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Die Engelsmuehle

Die Engelsmuehle

Titel: Die Engelsmuehle
Autoren: Andreas Gruber
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Grundstücks erreicht. Hier endete die Zivilisation. Die schmale Waldorfgasse führte mit zahlreichen Serpentinen durch den Wald zur Spitze des Kahlenbergs hinauf. Jenseits der Hecken und des Gartenzauns sah Hogart die von Efeu umrankte Rückseite von Ostrovskys Villa. In der Nacht lag dieser Fleck wegen der schlechten Straßenbeleuchtung völlig im Dunkeln - ideal, um unbemerkt ins Haus einzudringen. Irgendwo würde auch er eine Stelle finden, um über den Zaun zu gelangen. Hogart schlich entlang der Heckenreihe querfeldein.
    »Die Zeit drängt. Wenn Sie den Fall nicht übernehmen, müssen wir einen anderen Versicherungsdetektiv beauftragen.« Mittlerweile klang Kohlschmieds Stimme alles andere als entspannt. Der Mann hatte einfach keine Nerven.
    »Das ist nicht nötig«, flüsterte Hogart, während er über die Wurzeln zwischen den Sträuchern hinwegstieg. »Ich habe bereits mit den Recherchen begonnen.«
    »Und die Rahmenbedingungen?«
    »Das übliche Standardmodell für externe Berater«, schlug Hogart vor. »Eine Pauschale von achthundert Euro pro Tag, zuzüglich Tagesdiäten und eventuellem Wochenendzuschlag, sowie eine Akontozahlung über eintausend Euro. Meine Kontonummer kennen Sie. Kosten für Leihwagen und Unterkunft übernimmt, falls nötig, die Versicherung.«
    Kohlschmied schwieg eine Weile. »Es ist ziemlich unorthodox, diese Dinge am Telefon zu besprechen. Aber von Ihnen war ja nichts anderes zu erwarten.« Es klang nicht wie ein Kompliment.
    Hogart erreichte ein Gartentor, das den Wald mit Ostrovskys Grundstück verband. Ein Privatzugang. Wie vermutet, hatte jemand die Tür gewaltsam aufgebrochen. Auf dem Metallgriff und dem Schloss haftete der weiße Staub, mit dem die Kripo nach Fingerabdrücken gesucht hatte. Hogart schob das Tor mit dem Fuß auf.
    »Im Erfolgsfall beträgt mein Honorar zwei Promille der Versicherungssumme.«
    »Warum flüstern Sie?«
    »Zwei Promille der Versicherungssumme!«, wiederholte Hogart. Kohlschmied seufzte. »Ist mir bekannt.«
    »Falls Sie damit einverstanden sind, faxen Sie mir den Vertrag zu und ich retourniere Ihnen ein unterschriebenes Exemplar.« Hogart schlich über die Wiese zum Haus. »Aber streichen Sie den Absatz mit der Konkurrenzklausel.« Hogart hatte noch nie andere Verträge akzeptiert. Andernfalls konnte er nicht für mehrere Versicherungen gleichzeitig tätig werden, und als Freelancer suchte er sich gern die Aufträge aus, die er übernehmen wollte. Was keine Chance auf Erfolg hatte, war uninteressant.
    »Wenn Sie nicht schon ein paar Mal gewinnbringend für uns gearbeitet hätten, würde ich dieses Gespräch auf der Stelle beenden«, sagte Kohlschmied. »Aber ich bin einverstanden. Sofern es Brandstiftung war, brauchen wir spätestens Donnerstagabend die Beweise.«
    »Kein Problem.«
    »Kein Problem?«, echote Kohlschmied. »Ich darf Sie daran erinnernt dass Sie einen Ruf in der Branche zu verlieren haben, falls Sie …«
    »Kein Problem!« Dieser Bürohengst brauchte ihm nicht zu sagen, wie er einen Auftrag durchzuführen hatte.
    Hogart stand an der Hausmauer neben der Veranda. Er sah ziemlich plumpe Schuhabdrücke, die in den Blumenbeeten rund ums Haus führten. In der Erde steckten die Tafeln, mit denen die Beamten die Beweise nummeriert hatten. Versteckt hinter einem Busch bemerkte er eine eingeschlagene Fensterscheibe.
    »Verlassen Sie sich auf mich.« Hogart sah sich auf der Terrasse um. Auch auf dem Glas und der Türklinke der Terrassentür klebte das weiße Puder. Die Tür stand offen. Er wollte sich bereits die Schuhe ausziehen, um in Socken das Haus zu betreten, als er auf einem Beistelltisch neben der Veranda ein Paar Latexhandschuhe und blaue Überzieher für die Schuhe fand.
    »Ich melde mich wieder bei Ihnen«, flüsterte er.
    »Eine Sache noch«, sagte Kohlschmied, bevor Hogart das Gespräch beenden konnte.
    Hogart hielt in der Bewegung inne. Aus dem Haus drangen einige Stimmen auf die Terrasse. Er presste sich an die Mauer.
    »Sie berichten täglich an Frau Domenik, um sie über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden zu halten. Seien Sie ständig über Ihr Handy erreichbar, denn vielleicht müssen wir noch vor Donnerstag einen Bericht an die Gebietskrankenkasse melden.«
    »Einverstanden. Auf Wiederhören.« Frau Domenik konnte ihn gernhaben. Sie würde sich schon bei ihm melden. Hogart schaltete das Handy aus und steckte es in die Hosentasche. Rasch schlüpfte er mit den Schuhen in die Überzieher, zog sich die Latexhandschuhe
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