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Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Engelmacherin: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Camilla Läckberg
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ihr sollt die Schnauze halten«, sagte er tonlos.
    Inez war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Wie viel Zeit hatten sie noch? Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ohnmächtig darauf zu warten, dass sie der Reihe nach abgeschlachtet wurden.
    Als Ebba wieder anfing zu schreien, zuckte Claes erschrocken zusammen. Ihr Schreien wurde immer schriller, und Inez spürte, dass sich ihr ganzer Körper verkrampfte. Sie hätte aufstehen müssen, war aber immer noch nicht in der Lage dazu.
    »Bring das Kind zum Schweigen.« Claes sah sie an. »Bring das Balg zum Schweigen, habe ich gesagt!«
    Sie öffnete den Mund, bekam aber keinen Ton heraus. Claes zuckte die Achseln.
    »Na gut. Dann muss ich eben dafür sorgen, dass sie Ruhe gibt.« Wieder zielte er auf Ebba.
    In dem Moment, als er abdrückte, warf sich Inez vor ihre Tochter.
    Doch nichts passierte. Claes betätigte den Abzug erneut, aber es fiel kein Schuss. Verdutzt betrachtete er den Revolver. Im selben Augenblick stürzte sich Leon auf ihn.
    Inez nahm Ebba in die Arme und drückte sie an ihre Brust. Ihr Herz klopfte wie wild. Claes lag unter Leon, versuchte sich aber mit aller Kraft zu befreien.
    »Hilf mir!«, rief Leon. Als er einen Faustschlag in den Magen bekam, schrie er auf.
    Er sah aus, als würde er die Gewalt über Claes verlieren, der sich wie ein Verrückter hin und her warf. Ein zielgerichteter Tritt von John traf Claes am Kopf. Es klang, als würde etwas zersplittern. Dann erschlaffte Claes’ Körper, der Kampf war vorbei.
    Hastig rollte Leon zur Seite und rappelte sich auf. Percy versetzte Claes einen Tritt in den Bauch, John trat weiter gegen seinen Kopf. Josef sah anfangs nur zu. Dann ging er mit zusammengebissenen Zähnen zum gedeckten Tisch, stieg über Runes Leiche hinweg und nahm sich das Messer, mit dem der Lammbraten aufgeschnitten worden war. Er ging neben Claes in die Knie und sah zu John und Percy auf, die erschöpft aufhörten zu treten. Aus Claes’ Mund drang ein Gurgeln, und er rollte mit den Augen. Langsam, fast genussvoll legte Josef ihm die scharfe Klinge an den Hals. Dann setzte er blitzschnell einen scharfen Schnitt, und stoßweise schoss das Blut heraus.
    Ebba schrie noch immer. Inez drückte sie an sich. Ihr Beschützerinstinkt war stärker als alles, was sie je empfunden hatte. Sie zitterte am ganzen Körper, aber Ebba rollte sich auf ihrem Arm zusammen wie ein kleines Tier. Sie drückte sich so fest an ihren Hals, dass Inez kaum Luft bekam. Auf dem Fußboden hockten Percy, Josef und John neben Claes’ verunstaltetem Körper wie ein Löwenrudel vor der Beute.
    Leon kam zu ihr und Ebba. Er atmete einige Male tief durch.
    »Wir müssen aufräumen«, sagte er leise. »Mach dir keine Sorgen. Ich kümmere mich darum.« Sanft küsste er sie auf die Wange.
    Wie aus weiter Entfernung hörte sie ihn den anderen Jungen Anweisungen erteilen. Satzfetzen drangen an ihr Ohr. Über das, was Claes getan hatte, über Beweise, die versteckt werden mussten, und über die Scham wurde leise gesprochen, aber sie bekam es kaum mit. Mit geschlossenen Augen wiegte sie Ebba hin und her. Bald war es überstanden. Leon würde alles in Ordnung bringen.

S ie fühlten sich seltsam leer. Es war Montagabend, und allmählich begriffen sie das Geschehene. Immer wieder war Erica durch den Kopf gegangen, was Anna tatsächlich zugestoßen war und was ihr noch hätte geschehen können. Patrik hatte sie den ganzen Tag betüddelt wie ein kleines Kind. Zuerst fand Erica das rührend, aber mittlerweile hatte sie es satt.
    »Soll ich dir eine Wolldecke bringen?« Patrik küsste sie auf die Stirn.
    »Nein danke, es sind an die dreißig Grad hier drin. Und wenn du mich noch einmal auf die Stirn küsst, trete ich für einen Monat in den Sexstreik.«
    »Entschuldige, dass ich mich um meine Frau gesorgt habe.« Patrik verschwand in der Küche.
    »Hast du die Zeitung schon gesehen?«, rief sie ihm hinterher, hörte aber nur Gemurmel. Sie stand auf und folgte ihm. Die Hitze schien nicht nachzulassen, und sie hatte Lust auf Eis.
    »Ja, leider. Besonders die erste Seite hat es mir angetan. Mellberg mit John und Polizeiauto unter der Überschrift: DER HELD VON FJÄLLBACKA .«
    Erica schnaubte. Sie öffnete das Tiefkühlfach und holte eine Box Schokoladeneis heraus. »Möchtest du auch was?«
    »Gerne, vielen Dank.« Patrik setzte sich an den Küchentisch. Die Kinder schliefen, und das Haus war zur Ruhe gekommen. Solche Momente musste man genießen.
    »Ich nehme an, er ist
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