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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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um sie und wiegte sie zärtlich. Langsam verklangen Ebbas Schreie und gingen in ein Wimmern über. Anna zeigte stumm auf die Kisten, und Patrik, Martin und Gösta starrten die Skelette an, auf die an einigen Stellen Mårtens Blut gespritzt war.
    »Wir müssen euch von hier wegbringen.« Patrik schob Anna und Ebba behutsam zur Tür. Ia folgte ihnen.
    Im Gang sahen sie plötzlich Erica die steile Kellertreppe herunterrennen. Sie nahm zwei Stufen auf einmal, und Anna eilte ihr entgegen. Erst als sie ihr Gesicht an den Hals ihrer großen Schwester schmiegte, flossen die Tränen.
    Oben im Hausflur blinzelten sie ins helle Licht. Anna zitterte immer noch wie wahnsinnig. Erica schaltete blitzschnell und holte Annas Kleider aus dem oberen Stockwerk. Dass sie im Schlafzimmer lagen, ließ sie unkommentiert. Anna wusste auch so, dass sie einiges zu erklären hatte. Nicht zuletzt Dan. Es tat ihr in der Seele weh, ihn derart verletzen zu müssen, aber im Moment hatte sie nicht die Kraft, darüber nachzudenken. Damit würde sie sich später beschäftigen.
    »Ich habe Verstärkung angefordert«, sagte Patrik. Er half Anna und Ebba, sich auf die Steintreppe vor dem Haus zu setzen.
    Ia ließ sich neben Ebba nieder und hielt sie fest umschlungen. Gösta nahm auf der anderen Seite Platz und musterte die beiden. Patrik beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte:
    »Das ist Annelie. Ich erzähle dir später mehr.«
    Gösta sah ihn fragend an. Dann wurde ihm blitzartig alles klar. Er schüttelte den Kopf.
    »Die Handschrift. So hing natürlich alles zusammen.«
    Er wusste, dass ihm etwas entgangen war, als sie die vielen Kartons durchsuchten. Etwas, das er sofort hätte erkennen müssen, als er es sah. Er drehte sich zu Ia um.
    »Fast wäre sie bei uns gelandet, aber sie hatte es auch dort gut, wo sie stattdessen hinkam.« Die anderen begriffen kein Wort von dem, was Gösta sagte.
    »Ich wollte überhaupt nicht darüber nachdenken, wer sich um sie kümmerte. Ich wollte gar nicht an sie denken. Es war am einfachsten so«, sagte Ia.
    »Sie war so niedlich. Wir waren in jenem Sommer ganz verliebt in sie und hätten sie am liebsten behalten, aber wir hatten ein Kind verloren und uns irgendwie damit abgefunden, keine …« Er blickte zur Seite.
    »Ja, sie war niedlich. Ein richtiger kleiner Engel.« Ia lächelte traurig. Ebba betrachtete die beiden verwirrt.
    »Wie sind Sie darauf gekommen?«, fragte Ia.
    »Der Einkaufszettel. Unter Ihren Hinterlassenschaften fand sich eine handgeschriebene Liste. Und dann haben Sie mir die Adresse aufgeschrieben. Die Handschrift war dieselbe.«
    »Würde mir bitte jemand erklären, worum es hier geht?«, sagte Patrik. »Du zum Beispiel, Gösta.«
    »Leon hatte die Idee, dass ich Annelies Pass nehmen sollte«, sagte Ia. »Wir waren zwar einige Jahre auseinander, sahen uns aber ziemlich ähnlich.«
    »Ich verstehe das nicht.« Ebba schüttelte den Kopf.
    Gösta sah ihr in die Augen und dachte an das kleine Mädchen, das in seinem und Maj-Britts Garten herumgerannt war und für immer einen Platz in ihren Herzen hatte. Es war höchste Zeit, dass sie die Antworten bekam, auf die sie schon so lange wartete.
    »Das ist deine Mutter, Ebba. Das ist Inez.«
    Es wurde still. Nur der Wind in den Birken war zu hören.
    »Aber, aber …«, stammelte Ebba. Sie zeigte in Richtung Kellertür. »Wer ist die Frau mit den langen Haaren?«
    »Annelie«, sagte Ia. »Wir hatten beide lange braune Haare.« Sie strich Ebba über die Wange.
    »Warum hast du nie …?« Ebbas Stimme war von dem Gefühlschaos ganz zittrig geworden.
    »Das ist nicht leicht zu beantworten, weil ich es selbst nicht verstehe. Ich musste mir jeden Gedanken an dich verbieten. Sonst hätte ich es nie geschafft, dich zurückzulassen.«
    »Leon ist unterbrochen worden, als er uns erzählen wollte, was damals passiert ist«, sagte Patrik. »Ich glaube, der passende Moment ist gekommen.«
    »Es sieht so aus«, sagte Inez.
    Auf dem Wasser waren nun Boote zu erkennen, die sich der Insel näherten. Gösta begrüßte die Kollegen, die sie ablösen würden. Er selbst wollte endlich wissen, was an diesem Ostersonnabend 1974 passiert war. Er nahm Ebbas eine Hand. Inez nahm die andere.

Valö Ostersonnabend 1974
    W as ist das?« Mit kreidebleichem Gesicht erschien Rune in der Tür zum Esszimmer. Hinter ihm standen Leon und die anderen Jungen: John, Percy, Sebastian und Josef.
    Inez sah sie verwundert an. In ihrer Anwesenheit hatte Rune noch nie die Fassung verloren,
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