Landschaft mit Details anreichern. Der «Totaleindruck einer Gegend», der sich dem Betrachter schon von Anfang an erschließt, wird dadurch immer facettenreicher. Jede Einzelanalyse sollte zu diesem Totaleindruck der Gegend in Beziehung gesetzt werden.
    Abb. 3-1 Bodenprofil eines Podsols, der sich unter Heidelandschaften ausbildet.
    Das im Untergrund oder an Felswänden erkennbare Gestein lässt sich mit Methoden der Geologie untersuchen. [25] Dabei kommen unterschiedliche physikalische und chemische Methoden zum Einsatz. Sehr wichtig für die Ausprägung einer Landschaft ist die Analyse des Bodens. [26] Dabei geht es beispielsweise um Feststellungen, wie tiefgründig ein Boden ist und wie Feuchtigkeit, Humus- und Mineralstoffe darin verteilt sind. Ausschlaggebend für die bodenkundliche Analyse ist das Bodenprofil, das man an einem Aufschluss sichtbar macht
(Abb. 3–1)
. Die Analyse eines Bodenprofils, die durch physikalische und chemische Diagnostik ergänzt werden kann, führt zur Erkennung eines Bodentyps, der nach bodenkundlicher Systematik bestimmt wird. Böden entwickeln sich in Abhängigkeit von den darunterliegenden Gesteinen, dem Klima und den Lebewesen, die auf ihnen und in ihnen leben, vor allem von der Vegetation, die Wasser und Mineralstoffe aus dem Boden bezieht.
    Die Vegetation entwickelt sich in einer unmittelbaren Wechselbeziehung mit dem Boden. Je nach dem Klima, dem Mineralstoff-, Feuchtigkeits- und Kalkgehalt des Bodens stellt sich eine jeweils andere Vegetation ein. [27] Sie ist ferner entscheidend vom menschlichen Einfluss abhängig. Die Vegetation kann mit den Methoden der Pflanzensoziologie untersucht werden: Auf der Fläche, die man für eine Vegetationsaufnahme ausgewählt hat, werden alle vorkommenden Pflanzenarten namentlich erfasst. Anschließend schätzt man die Häufigkeiten der einzelnen Pflanzenarten ab. Die Ergebnisse von Vegetationsaufnahmen lassen sich in das System der Pflanzengesellschaften einordnen, die sich als Typen in Abhängigkeit von Klima, Boden und menschlichem Einfluss ausbilden.
    Ergänzend kann man die Fauna erfassen. Tiere sind auf bestimmte Nahrungspflanzen und bestimmte Strukturen der Landschaft angewiesen; die Analyse der Tierwelt führt häufig zu wichtigen Hinweisen bezüglich einer konkreten Landschaft, doch ist sie für die Landschaftsanalyse weniger entscheidend als die Analyse von Böden und Vegetation. Das hängt mit der Mobilität von Tierarten zusammen, die nicht fest an einen Standort gebunden sind, sondern sich von Standort zu Standort bewegen können. Betrachtungen dieser Bewegungen lassen Zusammenhänge zwischen verschiedenen Standorten deutlich werden. [28]
    Der Umgang mit Klimaparametern ist kompliziert. Denn dazu benötigt man langjährige Mittelwerte zu Temperaturen, Niederschlagsmengen oder der Sonneneinstrahlung, zur durchschnittlichen Dauer der Vegetationsperiode, zur Kontinentalität oder Frosthäufigkeit in einer Landschaft. Extremwerte können ebenso entscheidend sein: Einzelne Pflanzen- oder Tierarten könnten nach den durchschnittlichen klimatischen Parametern durchaus in vielen Gegenden leben, kommen dort aber dennoch nicht vor, weil es erst vor kurzer Zeit ein extremes Witterungsereignis gegeben hat. Dies kann ein nur ganz kurzfristiger heftiger Frosteinbruch gewesen sein, oder einige extrem trockene Tage haben zahlreiche Pflanzen vertrocknen lassen. Für viele Zwecke sind die in Tabellen enthaltenen Klimawerte zu grob. Für die Ausprägungvon Vegetation und Landschaft sind Durchschnittswerte des Klimas weniger entscheidend als der jahreszeitliche Gang von Temperatur und Niederschlagsmengen. Angaben dazu sind in sehr gut aufbereiteter Form übersichtlichen Klimadiagrammen zu entnehmen
(Abb. 3–2)
. [29]
    Abb. 3-2 Klimadiagramm von München (nach Walter/Lieth 1960–67).
    Wichtig für die Ausprägung von Vegetation und
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