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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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…«
    »Ich will euch hier nicht wiedersehen!« Eichinger drehte sich ebenfalls um und ging auf den Hauseingang zu.
    »Ich weiß, wem die Nummer gehört«, rief Hogart ihnen nach.
    Augenblicklich drehten sich die Beamten um.
    »Verarsch mich nicht, Hog.« Garek strich sich das fettige Haar aus der Stirn.
    »Die Nummer gehört einem von Ostrovskys Bekannten, einem ehemaligen Studenten. Mittlerweile arbeitet er als Chiropraktiker, und manchmal treffen sie sich, um über alte Zeiten zu plaudern.« Hogart wandte sich an seinen Bruder. »Du hast doch am Samstag öfter versucht, Ostrovsky zu erreichen, weil ihr euch wieder mal verabreden wolltet, oder?«
    Kurt starrte die Beamten perplex an. »Ja, habe ich.«
    »Wie lautet Ihre Telefonnummer?«, fragte Garek.
    Kurt nannte die Nummer seines Festnetzanschlusses.
    Garek wandte sich dem jungen Beamten zu. Dieser nickte kurz.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, bekommen wir bis heute Abend noch ein Geständnis.«
    Eichinger ging langsam auf Hogarts Bruder zu.
    Kurts Augen wurden groß. Zorn funkelte in seinen Pupillen. Hogart ahnte, dass er ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre - doch wozu die zahlreichen Anrufe abstreiten, mit denen Kurt versucht hatte, Ostrovsky zu erreichen? Die Kripo wäre spätestens in zwei Stunden vor Kurts Praxis gestanden, um ihn mit aufs Revier zu schleppen.
    »Wir sehen uns heute Abend um 18.00 Uhr auf dem Posten in der Landstraße 148a, dritter Stock, Zimmer 318«, erklärte Eichinger. »Im Moment nimmt der Beamte nur Ihre Personaldaten auf.«
    »Aber ich …«, protestierte Kurt.
    »Warum verhört ihr ihn nicht gleich hier und jetzt?«, fiel Hogart seinem Bruder ins Wort.
    »Hog, seit der Morgenausgabe der Zeitungen werden wir mit Hunderten telefonischen Hinweisen belagert, die wir der Reihe nach durchackern müssen.« Garek rieb sich die Augen. »Was, glaubst du, machen wir hier?«
    »Wir sind jetzt hier, ein kurzes Gespräch, in fünfzehn Minuten ist alles erledigt«, schlug Hogart vor.
    Eichinger und Garek warfen sich einen Blick zu. »Bringen wir es hinter uns«, seufzte Garek.
    »Und du bleibst hinter der Absperrung.« Eichinger deutete zur Straße.
    »Alles klar. Ich warte im Wagen.« Hogart ging den Kiesweg zum Gartentor zurück, während die Beamten seinen Bruder umringten. Im Prinzip war es Hogart gleichgültig, was Kurt ihnen erzählte, solange er sie eine Viertelstunde beschäftigte und mit keinem Wort das Videoband erwähnte.
    Bei seinem Skoda angekommen, ließ er den Wagen mit dem Funkschlüssel einmal aufpiepen. Dann öffnete er die Fahrertür, um sie im nächsten Moment wieder geräuschvoll zuzuschlagen. Während er gebückt neben den Hecken entlang des Gartenzauns zur Rückseite des Grundstücks lief, wählte er mit dem Handy die Nummer von Helmut Rast, dem Geschäftsführer von Medeen & Lloyd.
    Die Mitarbeiter dieses Versicherungsriesen schlossen keine gewöhnlichen Haushaltspolicen ab, sondern versicherten Millionenwerte: Rennpferde, Diamanten, Oldtimer, barocke Gemälde, Güterzüge, Fluglinien und Öltankerflotten. Dazu offerierte das Unternehmen Serviceleistungen, deren Liste länger war als das Wiener Branchenverzeichnis.
    Wie nicht anders zu erwarten, war Rasts Nummer besetzt. Die Sekretärin stellte Hogart zum Außendienstleiter durch, dessen Bekanntschaft er bereits letztes Jahr gemacht hatte, als er für die Versicherung wegen eines verzwickten Falls nach Prag geflogen war.
    »Herr Hogart«, begrüßte ihn Kohlschmied mit einem Ton, der eine Spur zu freundlich war. »Wir warten seit einer geschlagenen Stunde auf Sie.« Kohlschmied schien sich kein bisschen verändert zu haben. Hogart sah ihn förmlich vor sich: Einen Meter sechzig groß, im schicken Anzug, mit reichlich Pomade im Haar und dem zynischen Lächeln eines Kredithais, dem soeben das Geschäft seines Lebens durch die Lappen gegangen war.
    »Mir ist etwas dazwischengekommen, worüber ich am Telefon nicht reden kann«, keuchte Hogart.
    »Der Sachschaden in der Wiener Gebietskrankenkasse wird auf mindestens sieben Millionen Euro geschätzt, abgesehen vom Datenverlust, der bisher noch nicht absehbar ist«, sagte Kohlschmied, den Hogarts Ausreden, wie es schien, nicht im Geringsten interessierten. »In einer Klausel der Versicherungspolice ist festgehalten, dass wir die Versicherungssumme im Falle eines Brandes binnen sieben Tagen zu zahlen haben, es sei denn, wir können Beweise für eine Brandstiftung vorlegen.«
    Mittlerweile hatte Hogart das Ende des
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